Schwäbische Zeitung (Tettnang)
„Frei.Wild“-Gastspiel hat ein Nachspiel
Ravensburgs Grüne stellen sich gegen Auftritt – Bürgermeister sieht Gesprächsbedarf
RAVENSBURG (fh) - Das Konzert der umstrittenen Deutschrock-Band „Frei.Wild“in der Ravensburger Oberschwabenhalle am 10. April dürfte ein Nachspiel haben. Die Ravensburger Grünen haben sich klar gegen den Auftritt der Südtiroler positioniert, denen Kritiker vorwerfen, mit der rechten Szene zu sympathisieren. Bürgermeister Simon Blümcke sieht grundsätzlichen Gesprächsbedarf mit den Verantwortlichen der „Lira“, die die Oberschwabenhalle im Auftrag der Stadt betreibt.
Wie berichtet, haben Gegner der Musiker in sozialen Medien auch zum Boykott des Konzertes in Ravensburg aufgerufen. Sie werfen der Gruppe vor, sich mit „völkisch-nationalistischen Texten einer Blutund-Boden-Rhetorik“zu bedienen, „wie sie von rechtsextremen Gruppierungen wie der NPD und Identitären Bewegung verwendet wird“. Die Band selbst weist die Kritik zurück. Sänger Philipp Burger hat sich inzwischen aber auch von einzelnen „Frei.Wild“-Liedzeilen distanziert. Anträge, Songs der Band auf den Index zu setzen, sind mehrfach gescheitert.
In Flensburg, wo die Band eigentlich am 20. April spielen soll, gibt es derzeit eine kontroverse öffentliche Diskussion: Oberbürgermeisterin Simone Lange ( SPD) hatte sich für eine Absage des Konzertes starkgemacht. Die Online-Petition „Kein Hafen für Nationalismus“sammelte gut 1200 Unterschriften. Inzwischen hat der Betreiber der „FlensArena“den Vertrag mit „Frei.Wild“gekündigt. Die Gruppe wiederum kritisiert „vorauseilenden Gehorsam gegenüber der Politik und Beschneidung der Kunstfreiheit“und will weiterhin in der Stadt spielen.
Ginge es nach den Grünen, würde auch der Auftritt in Ravensburg abgesagt. Ingrid Brobeil-Wolber, Otti Reck-Strehle und Ozan Önder sitzen für die Fraktion im Aufsichtsrat der „Live in Ravensburg“(Lira), vormals Oberschwabenhallen GmbH. Die Lira, die das Programm für die Oberschwabenhalle erstellt, ist eine hundertprozentige Tochter der Stadt. „Wir wollen nicht, dass die Stadt Ravensburg einer solchen Band ein Forum bietet“, schreiben die Grünen in einer Stellungnahme an Bürgermeister Simon Blümcke und Willi Schaugg, Geschäftsführer der „Lira“. Die Grünen erklären in der Stellungnahme weiterhin, dass sie sich dem Boykott-Aufruf für den Auftritt der Tiroler anschließen.
Ravensburgs Bürgermeister Simon Blümcke sieht ebenfalls Handlungsbedarf: „Wir werden über die Programmierung der Halle und zukünftige Leitlinien hierfür im kommenden Aufsichtsrat sprechen. Bisher war das nicht notwendig. Ein solches Konzert zeigt aber, dass dies dringend geschehen muss.“
Willi Schaugg hatte zuvor erklärt, er halte die Musik von „Frei.Wild“für unproblematisch: „Wir kennen den Ruf der Band und haben versucht, uns abseits jeder Hysterie ein Bild von der aktuellen Haltung der Band und dem Verlauf und Umfeld der Konzerte zu machen.“Und weiter: „Es gibt nach unserer Einschätzung keinen Grund, die Fans und Besucher an den rechten Rand zu rücken oder das Konzert als eine Art Rechtsrock darzustellen.“
„Nach allem, was über die Zielgruppe der Band bekannt ist, erscheint uns die Stellungnahme der Lira-Geschäftsführung tatsächlich eher abwiegelnd und verharmlosend“, sagen dazu die Grünen.