Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Unser-Brüder kehren für Bodan an den See zurück
Julius, Emanuel und Johannes Unser beschäftigen sich jeden Tag mit der Gastronomiebaustelle „Werft – 1919“
KRESSBRONN - Ausbildung, Studium und Job haben sie bis nach Liechtenstein und in die Schweiz gezogen nun kehren Julius, Emanuel und Johannes Unser an den See zurück. Die Brüder, die in Langenargen aufgewachsen sind, übernehmen die Gastronomie in der Bodan-Werft, nachdem der Gemeinderat ihnen Ende 2018 den Zuschlag gegeben hat. Seitdem beschäftigen sich die Brüder nahezu jeden Tag mit der Werft.
Es war Weihnachten 2017, als sich die Brüder – wie jedes Jahr – bei den Eltern in Langenargen trafen. Während der Älteste, Johannes Unser, ein Gastronomiekonzept in Liechtenstein führt, studiert der jüngste, Julius, in Heilbronn, Emanuel dagegen arbeitet seit vielen Jahren als Ingenieur in Zürich, weshalb sich die Brüder nicht besonders oft sehen können. Auf Empfehlung der Mutter ging es schließlich zum gemütlichen Weihnachtsspaziergang aufs BodanAreal. „Mein Bruder, ein Vollblutgastronom, hat in eines der Fenster geschaut und gleich davon geträumt, wie es wäre, hier ein Restaurant zu eröffnen“, berichtet Emanuel Unser mit einem Schmunzeln.
Mit viel Herzblut dabei
Was zu dem Zeitpunkt nicht viel mehr als ein Hirngespinst war, wurde nur kurze Zeit später, als der jüngste Bruder die Ausschreibung der Gemeinde für einen Pächter als Betreiber der Gastronomie auf dem Bodan-Areal entdeckte, schnell ernsthaft. „An Neujahr haben wir entschieden: Wir bewerben uns – im Dreierpack“, sagt Emanuel Unser. Die Brüder forderten die Bewerbungsunterlagen an, arbeiteten ein Konzept aus und bewarben sich bei der Gemeindeverwaltung in Kressbronn. „Seitdem beschäftigen wir uns jeden Tag mit der Werft“, sagt Emanuel Unser – und sieht dabei nicht so aus, als würde es ihn stören – ganz im Gegenteil: Schnell wird deutlich, mit wie viel Herzblut die Brüder die ganze Sache angehen. „Wir sind ein gesunder Mix aus allem, was man für die Werft braucht“, ist Emanuel Unser mit Blick auf die Ausbildungen und Berufserfahrungen der Drei überzeugt.
Mit Kreativität haben die Brüder ein gastronomisches Konzept entwickelt, das unter dem Namen „Werft – 1919“regionale Kunst und Kultur, ein gehobenes kulinarisches Angebot mit regionalen Produkten und die Geschichte in den historischen Gebäuden der ehemaligen Bodan-Werft in Einklang bringen soll. „Die ehemalige Schlosserei soll zu einem à-lacarte Restaurant mit jeweils etwa 60 bis 70 Sitzplätzen im Innen- und Außenbereich werden“, erläutert Emanuel Unser und zeigt den Bereich auf der großen Baustelle. Auch eine Theke, an der sich Spaziergänger Snacks oder einen Kaffee zum Mitnehmen holen können, soll es geben.
In der ehemaligen Schreinerei soll auf rund 200 Quadratmetern ein Bankettsaal beziehungsweise eine Eventhalle für private Buchungen mit rund 180 Sitzplätzen entstehen. Hier können klassische Familienfeste oder spezielle Veranstaltungen wie beispielsweise Hochzeiten gefeiert werden, denn der Saal soll mit hochwertiger Technik, einer mobilen Bühne und einer leistungsstarken Belüftung ausgestattet werden.
Die Halle 1 wird als Bühne für jeden Anlass mit etwa 200 Sitzplätzen in der Konzertbestuhlung dienen. „Aus der Region stammende Künstler, Theaterschauspieler und Musiker, aber auch überregionale Künstler sollen auf die Bühne in der Werft geholt werden. Dabei wollen wir keine Konkurrenz zu bestehenden Angeboten sein“, betont Unser. So soll die Halle 1 der Wirtschaft, der Kunst und Kultur, aber auch den Vereinen und dem öffentlichen Leben dienen.
Neben dem eigentlichen Betrieb der „Werft – 1919“haben die Brüder aber noch eine ganze Menge anderer kreativer Ideen: So hat der jüngste der drei Brüder, Julius, die Aufgabe bekommen, das neu angeschaffte Fischerboot, welches in der BodanWerft gebaut wurde, zu restaurieren, um es später den Gästen für verschiedene Anlässe vermieten zu können. Angedacht ist zudem auch, einen „Marktplatz für die Region“zu schaffen: „Wer bei uns ein Steak isst, das ihm besonders gut schmeckt, hat in unserer Vorstellung vielleicht sogar die Möglichkeit dieses auch bei uns zu kaufen“, erläutert Emanuel Unser. Bis dahin wird es aber noch ein bisschen dauern – die Unsers rechnen damit, zur Saison im Frühjahr 2020 eröffnen zu können.
Einen Tag der offenen Tür, bei dem die Gäste nicht nur die Werft besichtigen können, sondern auch Ideen und Wünsche äußern können, gibt es am 11. Mai, dem Tag der Städtebauförderung. Hier sind Johannes, Emmanuel und Julius Unser persönlich anzutreffen und freuen sich über Anregungen und Gespräche.