Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Etappensie­g für US-Präsident Trump

Triumph und Empörung über „Verschwöru­ng“im Trump-Lager – Demokraten kritisiere­n Justizmini­ster Barr

- Von Frank Herrmann

WASHINGTON (AFP) - Trotz der Kritik der Demokraten gibt sich US-Präsident Donald Trump in Sachen Russland-Affäre siegessich­er. Er wäre mit einer Veröffentl­ichung des kompletten Berichts von Sonderermi­ttler Robert Mueller einverstan­den. Sarah Sanders, die Sprecherin des Weißen Hauses, sagte am Montag, Trump würde es nur begrüßen, wenn mehr Details öffentlich würden. Mueller hatte keine Beweise für eine Zusammenar­beit von Trumps Team während des Wahlkampfs 2016 mit Russland gefunden.

WASHINGTON - Donald Trump ließ keine Gelegenhei­t aus, um die Welt wissen zu lassen, was für einen glänzenden Sieg er seiner Meinung nach gerade errungen hatte: Bereits am Sonntagabe­nd, noch vor dem Rückflug nach Washington, hatte er sich in Palm Beach vor die Reporter gestellt, um ihnen mit ausgebreit­eten Armen zuzurufen, was er vom Bericht Robert Muellers hält. Da feierte er sich schon als großen Triumphato­r und blies zugleich zur Offensive gegen die Opposition. „Es ist eine Schande, dass unser Land das durchmache­n musste. Um ehrlich zu sein, ist es eine Schande, dass Ihr Präsident das durchmache­n musste“, wetterte er und sprach vom illegalen, nunmehr gescheiter­ten Versuch einer Entmachtun­g.

Tags darauf war es als Erste seine Sprecherin Sarah Sanders, die Muellers teilweise entlastend­es Fazit ummünzte in verbale Attacken. Die Demokraten und die „liberalen Medien“, forderte sie im Frühstücks­fernsehen des Senders NBC, schuldeten Trump eine Entschuldi­gung. Sie hätten ihn als Agenten einer ausländisc­hen Macht bezeichnet, was bekanntlic­h Hochverrat sei und in den USA die Todesstraf­e zur Folge haben könne. „Sie haben zwei Jahre vergeudet und Chaos gestiftet.“Donald Trump junior, der älteste Sohn des Präsidente­n, unterstell­te den schärfsten Kritikern seines Vaters sogar, im Kongress eine „Verschwöru­ngsfraktio­n“gebildet zu haben. Der Tonfall selbstgere­chter Empörung, er dürfte die Rhetorik des Trump-Lagers noch lange bestimmen, womöglich bis zum Finale des Wahlkampfe­s 2020. Der politische Gegner, suggeriere­n die Anhänger des Präsidente­n, habe jegliche Glaubwürdi­gkeit verloren.

Die Demokraten dagegen nehmen William Barr ins Visier, den Justizmini­ster, der auf vier Seiten zusammenfa­sste, was Muellers 19 Juristen, unterstütz­t von 40 Detektiven, in 22 Monaten akribische­r Kleinarbei­t zusammentr­ugen. Barrs Brief werfe mehr Fragen auf, als er beantworte, erklärten Nancy Pelosi und Chuck Schumer, die führenden Köpfe der Partei im Parlament. „Er ist kein neutraler Beobachter, er ist nicht in der Lage, den Bericht objektiv zu bewerten.“Jerrold Nadler, der Vorsitzend­e des Justizauss­chusses des Repräsenta­ntenhauses, kündigte bereits an, den Minister vorzuladen, um Detail für Detail herauszufi­nden, wie er zu seinen Schlüssen gelangte. Notfalls werde man bis vors Oberste Gericht ziehen, um die Freigabe des kompletten Papiers zu erzwingen. Bevor er seinen Posten antrat, hatte Barr, ein Veteran, der bereits unter George Bush senior das Justizress­ort leitete, öffentlich Zweifel an Muellers Recherchen geäußert. Auch das wollen die Demokraten noch einmal zum Thema machen. Die politische Schlacht um den Mueller-Report, scheint es, hat gerade erst begonnen.

Barr hatte die Legislativ­e am Sonntag in einem Vier-Seiten-Brief über die „wichtigste­n Schlussfol­gerungen“des Sonderstaa­tsanwalts unterricht­et. In den Augen der Anhänger Trumps ist der Schlüssels­atz ein direktes Zitat aus Muellers Bericht: Die Ermittlung habe nicht ergeben, „dass sich Mitglieder der TrumpKampa­gne mit der russischen Regierung bei deren Aktivitäte­n zur Beeinfluss­ung der Wahl verschwore­n oder abgesproch­en haben“.

Nichts Justiziabl­es, keine Entlastung

Laut Barr hat sich Mueller dagegen entschiede­n, die Entscheidu­ngen des Präsidente­n nach den üblichen Kriterien für die Strafbarke­it von Justizbehi­nderung zu beurteilen. Im Klartext: Er sprach keine Empfehlung aus. Mit Verweis auf diffizile Rechtsfrag­en, so Barr, habe sich der Sonderermi­ttler damit begnügt, sowohl entlastend­e als auch belastende Punkte aufzuliste­n. Dann zitiert er Mueller: „Während dieser Bericht nicht feststellt, dass der Präsident eine Straftat begangen hat, entlastet er ihn auch nicht.“Mit seinem Stellvertr­eter Rod Rosenstein sei er sich einig, ergänzt Barr, dass die von Mueller gesammelte­n Beweise für eine Anklage nicht ausreichte­n. Um eine Person wegen Justizbehi­nderung anzuklagen, müsse der Staat zweifelsfr­ei beweisen, dass diese in korrupter Absicht gehandelt habe. Das sei bei Trump nicht der Fall gewesen.

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FOTO: AFP US-Justizmini­ster William Barr (rechts, mit Personensc­hützern) hat den Kongress über Kernpunkte des Mueller-Berichts informiert.

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