Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Beschwingte Tänze und tiefe Trauer
Lux Trio spielt im Rittersaal Werke von Haydn, Dvorak und Smetana
TETTNANG - Auf Einladung von Spectrum Kultur hat am Sonntagabend das Lux Trio anlässlich der Internationalen Schlosskonzerte im Rittersaal gespielt. Sie kannten sich an der High School in Seoul und haben sich beim Studium in Berlin wiedergetroffen. Seit 2014 spielen die drei koreanischen Musiker – Jae Hyeong Lee an der Violine, Hoon Sun Chae am Violoncello und Eunyoo An am Klavier – als Klaviertrio zusammen und haben 2018 einen dritten Platz und den Publikumspreis beim ARD-Wettbewerb erreicht.
Am Anfang des Konzerts steht Joseph Haydns Klaviertrio Es-Dur Hob.XV:29. Alles ist in Bewegung, wenn die drei spielen. Aufmerksames Aufeinander-Hören und ständiger Blickkontakt begleiten ihr vorwärtsdrängendes, kontrastreiches Spiel. Ruhiger ist das gesangliche Andantino, welches die Pianistin mit lyrischem Ton anstimmt. Mit jugendlichem Schwung wird das Finale zum unbeschwerten Tanz in beschwingtem Rhythmus, wobei die heitere Anmut des Haydnschen Trios etwas verloren geht.
War das Cello bei Haydn noch überwiegend in dienender Rolle zu hören, kommt sein weicher, wehmütiger Ton in Antonín Dvoráks Klaviertrio e-Moll op. 90, dem berühmten „Dumky“-Trio von 1891, voll zur Geltung. In diesem Werk, das pure Lebensfreude verströmt, entspricht jeder Satz einer ukraninischen oder tschechischen „Dumka“, der volkstümlichen Kleinballade, die geprägt ist von einem langsamen und einem schnellen Teil. Sehnsuchtsvolle, dunkel gefärbte Passagen schlagen urplötzlich um in hitzige Tänze, so bereits im ersten Satz, wo nach dem träumerischen Gesang des Cellos und dessen Dialog mit der Violine diese plötzlich zwitschert und das Klavier es ihr nachtut. Und wieder folgt auf träumenden Gesang ein vehementer Tanz, auf die bittersüß singende Violine ein dynamisches Wirbeln oder ein genüsslich ausgekosteter Hexentanz, ehe das Werk im rasanten Finale endet.
Während bis dahin mehr die virtuose Technik im Vordergrund stand, kommen im dritten Stück des Abends, in Bedrich Smetanas Klaviertrio g-Moll op. 15, berührende Emotionen zum Tragen. In tiefem Einverständnis vereint hier die drei Künstler die Klage des Komponisten um sein mit viereinhalb Jahren verstorbenes Töchterchen. Düster ist der Untergrund, über dem der Aufruhr der Gefühle tobt und jeden Versuch der Beruhigung im Keim erstickt. Kaum erklingt eine bewegende Klage im Cello, folgt ein neuer Aufschrei, neue Rebellion gegen das Schicksal, scheue Erinnerungen verwandeln sich sogleich in Bitternis. Der ganze Satz zeigt die Zerrissenheit zwischen wildem Schmerz, schönen Erinnerungen und dem Versuch, sich zu fügen. Hinter verschleiertem Blick erscheint im Allegro das Bild eines fröhlichen Wirbelwinds. Und wieder ist da im Finale der Schmerz. Wie von Furien gehetzt spielt das Trio das Presto, noch einmal tun sich Blicke in helle Gefilde auf, deutet sich Ergebenheit ins Schicksal an, ehe der Schmerz wieder aufbrandet, über dem Trauernden zusammenstürzt. Ein bewegender Abschluss des Konzerts, dem das Trio noch eine kurze Zugabe folgen lässt.