Schwäbische Zeitung (Tettnang)
„Psychopriester“bietet reiches Programm
Kabarett zur Fastenzeit mit Jörg Müller in der Argentalhalle
LAIMNAU - Die Katholische Erwachsenenbildung (KEB) hat am Freitag ins Foyer der Argentalhalle eingeladen. Dort war der Pfarrer, Psychologen und Ordensbruder Jörg Müller zu Gast. Er präsentierte sein Programm „fasten, opfern und lachen“. Im Argental ist der katholische Kabarettist kein Unbekannter, war er doch schon häufiger zu Besuch.
„Inzwischen bin ich in Gemeinde und Orden mit bischöflichem Segen für meine Uneinsichtigkeit als ‚Psychopriester’ bekannt“, startet Müller erklärend. Der Geistliche hat für seine Show einiges mitgebracht – an Hilfsmitteln, aber auch an Inhalten. Diese setzt er beispielsweise mit Handpuppe Frederick bauchrednerisch anspruchsvoll um. „Frederick“fragt „Onkel Jörg“, ob Vegetarier denn älter werden als Fleischesser, darauf Müller: „Nö, die schauen nur so aus“. Als besonderes Fastenopfer rät er zu einem saftigen Steak – aber ohne Gewürze. Dass der Tod als willkommener Teil des Lebens gilt, zeigt er hin und wieder – am skurrilsten durch eine Marionettennummer mit tanzendem Skelett zu „Let’s Twist Again“. Manches ist vielleicht ein wenig holperig in Technik und Playback, dafür sind die Inhalte unterhaltsam – stets mit dem Bezug zur Fastenzeit. „Fasten ist Verzicht“, betont der Kabarett-Pfarrer ein ums andere Mal.
Und dann singt er auch noch
Also auch Verzicht aufs Fasten? Vor allem, wenn die große Opferbereitschaft für Kompensation fehlenden Glaubens stehe. Der katholische Kabarettist bezieht auch kurz zu seinem Orden Stellung. Als Ordensbruder sei er Palottiner mit Ordenskürzel SAC, für Societas Apostolatus Catholici. Bei den Gesangsnummern trifft er eher den Geschmack des älteren Publikums, so zum Beispiel mit einer Persiflage samt gemalter Symbole auf Heintjes „Mama“oder mit einer Bibelzahlen-Interpretation von Bruce Lows „Das Kartenspiel“. Schlaues zum Alter lässt der Kabarettist schließlich „Herrn Grantler“, eine lebensgroße Seniorengestalt bruddeln: „Aufpassen beim Computerkurs – sonst drücken Sie womöglich noch ‚Alt’ und ‚Entfernen’“. Neben manch’ Kritischem zum „Fastenverzicht“ rät Müller schließlich in Anbetracht der Endlichkeit des Seins: „Nur wer die Gegenwart genießt, hat in Zukunft eine schöne Vergangenheit.“
Zum Thema Fasten und Vergebung rät er: „Laden Sie doch einfach mal alle Ihre Feinde zum Kaffee ein.“Als weiterer, wieder gesungener Ratschlag ergänzt Müller dann psychologisch wertvoll: „Sag den Menschen, wie gut sie sind – und sie hören auf, schlecht zu sein.“
Beim Zwiegespräch mit Jesus am Kreuz – aus dem Off versteht sich – zitiert der „Fastenexperte“schließlich einen Dialog mit „Don Camillo“zum Thema Vergebung. Als Zugabe gibt es von Jörg Müller, inspiriert von tatsächlichen Begegnungen, eine Szene mit Playback-Orchester, als Herbert von Karajan trotz verschiedener Störungen den Taktstock schwingend.
Das Publikum entlässt der „Psychopriester“schließlich mit der fröhlichen Aufforderung „und büßen Sie fleißig“in die weitere Fastenzeit.