Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Schad-Skulpturen an vielen Orten
Der Künstler will mit dem Projekt auf besondere Orte in Oberschwaben hinweisen
FRONREUTE/WOLPERTSWENDE Wer ab Mai am Häcklerweiher spazieren geht, wird auf etwas Neues und Fremdes stoßen: Kunstwerke. Der international bekannte Künstler Robert Schad aus Ravensburg stellt sechs große Stahl-Skulpturen am Häcklerweiher auf, verteilt „wie Rehe im Wald“, wie er es selbst beschreibt. Eine weitere Skulptur wird beim Stallbesen in Vorsee zu sehen sein. Damit sind Fronreute und Wolpertswende Teil des groß angelegten Kunstprojekts „Robert Schad – Von Ort zu Ort“.
An mehr als 40 Orten in der Region Bodensee-Oberschwaben stellt der Künstler von 25. Mai bis 30. November über 60 seiner Skulpturen aus, öffentlich und frei zugänglich. Die ausgewählten Orte sind über fünf Landkreise verteilt und finden sich von Ulm bis Meersburg, von Lindau bis Sigmaringen. Organisiert wird das Ganze von dem eigens dafür gegründeten Verein „Freundeskreis Skulpturenprojekt Robert Schad 2019“. Schirmherr ist Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Wie in Fronreute und Wolpertswende werden auch in Waldburg, Wolfegg, Schlier und Weingarten Skulpturen aufgestellt. Berg und Ravensburg sind mit Skulpturen dabei, die dort bereits fest aufgebaut sind: „Die Berger Winde“am Rathaus in Berg, die Skulptur „Vygon“am Veitsburghang und „Caide“auf dem Marienplatz, im Volksmund besser bekannt als „der Schad-Brunnen“.
Wie ein roter Faden
Massiver Vierkantstahl. Aus diesem Material formt Schad seine Skulpturen, das verbindet sie. Und seine Werke sollen wiederum nach dem Willen ihres Schöpfers Orte in der Region verbinden: „Meine Skulpturen aus rostrotem massivem Vierkantstahl ziehen sich wie ein roter Faden durchs Land und bringen die unterschiedlichsten Orte in Oberschwaben in Verbindung.“Bei aller Unterschiedlichkeit haben die Orte eins gemeinsam: Es sind Plätze, die es nach Meinung von Schad wert sind, bemerkt zu werden. „Ich weise auf Orte hin, die in Oberschwaben sind, und ich möchte, dass die Leut dorthin gehen. Wichtig ist, dass mit den Skulpturen der Weg zu den einzelnen Orten gefunden wird und die Orte reflektiert werden in der Skulptur“, sagte Schad in einem Gespräch mit vier Schülerinnen des Gymnasiums Weingarten im Kulturzentrum Linse. Er gab den Jugendlichen einen Einblick in seine Arbeit und erklärte ihnen seine Motivation für das Kunstprojekt. Einige Orte, auf die Schad hinweisen möchte, sind in der Natur: Neben dem Häcklerweiher ist es die Zundelbacher Linde bei Schlier. Für den gebürtigen Ravensburger ist die Linde ein „magischer Ort“, die ihn an seine Zeit bei der Bundeswehr erinnert. Dort wird die Skulptur „Kapnak“stehen. Sie ist eine von elf, die der Bildhauer eigens für das Projekt angefertigt hat. Die übrigen Werke sind entweder schon fest vor Ort installiert oder wurden schon früher angefertigt und bereits an anderen Orten ausgestellt.
Neben Orten in der Natur sind es historische Bauten, die der Bildhauer als Plätze für seine Skulpturen ausgewählt hat. In Wolfegg ist es die Orangerie im Fürstlichen Hofgarten, in Waldburg ist es die Waldburg. Dort werden gleich zwei Skulpturen aufgestellt: Die erste, „Lorni“, positioniert Schad auf einer freien Fläche an der Kreuzung von Hauptstraße und Amtzeller Straße. Von diesem Platz aus ist die darüberliegende Waldburg gut zu sehen. Das Stahlkunstwerk ist vier Meter lang, 2,30 Meter breit und fünf Meter hoch. Im Hof der Waldburg wird dann eine zweite Skulptur aufgestellt.
An den Kosten für die Aufstellung der „Lorni“beteiligt sich die Gemeinde Waldburg mit 2000 Euro. Zudem stellt sie Mitarbeiter des Bauhofes zur Verfügung, um die Fläche für die Skulptur vorzubereiten. Mit der Zustimmung zu dem Projekt tat sich der Waldburger Gemeinderat im vergangenen Jahr etwas schwer. Sowohl Gemeinderat Johann Rist als auch Lothar Gschwind fragten sich, welchen Nutzen Waldburg davon habe. „Was bringt uns das? Ich seh die Vorteile nicht“, so Rist. Markus Seeger sprach sich dafür aus, „anderen Gemeinden die Ehre zu überlassen“. Ein starker Befürworter fand die Kunst dann in Gemeinderat Georg Waxenberger: „Robert Schad ist ein bekannter und renommierter Künstler. Sind wir bereit, einen überschaubaren Betrag dafür zu bezahlen? Aus meiner Sicht ist es das wert. Und wir machen damit nichts kaputt. Im November ist es wieder weg.“Am Ende war die Mehrheit inklusive Bürgermeister Michael Röger für das Kunstprojekt, vier Gemeinderäte blieben bei ihrer Ablehnung. Auch im Wolfegger Gemeinderat spielten die Kosten eine Rolle bei der Diskussion. Auch dort stimmte der Rat mehrheitlich zu, bei zwei Gegenstimmen. Einstimmig abgelehnt hat das Projekt der Gemeinderat in Scheer. Grund: Die 2000 Euro, die die Gemeinde dafür hätte zahlen müssen, waren den Räten zu viel.
Dass Diskussionen um die Kosten für seine Kunst entbrennen, ist Schad gewohnt: „Es gibt immer Leute, die schimpfen und sagen ‚So ein rausgeschmissenes Geld‘“. Doch er ist überzeugt: „Wenn nicht die Architektur und die Skulptur heutzutage Zeichen setzen, wird unsere Zeit ohne Zeichen sein. Es ist wichtig, dass jede Zeit ihre Zeichen setzt und sich definiert gegenüber anderen Perioden.“