Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Festakt mit Musik, Geschichte und Geschichten
Musikverein Wasserburg feiert stilvoll und gebührend den 175. Geburtstag
WASSERBURG
- Der Musikverein Wasserburg hat mit einem emotionalen und feierlichen Festakt mit seinen Freunden, Gönnern und Wegbegleitern seinen 175. Geburtstag gefeiert. Dies tat er mit viel Musik, Geschichten und Geschichte, Erinnerungen an alte Kameraden und Erlebnissen junger Musikanten. Er zeigte sich dabei als hervorragender Gastgeber.
Zum stilvollen Auftakt erklingt der opulente Königsmarsch von Richard Strauß, gespielt von der großen Kapelle des Musikvereins Wasserburg, unter einem eindrucksvollen Festtagsbanner das die Bühne schmückt. „175 Jahre, das ist eine lange Zeit. Wir wollen Rückschau halten, wie das auf Geburtstagen älterer Geburtstagskinder so üblich ist“, begrüßt Stefan Hilger, der Vorsitzende des Musikvereins Wasserburg, die geladenen Gäste, darunter Musikanten ihrer Partnerkapellen, viele lokalpolitische, musikalische und kirchliche Prominente, von denen einige auch Protagonisten des launigen Programms sind. Weil so viel passiert sei, hätten sie einige Meilensteine herausgenommen, die sie auf unterhaltsame Art beleuchten werden, so Hilger. Durch den Abend begleiten Cornelia Braun und Evein Obulor, mit mädchenhaft frisch-frechem Charme und Unterhaltungswert.
Amüsante Geschichtsstunde mit Fridolin Altweck
Sie holen Ortsheimatpfleger Fridolin Altweck auf die Bühne. Die Gäste lauschen seiner amüsanten Geschichtsstunde, in der er weit zurückgeht ins 19. Jahrhundert und schließlich zur Entstehung der Wasserburger Musikgesellschaft 1844, initiiert durch den 19-jährigen David Schäfler. Die Geschichte des Musikvereins habe eine stattliche Reihe von Schriftführern protokolliert, sodass sie 15 dicke Bände mit rund 6000 Seiten fülle. Als Intermezzo und passend zum 19. Jahrhundert spielt eine Originalbesetzung, in Originaloutfit und nach Originalnoten ein kleines Musikstück. 1871 stiftete Fräulein Cäcilia Taubenberg dem Verein die erste Fahne, als Widmung der Frauen an die Musikanten. Das gute Stück sei allerdings 50 Jahre später leider von Motten zerfressen gewesen. 1954 habe der Musikverein seine erste richtige Fahne erhalten, die nun zum Jubiläum restauriert worden ist, stolz von Fähnrich Stefan Gomm präsentiert und von den Gästen beklatscht wird. Pfarrer Ralf Gührer und Pfarrerin Petra Harring werden gebeten, die Fahne zu segnen. „Musik begleitet Menschen in Freud und Leid, in einer Sprache, die keiner Worte bedarf“, sagt Pfarrer Gührer. Und Pfarrerin Harring gedenkt mit den Worten aus Hubert von Goiserns Lied „Heast as nit, wia die Zeit vergeht…“ den verstorbenen Kameraden des Musikvereins und wünscht, dass in der Chronik des Musikvereins nie wieder etwas von Kameraden stehen wird, die im Krieg gefallen sind.
Und weil Essen und Trinken Leib und Seele zusammenhalten, sorgt der Musikverein hervorragend für seine Gäste, die jetzt riesige Brotzeitbretter auf den Tisch gestellt bekommen, an denen sie sich während des weiteren Abends bedienen dürfen. Nebenbei erfahren sie, dass 1922 die Wasserburger Musikgesellschaft zur Harmoniegesellschaft erweitert wurde und endlich „das Holz“ins Register Einzug hielt. Worauf selbstverständlich sofort und als Kostprobe die Annenpolka vom Holzregister gespielt wird.
Musikantenfreundschaften halten ein Leben lang
Helmut Münzel, der Vorsitzende des Bezirks 7 im Allgäu-Schwäbischen Musikbund (ASM), überbringt Grüße von allen Musikanten des Bezirks und versichert, dass der Musikverein Wasserbug hohes Ansehen im ASM genieße und lobt vor allem die hervorragende Jugendarbeit. Fünf Bezirksmusikfeste habe der Musikverein Wasserburg bereits ausgerichtet, an 32 regionalen und 25 überregionalen Wertungsspielen teilgenommen. Das erste Wertungsspiel bestritten die Musikanten 1951 mit dem Stück „Die Bagatelle“von Josef Rixner, und das bringen die Wasserburger Musikanten jetzt zur Freude des Publikums zu Gehör.
Musikantenfreundschaften halten bekanntlich ein Leben lang, und Hugo Ehrmann sei praktisch der Experte für Musikantenfreundschaften, erklärt Evein Obulor. Und so berichtet das fast 86-jährige Ehrenmitglied in Gedichtform von einer Fahrt nach Tschars zu ihren Tiroler Musikantenfreunden, auf der sie von den Gendarmen erstmal festgesetzt wurden, weil die dachten, sie wollen in ihren schmucken Musikantentrachten Tirol erobern. Landrat Elmar Stegmann wird als Experte für Bezirksmusikfeste auf die Bühne geholt, und er bestätigt, dass er ein ganz großer Fan davon sei: „Besonders einen Gesamtchor muss man einfach erlebt haben!“Einer der Höhepunkte des Festaktes ist der amüsante Einblick in den Musikunterricht der Bläserschule Bodolz Wasserburg VJBW mit Stefan Hilger und einem Projektchor – der harte Weg vom Chinese Hoziwong bis in den Musikverein. Passend dazu erzählen Lothar Zanker, Andreas Zirn, Waltraud Witzigmann und Arnold Heim, wie die VJBW entstanden ist, deren Ursprung das Klassenmusizieren war.
„Kinder sind unsere Zukunft“, sagt Witzigmann. „Deshalb ist es so wichtig, dass sie mit guten Instrumenten, in schönen Räumlichkeiten eine hochwertige musikalische Ausbildung erhalten.“