Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Sirenengeheul an der Sexismusfront
Es ist schon so, dass wir uns ab und zu ein Thema aus den Fingern saugen; das gehört zur beruflichen DNA. Auf der anderen Seite haben wir ein paar zuverlässige Mitarbeiter, die dafür sorgen, dass uns der Stoff nicht ausgeht. Einer sitzt im Weißen Haus; das dürfte sich herumgesprochen haben. Nicht ganz so versiert wie unser spezieller Freund The Donald, aber auf sehr gutem Weg ist der Scheuer Andi. Von ihm behaupten böse Zungen, sein Wirken als Verkehrsminister sei der Beweis, dass man es auch ohne Qualifikation in ein Spitzenamt schaffen könne.
Das ist bestimmt maßlos übertrieben – bloß weil Andreas Scheuer wacker unhaltbare Begriffspaare verteidigt wie „schnell Autofahren/gesunder Menschenverstand“. Dass ihm die Rechenfehler von Hunderten Lungenärzten durchgegangen sind: geschenkt. Der Mann ist schließlich kein Mathematiker. Unbestritten ist dagegen Scheuers Talent in Fettnäpfchenkunde. Sein neuester Coup: eine Anzeigenkampagne zur Wahrung der Gesundheit auf dem Fahrrad.
Was läge näher, als einem weitgehend unbekleideten jungen Paar Fahrradhelme aufzusetzen, garniert mit dem Spruch: „Looks like shit. But saves my life.“Also: Modisch nicht so angesagt, aber im Fall eines Sturzes nicht von Nachteil. Da fällt uns ein: Die allseits geschätzte Rockband Queen hat mal einen Song namens „Fat Bottomed Girls“mit einem Video beworben, das eine Hundertschaft weitgehend nackter Mädchen auf Fahrrädern zeigte. Ohne Helm. Queen dürfen das. „Nur der kleine Andi, nur der kleine Andi“, würde Udo Lindenberg singen, „der darf das nicht.“Sexismusalarm! (hü)