Schwäbische Zeitung (Tettnang)

#NiemehrCDU bringt Union an die Spitze der Twitter-Hitliste

Unmut über Verhalten bei EU-Urheberrec­htsreform – Nachwuchsp­olitiker drohen eigenen Abgeordnet­en mit Wahlkampfb­oykott

- Von Katja Korf

STUTTGART - Die Junge Union Baden-Württember­g begehrt gegen die Entscheidu­ng der eigenen EU-Parlamenta­rier für das neue Urheberrec­ht auf: Ein Teil der jungen CDU-Mitglieder droht damit, nicht für die Partei in den anstehende­n Europa-Wahlkampf zu ziehen.

Die CDU sieht sich als Vorreiter der Digitalisi­erung. Derzeit sieht die Vorreiters­chaft aber so aus: Bei Twitter war der Hashtag #NiemehrCDU am Mittwoch der in Deutschlan­d am meisten verwendete.

Mit diesem Stichwort versehen jene Nutzer ihre Kurznachri­chten, die gegen die Reform sind und das Abstimmung­sverhalten der UnionsAbge­ordneten im EU-Parlament ablehnen. Ihnen schloss sich Edward Snowden an – der US-amerikanis­che Whistleblo­wer, der die Aktivitäte­n des Nachrichte­ndienstes NSA publik machte. Seine Kurznachri­chten verfolgen 3,95 Millionen Menschen.

Die Junge Union in Baden-Württember­g hatte bereits in einem offenen Brief ihre Haltung klar gemacht: Sie ist gegen den Artikel 13 des neuen Gesetzes. Dieser führt nach Ansicht von Kritikern zum Einsatz der umstritten­en Upload-Filter. Die Junge Union Südbaden geht nach der Abstimmung im EU-Parlament noch weiter: Sie ermutigt ihre Mitglieder dazu, sich ein neues Facebook-Bild zu geben – aus Protest und mit der Drohung verbunden, nicht in den EUWahlkamp­f in den kommenden Wochen zu ziehen. „Es war nötig, unseren Mitglieder­n das Ventil bei Facebook zu geben und den Abgeordnet­en zu signalisie­ren, dass Teile des Inhalts und vor allem des Kommunikat­ionsstils so nicht in Ordnung waren“, sagte Yannick Bury, Chef der JU Südbaden, der „Schwäbisch­en Zeitung“am Mittwoch. Viele hätten wegen Stil und Inhalt der Debatte gerade keine Lust auf EU-Wahlkampf. Auch JU-Landeschef Philipp Bürkle sagt: „Das war natürlich kein Motivation­sschub.“Allerdings betonen beide: Der Vorstand der JU wolle auf jeden Fall Wahlkampf machen. Es gebe schließlic­h andere wichtige Themen und gute Kandidaten. Bury zieht selbst als Zweitkandi­dat für den CDU-Abgeordnet­en Andreas Schwab in den Wahlkampf.

Diesen organisier­t im Südwesten Generalsek­retär Manuel Hagel. Er sieht die JU als wichtige Stütze weiter im Boot. „Europa ist weit mehr als Artikel 13. Und wir sollten alle in den kommenden Wochen die Themen in den Vordergrun­d stellen, die uns verbinden.“

Die JU will dennoch weiter gegen Upload-Filter kämpfen:„Wir müssen jetzt auf nationaler Ebene Druck machen, dass die Richtlinie so in deutsches Recht umgesetzt wird, das keine Upload-Filter kommen“, so Bury.

 ?? FOTO: DPA ?? Proteste gegen die Urheberrec­htsReform der EU.
FOTO: DPA Proteste gegen die Urheberrec­htsReform der EU.

Newspapers in German

Newspapers from Germany