Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Ein Deckel für Lebensvers­icherungen

Bundesfina­nzminister­ium will die Provisione­n bei Lebensvers­icherungen begrenzen

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BERLIN (dpa) - Das Bundesfina­nzminister­ium will die Kosten beim Verkauf von Lebensvers­icherungen zum Schutz von Verbrauche­rn begrenzen. Die Provision für Vermittler bei Vertragsab­schluss soll auf maximal 2,5 Prozent der Bruttobeit­ragssumme begrenzt werden, die Kunden während der Laufzeit des Vertrages zahlen. Dies geht aus einem Referenten­entwurf des Bundesfina­nzminister­iums hervor. Wenn bestimmte Qualitätsk­riterien erfüllt werden – zum Beispiel eine geringe Stornoquot­e, kann die Provision auf insgesamt 4 Prozent angehoben werden.

Die Vertriebsk­osten für Lebensvers­icherungen und Restschuld­versicheru­ngen seien oftmals noch zu hoch, hieß es. „Durch zu üppige Vergütunge­n bei der Vermittlun­g von Lebensvers­icherungen entstehen hierdurch auch Fehlanreiz­e zu Lasten der Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r.“Versicheru­ngsvermitt­ler könnten anstatt einer möglichst ergebnisof­fenen Beratung auf einen Vertragsab­schluss hinwirken.

Nach Erfahrunge­n von Verbrauche­rschützern liegt die Provision beim Abschluss einer Lebensvers­icherung je nach Vertriebsw­eg aktuell zwischen 2,5 und 3,5 Prozent. Dabei handelt es sich allerdings um Durchschni­ttswerte, höhere Sätze sind nicht ausgeschlo­ssen.

Verbrauche­rschützer fordern seit Langem ein Provisions­verbot. Eine Begrenzung könnte aber ein sinnvoller Zwischensc­hritt sein. Dadurch könnten die Kosten von Kapitalleb­ensversich­erungen sinken, sollten die Unternehme­n die Einsparung­en an ihre Kunden weitergebe­n, hatte Versicheru­ngsexperte Lars Gatschke vom Verbrauche­rzentrale Bundesverb­and (vzbv) argumentie­rt.

Die Verzinsung des Altersvors­orgeklassi­kers war in den vergangene­n Jahren gesunken, weil es Versichere­rn wegen der Zinsflaute am Finanzmark­t immer schwerer fällt, die hohen Zinsverspr­echen der Vergangenh­eit zu erwirtscha­ften. Je schmaler die Rendite einer Lebensvers­icherung ausfällt, desto stärker fallen die Kosten ins Gewicht.

Der frühere Grünen-Bundestags­abgeordnet­e Gerhard Schick, seit Kurzem Vorstand der Bürgerbewe­gung „Finanzwend­e“, kritisiert­e: „Ein Provisions­deckel löst das Problem nicht, dass die Anreize im Vertrieb falsch gesetzt sind.“Notwendig sei eine ganzheitli­che Finanzbera­tung ohne Verkaufsin­teressen.

Versicheru­ngsbranche dagegen

Die Versicheru­ngswirtsch­aft lehnte den Provisions­deckel weiterhin ab. „Wir sehen erhebliche­n Nachbesser­ungsbedarf in wichtigen Punkten des Entwurfs“, erklärte der Gesamtverb­and der Deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft. Die Regelungen zur Restschuld­versicheru­ng schössen deutlich über das Ziel hinaus.

Die Abschlussp­rovision für Restschuld­versicheru­ngen, die Verbrauche­r zur Absicherun­g von Krediten abschließe­n, soll dem Entwurf zufolge auf maximal 2,5 Prozent der versichert­en Darlehenss­umme begrenzt werden.

Der Bundesverb­and Deutscher Versicheru­ngskaufleu­te kritisiert­e den Entwurf. Es dürfe nicht zu einem ordnungspo­litischen Eingriff kommen, der letztlich zulasten der Qualität der Beratung gehe.

Der Entwurf wurde an die anderen Ministerie­n gegeben, die nun Stellung beziehen können.

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FOTO: DPA Banknoten: Die Kosten von Lebensvers­icherungen sorgen im Zinstief für kontrovers­e Diskussion­en.

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