Schwäbische Zeitung (Tettnang)
EU-Parlament verbietet Plastik-Wegwerfprodukte
Nach dem Votum in Straßburg müssen formell noch die Mitgliedsstaaten zustimmen
BERLIN/STRASSBURG (dpa) - Die Temperaturen steigen, die Abende werden länger, auf Terrassen und in Parks wird schon „angegrillt“. Noch gehören Plastikbesteck, -teller und -strohhalme für viele zur Grillparty dazu. Am Abend wandert alles in den Müll, kein Stress mit Abspülen oder Scherben. Doch damit soll in absehbarer Zeit Schluss sein: Das EU-Parlament brachte am Mittwoch mit großer Mehrheit das Verbot von Einweg-Plastikprodukten auf den Weg, für die es geeigneten Ersatz gibt.
Es ist einer der letzten Schritte in einem Verfahren, für das sich die Politik schon ausgiebig gefeiert hat. Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) etwa sieht in der Einigung einen „wichtigen Meilenstein zum Schutz unserer Meere und für einen bewussteren Umgang mit Plastik“. Nach dem Votum in Straßburg müssen formell noch die Mitgliedsstaaten grünes Licht geben.
2021 soll das Verbot greifen, dann verschwinden viele Produkte aus den Supermarktregalen. Die EU hofft, so den Ausstoß von Kohlendioxid bis 2030 um insgesamt 3,4 Millionen Tonnen zu verringern. Bis dahin sollen auch Umweltschäden im Umfang von 22 Milliarden Euro vermieden werden.
Alternativen gibt es längst, ob aus Pappe, Holz, Glas oder Bambus. Die sind in der Herstellung nicht immer ökologisch besser als Plastikprodukte, vor allem wenn sie nicht mehrmals verwendet werden. Aber das EU-Verbot ist gemünzt auf das Plastik an den Stränden und in den Meeren. Dort ist es lebensgefährlich für Tiere und landet als Mikroplastik über die Nahrungskette auch auf den Tellern der Menschen. Experten warnen eindrücklich: 2050 könnte mehr Plastik in den Ozeanen schwimmen als Fische.
Um das zu verhindern, reicht es nicht, in der EU auf kleine Rührstäbchen im Kaffee, auf Wattestäbchen und Luftballonhalter aus Kunststoff zu verzichten. Bei der UN-Umweltkonferenz in Nairobi wollte unter anderem die Bundesregierung in Verhandlungen über eine UN-Konvention zum Schutz der Meere vor Vermüllung einsteigen – das hat nicht funktioniert. Enger zusammenarbeiten wollen die Staaten aber. Allen sei klar, dass etwas passieren müsse, hieß es in Nairobi – in vielen Ländern wird Müll kaum gesammelt, geschweige denn recycelt.
Plastikvermüllung ist ein globales Problem, der allergrößte Anteil des Abfalls gelangt Forschern zufolge aus zehn großen Flüssen ins Meer.