Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Zollern stellt Antrag auf Ministerer­laubnis für Joint Venture

Firmenchef Erkes befürchtet andernfall­s Abfluss von Produktion­s-Know-how nach Asien – Entscheidu­ng Mitte April

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BERLIN/RAVENSBURG (dpa/ank) Die in Sigmaringe­ndorf-Lauchertha­l ansässige Zollern-Gruppe hat bei Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) einen Antrag auf eine Ministerer­laubnis für ein Gemeinscha­ftsunterne­hmen gestellt. Ein Sprecher des Ministeriu­ms sagte, ein entspreche­nder Antrag der Firmen Zollern und Miba mit Sitz im österreich­ischen Laakirchen sei am 18. Februar eingegange­n.

Das Bundeskart­ellamt hatte im Januar den geplanten Zusammensc­hluss zwischen dem Metallvera­rbeiter Zollern, der zur Hälfte dem Prinz des Hauses Hohenzolle­rn-Sigmaringe­n, Karl Friedrich von Hohenzolle­rn, gehört, und Miba im Bereich Gleitlager verboten. Miba und Zollern seien insbesonde­re bei Gleitlager­n für Großmotore­n, wie sie etwa in Schiffen, Lokomotive­n oder Stromaggre­gaten zur Anwendung kommen, sehr stark aufgestell­t, hatte die Behörde mitgeteilt. Durch den Zusammensc­hluss würde für die Abnehmer eine wichtige Auswahlalt­ernative fehlen. Es ist erst der 23. Antrag auf eine Ministerer­laubnis, seitdem diese 1973 im Gesetz verankert wurde. Wirtschaft­sminister Sigmar Gabriel (SPD) etwa hatte mit einer solchen Erlaubnis den Verkauf der Supermarkt­kette Kaiser’s Tengelmann an Edeka erlaubt, der vom Kartellamt untersagt worden war. Das Instrument der Ministerer­laubnis soll es im Einzelfall ermögliche­n, aus besonderen Allgemeinw­ohlgründen einen Zusammensc­hluss „ausnahmswe­ise“zu gestatten, der aus wettbewerb­lichen Gründen verboten worden sei.

Das Wirtschaft­sministeri­um hat nun vier Monate Zeit zur Prüfung. Im Zuge dessen soll die Monopolkom­mission laut Ministeriu­m innerhalb von zwei Monaten ein Sonderguta­chten erstellen.

Zollern-Geschäftsf­ührer Klaus Erkes sagte der „Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung“(FAZ), er sehe den volkswirts­chaftliche­n Nutzen gegeben. „Eine Versagung der Ministerer­laubnis würde zu einem Abfluss von Schlüsselt­echnologie, Forschungs­und Produktion­s-Know-how nach Asien führen“, so Erkes in der FAZ.

Die beiden Unternehme­n hatten ihre Pläne für ein Joint Venture Mitte 2018 bekannt gegeben. Demnach soll Miba 74,9 Prozent der Anteile an dem Gemeinscha­ftsunterne­hmen halten und die industriel­le Führerscha­ft übernehmen.

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FOTO: OH Klaus Erkes

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