Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Der fliegende Elefant
„Dumbo“2019: Tim Burtons schaurig-schräge Neuverfilmung eines Kinoklassikers
Dumbo“gehört zu den Klassikern der Zeichentrickfilme aus dem Hause Disney. Nun wurde die Geschichte des fliegenden Zirkuselefanten neu aufgelegt. Der für schaurig-schräge Kinofilme bekannte Regisseur Tim Burton inszenierte die Geschichte über einen Zirkuselefanten, der wegen seiner Segelohren verspottet wird, als spannenden Film mit gruseliger Unternote, der für jüngere Kinder eindeutig zu unheimlich ist.
Regisseur Tim Burton lebt wieder einmal seine Vorliebe für schrägen Humor und schaurig-schöne Fantasiewelten aus, wie man das aus Filmen wie „Alice im Wunderland“oder „Sleepy Hollow“kennt. Das Schauspielensemble von „Dumbo“kann sich zudem sehen lassen: Danny DeVito, Colin Farrell, Eva Green, und selbst Lars Eidinger hat einen kurzen Auftritt. DeVito bangt als Zirkusdirektor Max Medici um seine Existenz. Sein einstiger Star Holt Farrier (Farrell) hat im Krieg einen Arm verloren und kann nicht mehr Dressurreiten.
Eine Katastrophe, ebenso wie der Babyelefant, der mit riesigen Ohren geboren wird. Medici befürchtet den Spott der Zuschauer und hält das seltsame Tier geheim. Doch eines Tages beobachten Holts Kinder Milly und Joe etwas Unglaubliches: Dumbo kann dank seiner Segelohren fliegen. Medici wittert viel Geld, ebenso wie der zwielichtige Unternehmer Vandevere (Michael Keaton). Mit Hilfe
der Luftakrobatin Colette (Green) will der Geschäftsmann Dumbo zur Hauptattraktion seines Abenteuerparks „Dreamland“machen und schmiedet einen bösen Plan.
Die größte Veränderung zu dem 80 Jahre alten Disney-Film ist der Blickwinkel. Statt aus der Perspektive der Tiere erzählt Burton aus Sicht der Zirkusleute. So verschieben sich die Konflikte hin zu menschlichen Problemen: Die Kinder, die um ihre Mutter trauern. Ihr Vater, der nicht weiß, wie er als einarmiger Kriegsveteran seine Familie ernähren soll. In einzelnen Momenten wird die alte Magie spürbar, etwa wenn Sharon Rooney das altbekannte Schlaflied „Baby Mine“singt, bei dem Dumbo und seine Mutter in Zärtlichkeit verbunden sind. Doch die vielen menschlichen Dramen lenken letzten Endes von Dumbos Schicksal ab und lassen die feine Melancholie vermissen, die den Filmklassiker durchzieht.
Zudem wirkt der Film seltsam unentschieden. Eigentlich ist „Dumbo“ ein schönes Märchen für Kinder. Doch viele Szenen sind dafür zu unheimlich, vor allem in Vandeveres „Dreamland“, einem trostlosen Ort des schrillen Vergnügens, wo Gruselgestalten wie in der Geisterbahn lauern und wilde Tiere hinter Gittern dahin vegetieren. (dpa)
Dumbo. Regie: Tim Burton. Mit Danny DeVito, Eva Green, Colin Farrell. USA 2019. 114 Minuten. FSK ab 6.