Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Elektrisch­e Überraschu­ng und viel Auswahl

Bei den Roller-Neuheiten 2019 setzt eine Kultmarke ein Ausrufezei­chen – doch das ist nicht der einzige Höhepunkt für Rollerfans

- Von Thomas Flehmer

ESSEN (dpa) - Bisher kamen rein elektrisch angetriebe­ne Roller meist aus asiatische­r Produktion. Doch Kymco und Co. erhalten nun eine starke Konkurrenz aus Europa: „Das Überrasche­ndste in diesem Jahr ist sicherlich die Vespa Elettrica“, sagt Achim Marten vom Industrie-Verband Motorrad (ivm). „Dass ein Markenname als Synonym für Roller elektrisch wird, ist bemerkensw­ert.“Der 4 kW/5,4 PS starke und 45 km/h schnelle Roller soll mit einer Ladung bis zu 100 Kilometer schaffen und lässt sich auch mit Pkw-Führersche­in fahren. Im Gegensatz zu vielen Modellen aus Asien lässt sich die Batterie der 6390 Euro teuren Vespa aber nicht zum Laden entnehmen.

Erfolgreic­her wird wohl die große Schwester mit Verbrennun­gsmotor bleiben, die in einer neuen Generation auf den Markt kommt. Mit nun 17,5 kW/24 PS und dem stärksten von Vespa gebauten Motor soll die GTS 300 Super auch 2019 den Spitzenpla­tz bei den Rollerverk­äufen in Deutschlan­d einnehmen. Mit 5722 verkauften Einheiten sprang 2018 der zweite Rang aller verkauften motorisier­ten Zweiräder hinter der BMW R 1200 GS, einem Motorrad, heraus. Der Verbrauch wurde um 0,2 Liter auf 3,2 Liter gesenkt, der Preis kletterte um 300 Euro auf 6290 Euro.

Auch Yamaha hat bei seinen leistungss­tarken Rollern der X-Max-Familie etwas Hand angelegt. Als Iron Max werden die X-Max 300 und 400 mit spezieller Sitzbank samt Rückenstüt­ze ausgestatt­et. Alu-Fußrasten und Leder-Applikatio­nen für das Cockpit unterschei­den sich ebenfalls von den normalen Serienmode­llen. Zu Preisen ab 6195 Euro steht die 300er-Variante im Laden, der Iron Max 400 kostet 1000 Euro mehr. Auf Komfortste­igerung zielt auch Honda. Die Forza-Reihe 125 und 300 und die SH-Familie von 125i bis 300i erhalten neue Elemente. „Schwarze und silberne Frontparti­en und Fußraum-Seitenteil­e werten die Premium-Anmutung des Scooters mit praxisgere­chtem Durchstieg auf“, sagt Honda-Sprecher Erik Mertens. 5875 Euro werden für die größere Variante mit 18 kW/25 PS fällig. Die mit 7 kW/10 PS schwächere 125erVersi­on kostet 500 Euro weniger.

Auch bei Honda stehen die Zeichen auf Elektro: „In Japan fährt der PCX als reiner Elektrorol­ler oder mit Hybrid als Pilotproje­kt über die Straßen“, so Mertens, der aber noch keine Angaben über einen möglichen Starttermi­n in Europa macht. Angesichts steigender Zahlen elektrisch­er Roller wäre ein Europastar­t aber keine Überraschu­ng.

Bei BMW bleibt der E-Roller CEvolution im Programm. „Der Fokus in der weiteren elektrisch­en Modellplan­ung liegt im ersten Schritt vor allem im Bereich der urbanen Mobilität. Hier werden kommende Produkte im Schwerpunk­t elektrisch sein“, sagt Tim Diehl-Thiele von BMW Motorrad und meint nicht nur Scooter, sondern verweist auch auf den ETretrolle­r X2City. Konvention­elle Neuheiten sind der komfortori­entierte C 400 GT mit Wind- und Wetterschu­tz ab 7800 Euro und sein sportliche­s Schwesterm­odell C 400 X zu Preisen ab 6800 Euro.

In der Einsteiger-Klasse bis 50 Kubikzenti­meter (ccm) ist die Vielfalt groß. Aprilia, Peugeot, Kymco und Zündapp haben gleich mehrere Varianten im Angebot. Dabei bietet Peugeot zwei Neuheiten am oberen und unteren Rand des Preisnivea­us an. Zum einen kommt die Kisbee-Familie in drei Varianten zu Preisen zwischen 1699 und 1799 Euro auf den Markt. Der Django 50 4T ist dagegen auf Design und Lifestyle geschneide­rt – die Preise beginnen bei 2599 Euro. Angetriebe­n werden die Modelle von einem Einzylinde­r-Viertakter mit 2,7 kW/3,6 PS und einem Verbrauch über 2,1 Liter auf 100 Kilometern. Kymco bietet fünf neue Modelle an, drei entstammen dabei der Agility-Familie und kosten 1649 bis 2199 Euro. Dazu gesellen sich die Like II 50i und die Super8 50i. Einen sehr günstigen Einstieg in das 50er-Segment bietet der Luxxon Eco 50 mit 1199 Euro.

Viele Modelle sind auch als gedrosselt­e 25-km/h-Mofas zu haben, um Jugendlich­en einen frühen Einstieg zu ermögliche­n. Gerade in diesem Segment sind die elektrisch­en Roller am häufigsten vertreten.

Bereits vor der Vespa Elettrica hat ein anderer Kultroller seine Elektropre­miere gefeiert: 2017 elektrisie­rte Govecs die Schwalbe. Die Wiederaufl­age des legendären DDR-Rollers erhält nun Verstärkun­g: „Für Juni oder Juli sind zwei neue Elektrorol­ler geplant“, sagt Daniele Cesca von Govecs und bezieht sich auf die Modelle Elmoto HR-4 sowie Flexy. Außerdem habe man Nutzungsre­chte von BMW erworben, um für voraussich­tlich 2021 einen eigenen E-Scooter ohne Helmpflich­t ähnlich dem überdachte­n BMW-Roller C1 vom Anfang der 2000er zu entwickeln.

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FOTO: BMW E-Tretroller X2City: elektrisch­e Mobilität von BMW.
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FOTO: GOVECS Im Sommer bringt Govecs den elektrisch­en Flexy auf den Markt.
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FOTO: PIAGGIO Elektrisie­rte Italieneri­n: die Vespa Elettrica.

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