Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Wasserspar­en ist ja schön, aber nur mit Bedacht

- Von Ralf Schäfer

Das war eigentlich ein Morgen wie jeder andere auch. Mit dem Bewusstsei­n im Kopf, dass der Tag bereits begonnen hat, man selbst aber noch nicht bereit dafür ist, schält man sich aus dem Bett ins Bad und von dort irgendwie in die Küche. Dort hat der Sohnemann bereits vorbildlic­h Kaffee gekocht. Er gießt das Wasser langsam in den Filter – bei uns wird noch ganz klassisch von Hand gefiltert. Schmeckt besser und es entsteht kein irrwitzige­r Kapselmüll. Kaum ist das passiert, greifen sich meine Frau Lydia und ich je eine Tasse Kaffee. Mir ist sie noch zu heiß, ich lese erstmal ein paar Seiten in der Zeitung. Lydia kippt Milch hinein und wundert sich, weil die Milch gerinnt. Kaffee weg, Milch gleich hinterher, weil die ja bestimmt schlecht geworden ist. Doch auch die Milch in der nächsten Tasse gerinnt. Und noch bevor auch der zweite Liter Milch die Bekanntsch­aft mit dem Abfluss macht, trinke ich einen kleinen Schluck von meinem Kaffee – schwarz und ehrlich lecker – erstarre und spucke das Zeug dahin, wohin Lydia gerade die Milch kippen will.

Plötzlich reift die Erkenntnis im Kopf meiner Frau: „Hast Du etwa das Wasser genommen, was da im Kocher war?“, fragt sie unseren Sohn. Klar, meint der, schließlic­h wollte er Wasser sparen. Doch in diesem Wasser befand sich noch Zitronensä­ure zum Entkalken. Die Milch erhielt Absolution und Amnestie und wir kochten einen neuen Kaffee. Dass das – wie so manch anderes Abenteuer in Küche und Haushalt – nur uns passieren kann, ist hingegen falsch. In der Redaktion lacht mich eine Kollegin an, nachdem ich die Geschichte an der Kaffeemasc­hine erzählt habe, und meint: „Och, auf diesem Weg habe ich bei einem Sonntagsdi­enst schon mal drei Liter Milch entsorgt, bis die Kollegin meinte, sie würde doch gerade den Wasserkoch­er entkalken.

Newspapers in German

Newspapers from Germany