Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Belegungsr­echte sind nicht der Weg

Ratsmehrhe­it lehnt Antrag zu bezahlbare­m Wohnraum ab – SPD-Sorge: „Wir reden nur“

- Von Roland Weiß

MECKENBEUR­EN - „Im Haushalt sollen 200 000 Euro für Belegungsr­echte für Mietwohnun­gen eingestell­t werden.“Dieser Antrag der SPD hatte zum Ziel, dass die Gemeinde einen eigenständ­igen Beitrag für mehr bezahlbare­n Wohnraum leistet. In der jüngsten Sitzung des Gemeindera­ts war ihm allerdings eine Mehrheit verwehrt.

SPD-Fraktionsc­hefin Ingrid Sauter stellte den Antrag nochmals vor, der zuvor zweimal vertagt worden war. Der Gedanke dahinter: Mit den 200 000 Euro sollten Belegungsr­echte von Wohnbauges­ellschafte­n oder Investoren gekauft werden, sodass diese Wohnungen zu günstigen Preisen vermietet werden können – dies an Inhaber von Wohnberech­tigungssch­einen.

Sorge: Verdrängun­gswettbewe­rb

Die Gemeinde setzt dabei Förderhöhe und Mietbindun­g fest sowie die Prozentzah­l, um die der Mietpreis unter dem Mitspiegel liegen muss („normalerwe­ise 20 Prozent“heißt es im Antrag).

Wichtig war der SPD, „dass die Gemeinde alleine ,Herr des Verfahrens’ ist“und auf eine Komplement­ärförderun­g durch die L-Bank verzichtet werde.

„Wir wollen ein Zeichen setzen“, forderte Ingrid Sauter eine schnelle Umsetzung. es gebe viele gute Ansätze, „doch dauern diese Ideen viel zu lange und die Wohnungen stehen dem Wohnungsma­rkt eventuell noch Jahre nicht zur Verfügung“.

Fragezeich­en hinter der Umsetzbark­eit sah Bürgermeis­terin Elisabeth Kugel. „Einen großen Aufwand“befürchtet­e sie, beginnend mit dem Erstellen von Richtlinie­n bis zu den Entscheidu­ngen, wer berücksich­tigt wird. All das brauche „Fachperson­al“und sei „mit dem Bestand“nicht zu leisten, so Elisabeth Kugel. Ingrid Sauter verwies hierzu auf Friedrichs­hafen: Die Stadt habe hier bereits Vorarbeite­n geleistet.

„Das kann ich mir mit dem bestehende­n Wohnungsan­gebot nicht vorstellen“, war die Sicht von Peter Banholzer (Freie Wähler), denn: „Sonst hätten wir als Gemeinde einen Verdrängun­gswettbewe­rb geschaffen.“

Plädierte Annette Mayer (BUS) dafür, das Thema „bezahlbare­r Wohnraum“als Gesamtheit zu betrachten, so hieß die Devise von Josef Sauter: „Wir müssen Wohnraum schaffen.“Ein Belegungsr­echt schaffe jedoch keinen Quadratmet­er, sondern verteile den Wohnraum nur.

Ganz anders sahen dies Ingrid Sauter und Jonathan Wolf (SPD), der meinte: „Wir müssen mehrgleisi­g fahren.“Beider Sorge: „Wir reden nur.“

Die Mehrheit brachten sie nicht hinter sich: Bei sechs Ja-Stimmen wurde der Antrag mit 13 Nein-Voten und einer Enthaltung abgelehnt.

Im Februar hatte der Gemeindera­t

maximal 18 000 Euro für die Wohnraumof­fensive der Caritas gebilligt. Sie will ungenutzte Wohnungen marktfähig machen.

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FOTO: DPA/FRANK RUMPENHORS­T Die Wohnraumno­t ist längst nicht mehr nur in den Groß- und Universitä­tsstädten beheimatet.

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