Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Julia Frey bleibt Integrationsbeauftragte der Gemeinde
Viel Lob für die Art und Weise, wie sie die Projektstelle seit drei Jahren handhabt – Verlängerung bis 2021
MECKENBEUREN - Ihre Arbeit überzeugt: Julia Frey ist vom Gemeinderat für zwei weitere Jahre zur Integrationsbeauftragten bestellt worden. Einmütig fiel dieser Beschluss – und dies obwohl unverändert Unklarheiten über die Finanzierung der Projektstelle bestehen.
Was sich in den zurückliegenden drei Jahren getan hat, davon berichtete Julia Frey jüngst in öffentlicher Sitzung. Sie erinnerte an die Lage 2015 – mit hohen Flüchtlingszahlen, die zur Herausforderung für Bürgerschaft, öffentliche Einrichtungen und Verwaltung wurden. Notunterkünfte wurden in Meckenbeuren in der hiesigen Sporthalle und in der Kirche in Liebenau eingerichtet. Groß war der Fragebedarf aus der Bürgerschaft, aber auch das Ehrenamt (freilich noch weitgehend unstrukturiert)
Die Notwendigkeit einer koordinierenden Stelle schien auf – gefördert durch Mittel des Landes, das wiederum auf Gelder des Bundes setzt. Seit Mai 2016 existiert die 50Prozent-Stelle in Meckenbeuren: Von den in drei Jahren investierten 75 000 Euro flossen 70 Prozent aus dem Landesprogramm VwV-Integration. Drei Ziele nannte Julia Frey, die damals vorherrschten: das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung zu steigern, der Aufbau eines Netzwerkes (sei es verwaltungsintern, kreisweit oder hin zur Bürgerschaft) und die Koordination der vorhandenen haupt- und ehrenamtlichen Ressourcen mit Vermeidung von Doppelstrukturen und dem dauerhaften Erhalt ehrenamtlicher Kräfte.
Sie zu unterstützen, hatte stets auch zur Absicht, die Ressourcen effizient einzusetzen. Solches reichte von der Beratung und Koordination über die Freundeskreis-Asyl-Sitzungen bis zur Unterstützung bei der Planung und Umsetzung von Vorhaben. Konkret genannt: zusätzliche Projekte zur Sprach- und Ausbildungssowie Mathematikförderung oder auch im Bereich Sport.
Ein Augenmerk galt zudem der interkulturellen Öffnung der Gemeinde. Als Beispiele führte Julia Frey – neben der Öffentlichkeitsarbeit – die aktive Beteiligung der Flüchtlinge beim Bahnhofsfest, die Initiierung von Projekten (wie die „Weltküche“), Aufklärungsveranstaltungen mit Arbeitgebern, Vereinen und Kindergärten auf.
Längerer Prozess: Integration braucht Begleitung
Ganz wichtig war es, Begegnungsmöglichkeiten und Austauschplattformen zu entwickeln, von denen hier nur das Begegnungscafé in St. Verena erwähnt sei. Zu der Vielfalt der Tätigkeit gehört auch die Aufnahme von Beschwerden aus der Bürgerschaft und von den Kooperationspartnern samt der Entwicklung von konstruktiven Lösungen zu den Problemstellungen. Als da wären: Fahrradschulungen, Sprachkurse für Frauen mit Kinderbetreuung oder auch die Mülltrennung.
Gründe, die für eine Verlängerung der Projektstelle sprechen, konnte Julia Frey mehrere nennen: So seien erste wichtige Ziele wie Spracherwerb, Schulbildung und Arbeitsoder Ausbildungsstelle erfolgt, die es weiter zu festigen gelte. Auch als Ansprechpartner für die Bürgerschaft, Unternehmen und Netzwerkpartner sei die Stelle von Belang.
Und: „Wahre Integration ist erst dann erreicht, wenn persönliche Bezüge zwischen Flüchtlingen und Bevölkerung hergestellt werden konnten, kulturelle Werte gegenseitig vermittelt und akzeptiert sind und ein Zusammenleben im Alltag und im Freizeitbereich stattfindet. Dies ist bisher ansatzweise und punktuell gelungen und bedarf als längerfristiger Prozess dringend der weiteren Förderung und Projektarbeit“, so Frey.
Nach Dankes- und Lobesworten von Ordnungsamtsleiterin Bernadette Pahn war Jens Hulbert für die Einordnung zuständig: „Das Förderprogramm ist ausgelaufen“, blickte der Hauptamtsleiter zurück und voraus (mehr dazu: siehe Kasten).
Arbeit hört nach drei Jahren nicht plötzlich auf
Aus Ratsreihen gab es viel Lob für die Arbeit von Julia Frey. „Eine sehr wertvolle Stelle, die wir beibehalten sollten“, befand Christof Hartmann (Freie Wähler).
Als „Arbeit, die nach drei Jahren nicht aufhört“, stufte Annette Mayer (BUS) das Erlebte und Gehörte ein. „Auch dank Julia Frey“, so Eugen Lehle (Freie Wähler) sei „bei uns in Meckenbeuren die Welt noch in Ordnung“, was die Themen Asyl und Flüchtlinge angeht.
Bereits weiter voraus richtete Jonathan Wolf (SPD) den Blick. „Projekte gehen immer irgendwann zu Ende“, so seine Erfahrung, die er mit der Anregung verband, über die Schaffung einer regulären Stelle nachzudenken.
Einstimmig hat der Gemeinderat entschieden, dass die mit Julia Frey besetzte Projektstelle bis 30. April 2021 verlängert werden soll.