Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Rathausfoyer wird zu maritinem Museum
Gerhard Hümmler präsentiert historische Schiffsmodelle
KRESSBRONN - Der Kressbronner Schiffsmodellbauer Gerhard Hümmler hat das Foyer des Kressbronner Rathauses in ein maritimes Museum vewandelt, in dem er selbst hergestellte, historische Schiffsmodelle sowie rund 90 weitere Exponate aus der Welt der Seefahrt präsentiert. Im Rahmen der Ausstellung, die noch bis 5. April zu den Öffnungszeiten des Rathauses zu bewundern ist, erzählt der Künstler nicht nur Wissenswerttes über das Schiffsmodell-Handwerk, sondern hat für seine Besucher gerne die ein oder andere Anekdote aus einem bewegten Leben parat.
Wenn Gerhard Kümmler über seine große Leidenschaft erzählt, gerät er ins Schwärmen, denn den sympahtischen Seebären hat es zeit Lebens hinaus auf die weite See gezogen. „Das Segeln mit all seinen Facetten übt eine Fasnzination auf mich aus. Die Weiten, das Spiel mit Wind und Wellen lassen mich mit dem Schiff und dem Gedanken nach unendlicher Freiheit eins werden. Hier war und bin ich im Herzen zu Hause.“
Der inzwischen 80-jährige ist ein Perfektionist, wenn es um sein großes Hobby geht. Er selbst sieht sich dabei nicht als Künstler, sehr wohl aber als leidenschaftlicher Schiffsmodellbauer, der neben den schwimmenden Schätzen aus längst vergangenen Tagen zahlreiche andere Exponate aus der maritimen Welt in mühsamer, detailreicher Handarbeit angefertigt hat. Die Herausforderung sieht er in der absoluten Perfektion, die Nachbauten in ihren Einzelheiten zu bauen. „Ich wollte nach meinen Anfängen vor 50 Jahren mit Modellbaukästen keine Fertigteile mehr verwenden und suchte nach Plänen, Zeichnungen oder auch Fotoaufnahmen, die mir erlaubten, die Schiffe detailgetreu aufzubauen.“
So entstanden unter anderem nach rund 2800 Arbeitsstunden und fünf Jahren der holländische Ostindienfahrer „Prins Willem“aus dem Jahr 1651, die „Wapen von Hamburg I“, das Vollschiff „Alt Mecklenburg“von 1856, die Buddelschiffe „Statsraad Lehmkuhl“und „Christian Radich“zusammen in einer drei Literflasche oder aktuell sein größtes Werk, das holländische Kriegsschiff „De seven Provincien“, in welches er rund 1800 Stunden investierte.
„In akribischer Handarbeit habe ich alle Leisten und Planken gesägt, das Schnitzwerk geschnitzt und gefräst, Beschlagteile aus Metall hergestellt, Kanonen und Anker gegossen aber auch das Tauwerk der aufwändigen Takelage akribisch produziert und die Segel von Hand genäht und angeschlagen“, berichtet der Experte nicht ohne Stolz. Überhaupt gibt Hümmler seinen Besuchern gerne Infos über sein Schaffen und hat spannende Geschichten parat, wenn es um die Erlebnisse auf seinen Reisen auf hoher See geht, wie beispielsweise als Trainee an Bord des russischen Segelschulschiffes „Kruzensthern“oder während der Atlantiküberquerungen von New York nach Lissabon oder von Gran Canaria nach Guadeloupe.
Auch ein „Seeörgele“gehört dazu
Neben Schiffsmodellen präsentiert Hümmler zahreiche Buddelflaschen, eine handgefertigte Zither und sein selbst gebautes „Bodenseeörgele“, eine 20-ger Drehorgel mit 56 Pfeifen aus Holz. Erlebnisse seiner Wanderungen auf Jacobswegen, die der Tausendsaasssa in mehreren Büchern niedergeschrieben hat oder faszinierende Fotos an Bord der verschiedenen Großsegler zeugen von der Vielfalt der Schaffenskraft eines Mannes, in dessen Herzen die Liebe zur See ebenso einen festen Platz hat, wie die Liebe zu seiner Frau Eugenia, die ihm während seiner Reisen und Handwerkskunst stets den Rücken freigehalten hat.