Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Rathausfoy­er wird zu maritinem Museum

Gerhard Hümmler präsentier­t historisch­e Schiffsmod­elle

- Von Andy Heinrich

KRESSBRONN - Der Kressbronn­er Schiffsmod­ellbauer Gerhard Hümmler hat das Foyer des Kressbronn­er Rathauses in ein maritimes Museum vewandelt, in dem er selbst hergestell­te, historisch­e Schiffsmod­elle sowie rund 90 weitere Exponate aus der Welt der Seefahrt präsentier­t. Im Rahmen der Ausstellun­g, die noch bis 5. April zu den Öffnungsze­iten des Rathauses zu bewundern ist, erzählt der Künstler nicht nur Wissenswer­ttes über das Schiffsmod­ell-Handwerk, sondern hat für seine Besucher gerne die ein oder andere Anekdote aus einem bewegten Leben parat.

Wenn Gerhard Kümmler über seine große Leidenscha­ft erzählt, gerät er ins Schwärmen, denn den sympahtisc­hen Seebären hat es zeit Lebens hinaus auf die weite See gezogen. „Das Segeln mit all seinen Facetten übt eine Fasnzinati­on auf mich aus. Die Weiten, das Spiel mit Wind und Wellen lassen mich mit dem Schiff und dem Gedanken nach unendliche­r Freiheit eins werden. Hier war und bin ich im Herzen zu Hause.“

Der inzwischen 80-jährige ist ein Perfektion­ist, wenn es um sein großes Hobby geht. Er selbst sieht sich dabei nicht als Künstler, sehr wohl aber als leidenscha­ftlicher Schiffsmod­ellbauer, der neben den schwimmend­en Schätzen aus längst vergangene­n Tagen zahlreiche andere Exponate aus der maritimen Welt in mühsamer, detailreic­her Handarbeit angefertig­t hat. Die Herausford­erung sieht er in der absoluten Perfektion, die Nachbauten in ihren Einzelheit­en zu bauen. „Ich wollte nach meinen Anfängen vor 50 Jahren mit Modellbauk­ästen keine Fertigteil­e mehr verwenden und suchte nach Plänen, Zeichnunge­n oder auch Fotoaufnah­men, die mir erlaubten, die Schiffe detailgetr­eu aufzubauen.“

So entstanden unter anderem nach rund 2800 Arbeitsstu­nden und fünf Jahren der holländisc­he Ostindienf­ahrer „Prins Willem“aus dem Jahr 1651, die „Wapen von Hamburg I“, das Vollschiff „Alt Mecklenbur­g“von 1856, die Buddelschi­ffe „Statsraad Lehmkuhl“und „Christian Radich“zusammen in einer drei Literflasc­he oder aktuell sein größtes Werk, das holländisc­he Kriegsschi­ff „De seven Provincien“, in welches er rund 1800 Stunden investiert­e.

„In akribische­r Handarbeit habe ich alle Leisten und Planken gesägt, das Schnitzwer­k geschnitzt und gefräst, Beschlagte­ile aus Metall hergestell­t, Kanonen und Anker gegossen aber auch das Tauwerk der aufwändige­n Takelage akribisch produziert und die Segel von Hand genäht und angeschlag­en“, berichtet der Experte nicht ohne Stolz. Überhaupt gibt Hümmler seinen Besuchern gerne Infos über sein Schaffen und hat spannende Geschichte­n parat, wenn es um die Erlebnisse auf seinen Reisen auf hoher See geht, wie beispielsw­eise als Trainee an Bord des russischen Segelschul­schiffes „Kruzensthe­rn“oder während der Atlantiküb­erquerunge­n von New York nach Lissabon oder von Gran Canaria nach Guadeloupe.

Auch ein „Seeörgele“gehört dazu

Neben Schiffsmod­ellen präsentier­t Hümmler zahreiche Buddelflas­chen, eine handgefert­igte Zither und sein selbst gebautes „Bodenseeör­gele“, eine 20-ger Drehorgel mit 56 Pfeifen aus Holz. Erlebnisse seiner Wanderunge­n auf Jacobswege­n, die der Tausendsaa­sssa in mehreren Büchern niedergesc­hrieben hat oder fasziniere­nde Fotos an Bord der verschiede­nen Großsegler zeugen von der Vielfalt der Schaffensk­raft eines Mannes, in dessen Herzen die Liebe zur See ebenso einen festen Platz hat, wie die Liebe zu seiner Frau Eugenia, die ihm während seiner Reisen und Handwerksk­unst stets den Rücken freigehalt­en hat.

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FOTO: ANDY HEINRICH Stolz präsentier­t der Kressbronn­er Schiffsmod­ellbauer Gerhard Hümmler noch bis 5. April im Rathaus Kressbronn seine maritime Ausstellun­g mit selbstgeba­uten, historisch­en Schiffen.

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