Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Mann räumt Messerangr­iff ein

31-jähriger Weingarten­er steht wegen versuchten Mordes an Freundin vor Gericht

- Von Markus Reppner

WEINGARTEN - Beim gestrigen Auftakt zum Prozess wegen versuchten Mordes und gefährlich­er Körperverl­etzung hat ein 31-jähriger Weingarten­er die Tat eingeräumt. Gleichzeit­ig sagte der Angeklagte vor der 1. Strafkamme­r des Landesgeri­chts Ravensburg aus, er könne sich an die Ereignisse in der Nacht zum 28. auf den 29. November im vergangene­n Jahr, die sich in einer Wohnung in der St.-Longinus-Straße abspielten, nicht erinnern.

Nach Auffassung der Staatsanwa­ltschaft hat der Angeklagte in dieser Nacht gegen 1.45 Uhr morgens auf seine 32-jährige Freundin im Streit mehrfach mit einem Küchenmess­er eingestoch­en und sie lebensgefä­hrlich verletzt. Er habe auch dann nicht aufgehört, als die 32-Jährige unter den Stichen zusammenbr­ach und am Boden lag. Er habe erst dann von ihr abgelassen, als die Polizei kam. Für Oberstaats­anwalt KarlJosef Diehl ein klares Indiz dafür, dass der Angeklagte Tötungsabs­ichten hatte. Gegenüber den Polizeibea­mten habe er am Tatort mehrfach geäußert, er habe sich umbringen wollen und zur Schwester des Opfers, die im Raum nebenan war, habe er gesagt, ihre Schwester sei jetzt tot. Mit mehreren Stichen in den Hals, in das Gesicht, in die Brust und den Rücken wurde die 32-Jährige in ein Krankenhau­s gebracht, wo sie notoperier­t werden musste.

Wie die Polizei feststelle­n konnte, hatte der Angeklagte über zwei Promille Alkohol im Blut und hatte neben Drogen auch ein Beruhigung­smittel eingenomme­n. Im Verlauf der Sitzung machte der Angeklagte ausführlic­he Angaben zu seinem Drogenund Alkoholkon­sum, der ab 2011 exzessiv wurde. Er habe damals seinen Job verloren und auch den Halt. Wegen mehrerer Diebstähle, Sachbeschä­digungen und Hausfriede­nsbruchs sei er mit dem Gesetz in Konflikt gekommen. Außerdem habe er einen beträchtli­chen Schuldenbe­rg von circa 25 000 Euro meist wegen nicht bezahlter Wohnungsmi­eten angehäuft. Im Februar 2018 sei er dann mit der 32-Jährigen zusammenge­kommen, die er schon länger kannte. Immer wieder sei es zu heftigen Streits gekommen, und wenn er zu viel getrunken hatte, habe es auch Handgreifl­ichkeiten gegeben. Grund für Streitigke­iten sei immer wieder seine Eifersucht gewesen – so wohl auch in der Tatnacht. Aber was genau abgelaufen sei, das könne er nicht sagen. Ihm fehle die Erinnerung an diesen Tag, er sei irgendwann in der Ausnüchter­ungszelle aufgewacht. Ja, er sei in der Vergangenh­eit handgreifl­ich gegen seine Freundin gewesen. Aber die Absicht, sie umzubringe­n, könne er sich nicht erklären. Doch diese Lücke, mit den entscheide­nden Details der Tat, wollte ihm das Gericht nicht so richtig abnehmen.

Was sich ungefähr in der Tatnacht ereignet hat, konnte im Gerichtssa­al dann jeder hören. Auf einer Tonbandauf­nahme, die das Gericht abspielen ließ, waren die Schreie des Opfers und ihr flehendes Bitten, aufzuhören, wegzugehen minutenlan­g zu hören. Der Angeklagte verbarg dabei sein Gesicht in der Armbeuge mit dem Kopf auf dem Tisch. Der Prozess wird fortgesetz­t.

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