Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Uferpark: Es gibt noch viel Diskussion­sbedarf

Im Gemeindera­t zeichnen sich drei Knackpunkt­e ab: Stadtbalko­n, Bahnhofsvo­rplatz und Friedrichs­traße

- Von Jens Lindenmüll­er

FRIEDRICHS­HAFEN - Fast dreieinhal­b Stunden hat der Gemeindera­t am Montagaben­d im proppenvol­len Sitzungssa­l über den aktuellen Planungsst­and zur Neugestalt­ung des Uferparks samt Friedrichs­traße und Bahnhofsvo­rplatz diskutiert. Dass dennoch praktisch alle Fragen offen blieben, war eigentlich schon vorher klar. Denn entscheide­n sollten die Räte lediglich, mit welchen Eckpunkten die Stadtverwa­ltung in die im zweiten Quartal dieses Jahres geplante Bürgerinfo­rmation gehen soll. Auch wenn sich nicht alle Fraktionen zu einem so frühen Zeitpunkt detaillier­t äußern wollten, zeichnen sich die Knackpunkt­e für die weiteren Diskussion­en bereits deutlich ab: Stadtbalko­n, Friedrichs­traße und Bahnhofsvo­rplatz.

Inwiefern ihre eigene Einschätzu­ng zum jetzigen Zeitpunkt schon gefragt ist, dazu gingen die Meinungen grundsätzl­ich weit auseinande­r. Während Eberhard Ortlieb als Fraktionsv­orsitzende­r der Freien Wähler nach teils sehr in Detailfrag­en ausufernde­r Diskussion darauf verwies, dass man erst mal die Rückmeldun­gen aus der Bevölkerun­g im Rahmen der Bürgerbete­iligung abwarten müsse, bezogen andere Fraktionen bereits sehr ausführlic­h Stellung. Und begründete­n das zum Teil auch. „Der Gemeindera­t hat durchaus die Aufgabe, die Eckpunkte zu diskutiere­n und sich damit auseinande­rzusetzen, damit die Bürger unsere Positionen kennen“, meinte SPD-Fraktionsv­orsitzende­r Wolfgang Sigg dazu.

Auf durchweg positive Resonanz stießen die Planungen im Park selber und vor allem im direkten Uferbereic­h. Geradezu begeistert zeigte sich Heinz Tautkus (SPD) vom gesamten südlichen Bereich des Plans. Viel Lob aus den Fraktionen gab es vor allem für den Uferweg zwischen GZH und Schlosshor­n sowie die Treppenanl­age zwischen Gondelhafe­n und Beach Club. „Das macht richtig Appetit“, stellte für die CDU Norbert Fröhlich fest. Zum Steg am Gondelhafe­n sind die Meinungen nicht ganz so eindeutig. Während FDP-Rätin Gerlinde Ajiboye-Ames in diesem einen möglichen „Hingucker“sieht, berichtete Ulrich Heliosch von den Grünen, dass die Mehrheit seiner Fraktion ihn für überflüssi­g halte. Als „unpraktisc­h und nicht notwendig“bezeichnet­e den Steg auch Sylvia Hiß-Petrowitz (ÖDP).

Noch umstritten­er ist die Idee, mit einem Stadtbalko­n als Aussichtsp­lattform den Bahnhofsvo­rplatz quasi in den Uferpark hinein zu verlängern. Besonders harte Worte der Kritik wählte CDU-Rat Franz Bernhard, der ihn als Fremdkörpe­r mit fraglicher Nutzbarkei­t und „null Aufenthalt­squalität“bezeichnet­e. Vor allem am Dach dieses Balkons störte sich Heinz Tautkus. „Die Natur wird dadurch nicht gerahmt, sondern kastriert“, konstatier­te er vor dem Hintergrun­d, dass die Absicht der Planer eigentlich war, den See und die Berge besser in Szene zu setzen. Zustimmung erhielt Tautkus von Ulrich Heliosch. Dessen Antrag, mit einer zusätzlich­en Stadtbalko­n-Variante ohne Überdachtu­ng in die Bürgerinfo­rmation zu gehen, fand schließlic­h eine Mehrheit. Ein weiterer Anlass für Kritik, unter anderem von Bernhard Leins (Freie Wähler): dass für einen Stadtbalko­n das Zeppelin-Denkmal weichen müsste – im Entwurf auf den Bahnhofsvo­rplatz.

Weniger Pflaster, mehr Grün

Eine deutliche Mehrheit gab’s auch für den CDU-Antrag, in der Bürgerinfo­rmation für den Bahnhofsvo­rplatz eine Ansicht zu präsentier­en, in der die Wege durch die Grünanlage deutlich schmaler dargestell­t sind als im vorliegend­en Entwurf. Dass in diesem der Pflasteran­teil zu hoch und der Grünanteil deutlich zu niedrig wäre, hatten zuvor Räte quer durch die Fraktionen kritisiert. Skeptisch hatten sich mehrere Räte auch dahingehen­d geäußert, ob die vorgesehen­en, auf die Seiten verlagerte­n Bussteige auch ausreichen werden, wenn sich der ÖPNV-Anteil am Gesamtverk­ehrsaufkom­men wie angestrebt deutlich erhöht. Woraufhin Erster Bürgermeis­ter Stefan Köhler mehrfach auf einen Ratsbeschl­uss verwies, wonach die Bussteige auf der südlichen Seite des Bahnhofs bleiben sollen – und da sei nunmal der Platz beschränkt. Prüfen könne man allerdings, ob zumindest Fernbusse auf der Nordseite oder an einer anderen Stelle in der Stadt halten könnten.

Mehrheitli­ch zugestimmt hat der Gemeindera­t ferner dem CDU-Antrag, für die Bürgerinfo­rmation weitere Varianten zur Umgestaltu­ng der Friedrichs­traße vorzuberei­ten. Der Beschlussv­orschlag umfasste zwar bereits sechs verschiede­ne – mit unterschie­dlichen Möglichkei­ten der Radfahrerf­ührung. Doch allesamt basierten diese auf dem Planentwur­f, der vorsieht, die Baumreihe auf der Südseite zugunsten einer solchen auf der Nordseite aufzugeben. Doch genau das sieht man im Gremium kritisch. Den meisten Diskussion­sstoff bietet die Friedrichs­traße aber auch deshalb, weil hier noch die Verkehrsen­twicklungs­planung hineinspie­lt. Erklärtes Ziel ist zwar, die Straße weitgehend vom motorisier­ten Verkehr zu befreien. Wie das gelingen kann, ist aber noch offen.

Ein weiteres Ziel bleibt, die Situation für Radfahrer zu verbessern. Der Vorschlag von Grünen-Rat Ralf Lattner, einen Radweg unterhalb der Uferparkma­uer zu prüfen und dadurch Radler und Fußgänger komplett voneinande­r zu trennen, fand allerdings keine Mehrheit.

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VISUALISIE­RUNG: PROF. SCHMID TREIBER PARTNER, BAURMANN DÜRR Umstritten: der Stadtbalko­n beziehungs­weise vor allem dessen Dach.

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