Schwäbische Zeitung (Tettnang)
„Moculescu hat sich sehr gefreut“
Friedrichshafens neuer Volleyball-Coach Michael Warm über seine Ideen und Ziele mit dem VfB
FRIEDRICHSHAFEN - Zwischen Wien und Friedrichshafen wird sich das Leben von Michael Warm ab dem Sommer in den nächsten beiden Jahren abspielen. Die österreichische Hauptstadt bleibt zwar erster Wohnsitz des Volleyball-Trainers, aktuell Coach der österreichischen Nationalmannschaft, doch die sportliche Heimat liegt von nun an knapp 630 Kilometer weiter südöstlich am Bodensee. Christian Schyma sprach mit dem neuen Coach des Volleyball-Bundesligisten VfB Friedrichshafen.
Herr Warm, wann gab es den ersten Kontakt zum VfB?
Ich hatte schon mal Kontakte zum VfB und zu Herrn Wösle (VfB-Präsident Wunibald Wösle, die Red.), bevor Vital Heynen vor drei Jahren Trainer wurde. Rund ums Pokalfinale und als der Abschied von Heynen bekannt war, wurde es nun konkreter. Zuletzt bin ich dann zu Gesprächen vor Ort gewesen. Und die waren sehr gut.
Wie fühlt man sich, wenn der VfB anruft? Vergleichbar im Fußball, wenn Borussia Dortmund oder der FC Bayern anfragen?
Natürlich freut man sich, der VfB ist eine anerkannte Adresse in Europa und eine der Topadressen in Deutschland. Es ist auch eine Bestätigung meiner Arbeit, die ich in Berlin und Frankfurt geleistet habe.
Wie lange haben Sie überlegt?
Ich habe mit meiner Frau, mit meiner Familie gesprochen. Aber es war so wie mit einem Menschen, den man mag. Da merkt man vom Gefühl her schnell, dass es zusammenpasst.
Wie würden Sie Ihre Philosophie vom Volleyball beschreiben?
Ich bin überzeugt davon, dass man heutzutage einen kompletten VolDer leyball spielen muss. Das heißt, man kann sich nicht auf ein Element fokussieren, nicht nur auf den Angriff oder die Verteidigung, nicht nur auf den Aufschlag oder den Außenangriff. Um erfolgreich zu sein, muss man unterschiedliche Stile und Ideen nutzen. Die Taktik folgt der Mannschaft.
Ist der Erfolgsdruck beim VfB höher?
Druck ist bei jedem Verein da – ob man um Titel kämpft oder gegen den Abstieg spielt. Das bringt der Sport mit sich.
Sie hatten in Frankfurt die Aufgabe, ein junges Team zu formen. Das wird beim VfB anders sein ...
Wir werden sicherlich eine andere Struktur im Team haben, einige sehr erfahrene Spieler, die Säulen der Mannschaft sind. Andererseits sollten auch zwei, drei junge, talentierte Spieler dabei sein.
Sie haben lange mit dem früheren VfB-Coach Stelian Moculescu gearbeitet? Wie war seine erste Reaktion?
Er hat sich sehr gefreut, dass ich neuer Trainer werde. Im tiefsten Herzen ist der VfB ja noch immer sein Kind. Wir haben ein gutes Verhältnis, ich habe viel profitiert von ihm, viele Impulse bekommen. Er hat ein gutes Auge für Bewegungen.
Sie sind ja weiterhin Trainer der österreichischen Nationalmannschaft, betreuen sie bei der EM. Gibt es wie bei Vital Heynen einen Trainer in Doppelfunktion?
Das ist noch kein Thema, erst steht die EM bevor. Und der gehört meine ganze Energie, sie genießt erste Priorität. In der Vorrunde treffen wir auch auf Deutschland. Am 30. September endet dann mein Vertrag mit dem österreichischen Verband. Ab Herbst steht dann der VfB im Mittelpunkt.
Wie beurteilen Sie das Niveau der Bundesliga, die spannender geworden ist?
Die Liga kommt schon voran, aber es gibt noch viel zu tun. Die Präsenz im Fernsehen ist noch ausbaufähig – gerade vor dem Hintergrund, dass hinter Fußball und Basketball weltweit gesehen schon der Volleyball kommt. Erfreulich ist aber, dass es in der Bundesliga derzeit so spannend zugeht.