Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Neue Wege im Telemarkskifahren
Warum das Auslandssemester in Frankreich dem Ravensburger Julian Seubert helfen soll
RAVENSBURG - Julian Seubert geht im kommenden Winter neue Wege, um im Weltcup der Telemarkskifahrer einen weiteren Schritt nach vorne zu machen. Der 21-Jährige vom Schneelaufverein Ravensburg geht für ein Auslandssemester nach Grenoble und wird dort mit der britischen und französischen Mannschaft trainieren. Die Bilanz der abgelaufenen Saison fällt für Seubert durchwachsen aus.
Im Parallelslalom bei der Weltmeisterschaft im norwegischen Rjukan wurde Seubert Fünfter. „Damit hätte ich nicht gerechnet“, gibt der Ravensburger zu. „Mit dieser Platzierung bin ich natürlich sehr zufrieden. Mit den weiteren Rennen bei der Weltmeisterschaft dagegen nicht. Im Classicrennen (siehe Kasten) schaffte Seubert zwar die siebtbeste Laufzeit, allerdings bekam er auch sieben Strafsekunden. „Damit konnte ich vorne nicht mehr mitfahren.“So stand am Ende doch nur Platz 20 zu Buche. Im ersten Sprintduell war Seubert schnell unterwegs, im zweiten stürzte er dagegen schwer. „Mal wieder“, seufzt Seubert, denn das passte zu seiner restlichen Saison.
Keine Konstanz
Denn auch da gab es gute Resultate – etwa Platz fünf beim Weltcup-Parallelsprint im französischen Pra Loup, Platz elf beim Weltcup-Sprint in Pralognan-la-Valoise oder Rang sieben beim Sprint in Gerardmer, beides ebenfalls in Frankreich. „Ich war aber einfach nicht konstant genug“, gibt der 21-Jährige zu. Dazu kamen eben die Stürze, weswegen er einige Rennen ausfallen lassen musste.
Probleme bereitet dem Lehramtsstudenten immer noch sein Sprunggelenk. Im November 2017 hatte sich Seubert das Innen- und Außenband im Knöchel gerissen. „Ich hatte nie richtig Zeit, es auszukurieren. Es ist aber vor allem eine Kopfsache“, meint Seubert. Den Gesamtweltcup im Telemarkskifahren beendete Seubert auf Rang 21, in der Classicwertung wurde er 32., in der Sprintwertung 25. und in der Parallelsprintwertung Elfter. „In der kommenden Saison will ich vor allem im Sprint und im Parallelsprint die Top acht angreifen“, setzt sich der Ravensburger ein hohes Ziel. Seubert geht dann in seine sechste Weltcupsaison in dieser traditionellen Skidisziplin.
Das Auslandssemester soll ihm dabei helfen. „Grenoble habe ich mir bewusst ausgesucht“, sagt Seubert. Zum einen ist er direkt in einem Skigebiet – was er in Freiburg, wo er sonst studiert, nicht ist. „Zum anderen hat die Universität von Grenoble ein sehr gutes Sportförderprogramm.“Helfen sollen zudem die Trainingseinheiten mit den Briten und Franzosen und den jeweiligen Landestrainern. Dass verschiedene Nationen im Training zusammenarbeiten, ist laut Seubert im Telemarkskifahren „überhaupt nichts Außergewöhnliches“.
Sieg gegen Topathleten
Dass die Top acht im Sprint und Parallelsprint durchaus drin sind, zeigte die Weltmeisterschaft in Norwegen. Im Parallelsprint hatte sich Seubert als Viertbester qualifiziert. In der ersten Runde bezwang er den Kanadier Antoine Belanger-Morin, im zweiten Lauf setzte sich der Ravensburger gegen den Schweizer Nicolas Michel durch. „Das ist einer der Topathleten, einer, der immer ein Anwärter auf Medaillen ist“, meint Seubert. Im Viertelfinale war Seubert mit dem späteren Vizeweltmeister Bastien Dayer aus der Schweiz bis zum Kreisel gleichauf. Dann machte der Deutsche allerdings einen Fahrfehler und verlor. „Es wäre mehr drin gewesen“, sagt Seubert zum Parallelsprint und zur gesamten WM.
In zwei Jahren, bei der nächsten Weltmeisterschaft, will Seubert noch weiter vorne mitmischen. „Ich habe gesehen, dass ich mitfahren kann, wenn alles passt.“Ohne Stürze. Und wenn die Gesundheit mitspielt.