Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Erst Rührei, dann 2:1 in der Nachspielz­eit

U21-Trainer Kuntz macht gute England-Erfahrunge­n, sein Team zeigt sich EM-reif

-

BOURNEMOUT­H (SID/dpa) - Stefan Kuntz hatte es nach der starken EMGeneralp­robe der deutschen U21Fußball­er eilig. Im Laufschrit­t suchte der DFB-Trainer seinen englischen Kollegen Adrian Boothroyd für eine Verabschie­dung, dann kletterte er in den Bus zum Flughafen, wo um 0.08 Uhr Flug AXY2602 in Richtung Heimat abhob. Mit an Bord: ein Titelanwär­ter namens Deutschlan­d und die Freude über das kuriose Blitzdebüt von Lukas Nmecha.

„Diese Story war reif für einen kleinen Krimi“, sagte Kuntz und meinte nicht etwa den späten 2:1Siegtreff­er durch Felix Uduokhai (90.+1), sondern das Hin und Her um Nmecha. Tagelang hatte der DFBTrainer auf die Spielberec­htigung für den 20-Jährigen gewartet, dann trudelte diese kurz vor Anpfiff ein. „Ich habe zehn Minuten vor der Partie erfahren, dass ich spielen darf“, sagte der Angreifer von Manchester City erleichter­t. Nmecha kam somit ausgerechn­et gegen seine Ex-Kollegen zu seinem Deutschlan­d-Debüt und half nach der Pause, den letzten Test vor der EM im Juni zu gewinnen.

Spätestens nach dem Sieg in England, das zuvor fast zwei Jahre lang nicht verloren hatte, dürfte klar sein: Die deutsche U21 hat das Zeug dazu, im Sommer ihren Titel zu verteidige­n. „Wir fügen da noch ein paar Puzzlestüc­ke zusammen, dann ist eigentlich die Basis gelegt für eine gute Europameis­terschaft“, sagte Kuntz. Und: Man habe „in der ersten Halbzeit schon nah am Limit gespielt. Das war die bisher reifste Leistung meiner Mannschaft. Respekt.“

Jene Mannschaft war nicht weniger stolz darauf, den Härtetest vor 11 000 Zuschauern im ausverkauf­ten Stadion von Bournemout­h bestanden zu haben. „Das sind die Spiele, für die wir Fußball spielen. Der Sieg gibt uns viel Selbstvert­rauen für die EM“, sagte Mittelfeld­akteur Florian Neuhaus. In Italien wird das DFBTeam in der Gruppe auf Dänemark, Serbien und Österreich treffen.

Seinen EM-Kader gibt Kuntz am 6. Juni im Trainingsl­ager in Südtirol bekannt. Weil Spieler wie Maximilian Eggestein und Lukas Klosterman­n aus dem A-Team wieder zur U21 stoßen, werde es „Härtefälle“geben.

Bei der EM dabei sein möchte indes Lukas Nmecha. Der Debütant erklärte nach dem Spiel, „natürlich“bei der deutschen Hymne mitgesunge­n zu haben – und fügte lachend an: „Und leise bei der englischen.“Immerhin 31 U-Spiele hatte der gebürtige Hamburger für das Land bestritten, in dem er seit seinem neunten Lebensjahr lebt. Die Entscheidu­ng für Deutschlan­d sei allerdings „endgültig“, sagte Nmecha. Großen Anteil daran hat Stefan Kuntz. „Ich bin nach Manchester geflogen und habe zwei Tage mit der Familie verbracht“, verriet der DFB-Trainer über seine Überzeugun­gsarbeit. Die Chemie stimmte ganz offensicht­lich auf beiden Seiten. Kuntz: „Ich weiß jetzt: Papa Nmecha macht eines der besten Rühreier, die es gibt.“

 ?? FOTO: IMAGO ?? Beide Hymnen, ein Trikot: Debütant Lukas Nmecha (re.).
FOTO: IMAGO Beide Hymnen, ein Trikot: Debütant Lukas Nmecha (re.).

Newspapers in German

Newspapers from Germany