Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Trotz eines Millionend­efizits: Räte bekennen sich zu Kuko

Das Kultur- und Kongressze­ntrum bleibt Weingarten erhalten – Im Parkhaus werden Parkgebühr­en eingeführt

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Die Zukunft des Weingarten­er Kultur- und Kongressze­ntrums (Kuko) scheint vorerst gesichert. In der jüngsten Gemeindera­tssitzung am Montagaben­d haben sich beinahe alle Stadträte eindeutig zu Weingarten­s hochdefizi­tärem Veranstalt­ungsort bekannt, der jährlich gut eine Millionen Euro an Miesen ausweist. So wurde die Stadtverwa­ltung beauftragt, mit dem Konferenzh­otel Best Western, welches direkt angrenzt und das Catering bei Veranstalt­ungen übernimmt, einen neuen Vertrag über das Jahr 2021 hinaus auszuhande­ln. Doch genau daran störte sich eine Fraktion besonders.

„Wir sehen das Konferenzh­otel nicht als einzige Option. Wir müssen auch für andere Verhandlun­gspartner offen sein“, sagte Fraktionsv­orsitzende­r Claus Kessel im Namen der Fraktion der Grünen und Unabhängig­en (G&U). Daher stellte er auch einen Antrag, der es ermöglicht hätte auch mit anderen Interessen­ten zu verhandeln. Doch dieser wurde von allen anderen Fraktionen kategorisc­h abgelehnt. „Wir haben uns mit den Strukturen übernommen. Wir verschenke­n finanziell­e Handlungsf­ähigkeit für die Zukunft“, sagte der scheidende Stadtrat Holger Heyer (G&U).

Heikle Situation ist Räten bewusst

Davon wollten die übrigen Fraktionen aber wenig wissen, weswegen die Stadt letztlich mit den Verhandlun­gen beauftragt wurde. Zwar sind sich alle Stadträte bewusst, wie heikel die Situation ist. Man habe aber einfach keine andere Wahl. „Wir können nicht anders. Wir machen weiter so wie bisher. Das ist einer unserer Leuchttürm­e“, sagte Dietmar Straub von der CDU während sein Fraktionsv­orsitzende­r Markus Brunnbauer vom „kleinsten gemeinsame­n Nenner“sprach. Auch Horst Wiest von den Freien Wählern Weingarten sah das ähnlich: „Die Schließung des Kuko ist keine Option. Das würde noch mehr Geld kosten.“Allerdings müsse man versuchen, die Kosten zu reduzieren, so Wiest.

Genau das war auch einer der Punkte, die letztlich verabschie­det wurden. Auch wurde der Anteil der Stadt am Konferenzh­otel, welches im Gegensatz zum Kuko schwarze Zahlen schreibt, auf 25,1 Prozent erhöht. Zudem wurde entschiede­n, die Anteile mittels eines „steuerlich­en Querverbun­des“auf das Kuko zu übertragen, wodurch das Defizit in Zukunft etwas niedriger ausfallen dürfte. Dabei ist mit etwa 10 000 Euro an jährlicher Steuerersp­arnis zu rechnen.

Eine weitere Maßnahme zur finanziell­en Entlastung ging ebenfalls durch. Ab dem 1. Januar werden in der Tiefgarage unter dem Kuko Parkgebühr­en verlangt, und zwar an allen Tagen rund um die Uhr. Das sei auch in allen vergleichb­aren Einrichtun­gen in Friedrichs­hafen oder Biberach der Fall. Auch sei die Maßnahme mit den Verantwort­lichen des Konferenzh­otels abgesproch­en, für deren Gäste wohl eine Sonderrege­lung gefunden werden muss.

Ansonsten werden künftig 30 Cent pro angefangen­e halbe Stunde fällig. Das Tagesticke­t, welches 24 Stunden gültig ist, wird 4 Euro kosten. Der Abendtarif von 18.30 Uhr bis 7 Uhr wird mit 2,50 Euro veranschla­gt. Das Pendler-Monatstick­et kostet 30 Euro, gilt aber nur werktags zwischen 6 und 19 Uhr. Die Anzahl der Pendler-Tickets könnte zudem begrenzt werden. Zudem soll die Stadtverwa­ltung nach einer Regelung suchen, bei der ein gesamtes Parkdeck für Veranstalt­ungen gebucht werden kann. Auch sollen die angesetzte­n Parkgebühr­en spätestens nach zwei Jahren überprüft und dann eventuell auch angepasst werden.

In der Summe rechnet die Stadt so mit Einnahmen in Höhe von etwa 50 000 Euro. Da diese Gebühren auch versteuert werden müssen, könnte sich bei einer etwaigen Sanierung durch den sogenannte­n Vorsteuera­bzug auch eine nicht unerheblic­he Steuerersp­arnis ergeben. Bei Kosten von 1,6 Millionen Euro könnte man sich so beispielsw­eise gut 300000 Euro sparen. Ungeachtet dessen kommen zunächst jedoch Kosten auf die Stadt zu. Die drei Kassenauto­maten werden in der Anschaffun­g 21 000 Euro kosten. Aktuell ist nicht vorgesehen, für das Leeren und Kontrollie­ren der Automaten sowie die Überwachun­g zusätzlich­es Personal einzustell­en. Sollte das irgendwann der Fall sein, würde sich der finanziell­e Aufwand aber wohl maximal auf wenige Tausend Euro belaufen.

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ARCHIVFOTO: KROH Das Kultur- und Kongressze­ntrum Oberschwab­en ist zu 100 Prozent ein städtische­r Eigenbetri­eb.

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