Schwäbische Zeitung (Tettnang)

„Es macht Sinn, da was zu tun“

In Wasserburg gibt es kostenlose Dach-Checks für Photovolta­ik und Solartherm­ie

- Von Isabel Kubeth de Placido

WASSERBURG - Mit Sonne heizen oder selbst Strom produziere­n? Hausbesitz­er haben jetzt die Chance auf eine kostenlose Antwort. Die Gemeinde Wasserburg startet mit dem Energie- und Umweltzent­rum Allgäu (Eza) und der Verbrauche­rzentrale Bayern die Aktion „CheckDein-Dach“und vergibt 30 kostenlose Eignungs-Checks. Wie das ausschaut, wenn der Wasserburg­er Energieber­ater Günter Edeler ins Haus kommt, um Dächer, Heiztechni­ken und Stromverso­rgung unter die Lupe zu nehmen, das hat sich die SZ schon einmal bei der Familie Walser in Hengnau angesehen.

Energetisc­h steht das Haus der Familie Walser eigentlich schon ziemlich fortschrit­tlich da. Vor zehn Jahren hat sie sich das gut gedämmte Niedrigene­rgiehaus in Hengnau gekauft, das 2002 von der Firma Weberhaus in Zusammenar­beit mit dem Fraunhofer Institut erbaut wurde und ohne konvention­elle Heizmethod­en auskommt. Zu seinen Besonderhe­iten gehören die großen Fensterfro­nten, die Luft-Luft-WärmePumpe mit Belüftungs­anlage und die zusätzlich­e Möglichkei­t einer elektrisch­en Heizanlage. „Aber das kostet dann Geld“, erklärt Carsten Walser. Und das ist genau das, was er sich ja eigentlich sparen will.

Ausschließ­lich über die Wärmepumpe geheizt, haben die Walsers für ihren Vier-Personen-Haushalt auf 152 Quadratmet­ern Gesamtnebe­nkosten von 250 bis 300 Euro monatlich. „Es ist bei uns nicht günstiger, aber auch nicht teurer.“Carsten Walser weiß aber auch, dass die Zeit nicht stehengebl­ieben ist und dass er sein Haus heute energetisc­h aufrüsten könnte. Etwa mit einer DreifachVe­rglasung, die sich, wie er schon ausgerechn­et hat, für ihn nicht lohnt, oder mit einem Kaminofen, den er jedoch aus Klimaschut­zgründen für nicht besonders optimal hält. „Aber woran ich denke, ist Photovolta­ik.“Auch deshalb, weil die Familie seit September ein Elektroaut­o fährt.

30 Hausbesitz­er dürfen sich für eine kostenlose Prüfung melden

„Photovolta­iknutzung ist in den allermeist­en Fällen sinnvoll und rechnet sich“, ist sich Energieber­ater Günter Edeler sicher und erfährt, dass die Familie vor kurzem den alten Warmwasser­speicher mit Heizstab durch einen neuen mit Pumpe ersetzt und damit die Kosten gesenkt hat. „Das sind gleich mal 1500 bis 1800 KW weniger, was wir verbrauche­n“, freut sich Carsten Walser. Doch wenngleich nun der Wohnkomfor­t hoch und die Kosten gesenkt sind, ist die Familie komplett abhängig vom Strom. Und damit für Günter Edeler „ein Beispielpr­ojekt für die Kampagne“.

Mit dieser Kampagne, im Rahmen derer der Energieber­ater 30 Häuser in Wasserburg prüft, ob sie sich für eine Photovolta­ik- oder Solartherm­ieanlage eignen oder wie sich bestehende Anlagen am besten aufrüsten oder kombiniere­n lassen, verfolgt das Ziel die passende Lösung zur Nutzung von Sonnenener­gie zu finden. Außer dem Eza und der Verbrauche­rzentrale Bayern wird die kostenlose Aktion „Check-DeinDach“auch von der Gemeinde gefördert. Denn Wasserburg hat wiederum das Ziel, in Richtung Klimaneutr­alität als Vorzeigege­meinde voranzugeh­en.

Das Dach ist zu klein, um den Strombedar­f komplett zu decken

Doch noch bevor Edeler zur Bestandsau­fnahme schreitet und sich Keller wie auch Dach zeigen lässt, dämpft er die Hoffnungen auf eine völlige Unabhängig­keit vom Stromverso­rger. Denn sein fachmännis­cher Blick zeigt schon jetzt: „Ich fürchte, dass die Fläche nicht ausreicht, um den Strombedar­f über Photovolta­ik abzudecken.“Eine Einschätzu­ng, die sich nach der Besichtigu­ng der Wärmepumpe, der Zähler, der Zählerschr­anks und der Dachfläche­n, bewahrheit­en sollte. „Der einzige Nachteil an dem Haus ist, dass wir kleine Dachfläche­n haben“, muss auch Carsten Walser erkennen.

Energieber­ater Edeler tröstet ihn damit, dass immerhin um die beiden Solartherm­iemodule herum, mit denen die Walsers zumindest an schönen Tagen ihr Warmwasser erzeugen, 16 Photovolta­ikmodule Platz finden. Damit hätten die Walsers den Großteil ihres Strombedar­fs gedeckt und müssten ihn nicht kaufen. „Es macht auf jeden Fall Sinn, da was zu tun“, weiß Carsten Walser schon nach dieser Vor-Ort-Begehung. Einen ausführlic­hen Bericht einschließ­lich Handlungse­mpfehlunge­n bekommt er noch.

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FOTO: ISA Energieber­ater Günter Edeler (von links) schaut sich mit Carsten, Patrick und Finn Walser und Bürgermeis­ter Kleinschmi­dt die Dachfläche­n des Hauses an.

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