Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Stippe und Hotz übernehmen den Bärengarten
Ravensburger Traditionslokal hat neue Pächter – Am Rutenfest soll’s wieder sein wie früher
RAVENSBURG (bua) - Die Gastronomen Thomas Stippe und Michael Hotz übernehmen gemeinsam die Traditionswirtschaft Bärengarten in der Ravensburger Nordstadt. Die Rutenfestkommission (RFK) begrüßt diese Entwicklung.
Der Bärengarten ist ein zentraler Anlaufpunkt des Ravensburger Rutenfests. Diese Tatsache wurde in den vergangenen Jahren immer stärker überschattet durch den Konflikt zwischen der RFK und dem Pächter Reinhard Klumpp. Letzterer führte in dem Biergarten immer wieder Neuerungen ein, die vielen Ravensburgern und der Kommission gar nicht schmeckten.
Die Auseinandersetzung schwelte lange. Ursachen waren Klumpps Ideen von Tischreservierungen im Biergarten während des Fests, sein Angebot von VIP-Boxen im Innenbereich seines Lokals, die Entscheidung, statt wie früher Farny-Hopfensaft Memminger Bier auszuschenken. Nicht zuletzt ärgerte es die Kommission, dass im Bärengarten die Rutenmaß mehr kostete als in den anderen Festzelten. Reinhard Klumpp erklärte sein Ausscheren beim Preis mit seinen wirtschaftlichen Zwängen. Die permanente Streiterei – Ende Mai stehen auch noch Gerichtstermine zwischen RFK und Klumpp an – führten schließlich dazu, dass der Bärengarten-Pächter Anfang des Monats seinen Vertrag mit der Eigentümerin der Immobilie, der Bürgerlichen Brauhaus Ravensburg-Lindau AG, aufhob. Die letzte Stufe auf der Eskalationstreppe könnte die Ankündigung der Rutenfeskommission gewesen sein, den Bärengarten 2019 vom Festplatzgelände auszuschließen.
Für den Bärengarten hätte dieser Ausschluss bedeutet, dass auch an den fünf Tagen Rutenfest für den Biergarten dieselben rechtlichen Rahmenbedingungen gegolten hätten wie unterm Jahr. Denn dadurch, dass das Traditionslokal Teil des Festplatzgeländes ist, darf es am Rutenfest bis zu 3500 Menschen gleichzeitig im Biergarten bewirten, bis 23 Uhr sind Auftritte von Musikern und Trommlergruppen zulässig. Wäre der Bärengarten nicht mehr Teil des Festplatzes, dürften dort auch am Rutenfest nur noch 300 Besucher feiern, und zwar lediglich bis 22 Uhr und ohne Musik.
Am 4. Mai berichtete die „SZ“über den Rückzug von Reinhard Klumpp als Pächter des Lokals. Jetzt stehen mit Thomas Stippe und Michael Hotz die Nachfolger fest. Die beiden erfahrenen Gastronomen wollen das Restaurant und das angeschlossene Hotel gemeinsam betreiben. Vorerst bis 15. August, denn zunächst muss das Rutenfest mit all seinen Herausforderungen gemanagt werden. Danach soll entschieden werden, wie es weitergeht.
Geplant ist, dass Hotz das operative Geschäft übernimmt, das Hotel betreibt und den Küchenbereich für seine Cateringfirma 1881, wie bereits seit rund neun Monaten, weiter nutzen wird. „Alle Beteiligten sind sich einig, dass alte Bärengarten-Rutenfesttraditionen wiederbelebt werden müssen“, sagt Lorenz Schlechter, Chef der Brauhaus Ravensburg-Lindau AG. „Der Bärengarten soll wieder in altem Glanz erstrahlen.“
„Die Unterstützung von unserer Seite ist da“, meint RFK-Vorsitzender Dieter Graf. „Ich denke, wir werden den Antrag auf Ausschluss des Bärengarten vom Festplatzgelände am Rutenfest zurückziehen.“Elmar Bentele, Geschäftsführer der Edelweißbrauerei Farny, freut sich nicht nur, dass „sein“Bier am Rutenfest 2019 wieder im Biergarten fließen wird, sondern ist auch überzeugt, dass mit der Pächternachfolge die richtige Wahl getroffen wurde: „Herr Hotz und Herr Stippe sind bekannte Gastronomen. Ein Vorab-Bonus ist schon mal da.“Thomas Stippe resümiert nüchtern: „Dieses Objekt ist am Boden. Jetzt hoffe ich, dass die Leute, die in der Vergangenheit wegblieben, durch den Pächterwechsel wieder zurückkommen. Und sich das Neue zumindest einmal anschauen.“