Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Brückentausch über der Argen
Alte Eisenbahnbrücke muss wegen der Elektrifizierung weichen.
LANGENARGEN - Mehr als 120 Jahre lang stand sie da, nun ist sie weg: die denkmalgeschützte Eisenbahnbrücke zwischen Langenargen und Kressbronn. Ein großer Schwerlastkran hat die Brücke am Donnerstagnachmittag an einem Stück ausgehoben und östlich der Argen abgelegt. Am 14. November soll die neue Brücke auf den Unterbau gesetzt werden – ein weiterer Schritt auf dem Weg der Elektrifizierung der Südbahn.
Das erhoffte Spektakel wollten sich hunderte Schaulustige nicht entgehen lassen. Bereits Stunden zuvor standen sie auf der gegenüberliegenden Hängebrücke, an den Bauzäunen am Uferweg oder direkt auf den Schienen der gesperrten Bahnstrecke. So blickten sie direkt auf den riesigen Schwerlastkran und sahen den Bauarbeitern noch bei den letzten Vorbereitungen zu. Die Zeitangaben der Bahn zum Start der Aktion hatten sich im Vorfeld mehrfach geändert.
Eine gute Stunde nach der zuletzt angekündigten Zeit ging es dann los. Fast unbemerkt für die gut 200 Zuschauer auf der Hängebrücke – wer an den Schienen stand, hatte die bessere Sicht. Zwei am Kran herunterhängende Stahlrohre, die quer an beiden Enden der Brücke angebracht waren, zogen den 360-Tonnen-Koloss im Schneckentempo über die Argen. Auf der anderen Seite angekommen, drehte der Schwerlastkran die Brücke und setzte sie am Montageplatz ab. Von dort aus wird die Brücke in einzelne Stahlteile zerlegt, abtransportiert und verschrottet. Der Erhalt der unter Denkmalschutz stehenden Brücke aus dem Jahr 1898 ist laut Denkmalamt zu teuer.
„So spektakulär war das jetzt auch wieder nicht“, tönte es aus dem Pulk von Zuschauern, während die Brücke noch über die Argen wanderte. Viele verließen bereits währenddessen den Schauplatz. Andere beobachteten die vorbeiziehende Brücke bis zum Schluss. Manche hatten sich Bier mitgebracht und genossen die frühherbstliche Sonne in der Runde.
Dass die alte Stahlbrücke überhaupt ausgetauscht werden muss, liegt laut Bahn daran, dass sie nicht mehr den Anforderungen einer Elektrifizierung entspricht. In der Höhe passe der Abstand der Gleise nicht mehr zu den oberen Querriegeln und in der Breite stimme der Abstand zwischen den Fachwerkträgern nicht mehr. Die neue, 550 Tonnen schwere und knapp 80 Meter lange Brücke wird bereits vor Ort montiert und soll Mitte November ebenfalls an einem Stück auf den Unterbau gesetzt werden.
Streckensperrung bis Dezember
Der Hochleistungskran wird in der Zwischenzeit für Einsätze an anderen Baustellen wieder abgebaut und ab dem 5. November erneut östlich der Argen aufgebaut. Die Bahnstrecke zwischen Friedrichshafen und Lindau bleibt voraussichtlich bis zum 21. Dezember gesperrt. Vom 13. Januar bis zum 29. Februar 2020 soll sie dann erneut gesperrt werden. Die Verbindung übernehmen Busse.
Neben dem Brückentausch über der Argen werden für die Elektrifizierung noch Kabel auf einer Strecke von 23 Kilometern verlegt. Für die neue Oberleitung werden laut Bahn 500 Masten gesetzt, über die das sogenannte Kettenwerk gezogen wird.