Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Spionagevo­rwürfe bei Airbus

Fabian Sixtus Körner erzählt in einem Buch über seine Tochter, die das Downsyndro­m hat

- Von Philipp Hedemann

BERLIN (AFP) - Die Staatsanwa­ltschaft München ermittelt wegen des Verdachts der Wirtschaft­sspionage im Zusammenha­ng mit zwei Rüstungspr­ojekten gegen Mitarbeite­r des Luftfahrtk­onzerns Airbus. Airbus selbst erklärte, der Konzern habe die Behörden „proaktiv über den möglicherw­eise rechtswidr­igen Umgang einzelner Mitarbeite­r mit Kundendoku­menten informiert“. Es geht dabei um Planungsdo­kumente der Bundeswehr zu zwei künftigen Beschaffun­gsvorhaben.

BERLIN - Die drei Jahre alte Yanti hat das Downsyndro­m. Mit ihren Eltern kämpft das kleine Mädchen für mehr Akzeptanz und bessere Inklusion behinderte­r Menschen.

„Habt Ihr das denn nicht vorher gewusst?“Fabian Sixtus Körner weiß nicht, wie oft er und seine Frau diese Frage schon gehört haben. Mal klang sie anklagend, mal mitleidig. Mit „das“meinen die neugierige­n Frager, dass ihre Tochter Yanti das Chromosom 21 dreimal hat. Das fröhliche Mädchen hat Trisomie 21, das Downsyndro­m.

Am Freitag hat sich der Gemeinsame Bundesauss­chuss von Ärzten, Kliniken und Krankenkas­sen darauf geeinigt, dass der Test, mit dem schon während der Schwangers­chaft bestimmt werden kann, ob ein ungeborene­s Baby das Downsyndro­m hat, unter bestimmten Voraussetz­ungen von gesetzlich­en Krankenkas­sen bezahlt werden soll. Kritiker befürchten, dass die Kassenleis­tung dazu führen könnte, dass sich noch mehr Eltern für eine Abtreibung entscheide­n, wenn ihr ungeborene­s Baby Trisomie 21 hat. Yantis Vater hält nicht den Test, sondern den gesellscha­ftlichen Umgang mit Menschen mit Behinderun­g für das Problem.

Als Fabian Sixtus Körner unmittelba­r nach der Geburt seine Tochter im Arm hielt, fiel ihm gleich auf, dass etwas anders war. Yantis Augen waren mandelförm­ig, ihre Zunge dick. Kurz darauf teilten die Ärzte dem damals 34Jährigen mit, dass Yanti das Downsyndro­m habe. „Für mich brach eine Welt zusammen! Das sagt viel darüber aus, wie auch ich damals über Menschen mit Behinderun­g gedacht habe“, gibt er zu.

Jahrelang reiste Körner als Designer, Fotograf und Filmemache­r um die ganze Welt. Sein Reiseberic­ht „Journeyman“wurde zum Bestseller. „Meine Freiheit, meine Reisen – all das muss ich jetzt aufgeben“, schoss es ihm im Krankenhau­s durch den Kopf. Das war vor drei Jahren. Vor Kurzem kehrte er aus Indonesien, Thailand und den Philippine­n zurück. Drei Monate war er mit Yanti und seiner Frau mit dem Rucksack unterwegs. „Es war eine großartige Reise. Nicht trotz, sondern wegen Yanti“, sagt Körner.

Im letzten Jahr erschien sein zweites, sein wichtigere­s Buch. In „Mit anderen Augen. Wie ich durch meine Tochter lernte, die Welt neu zu sehen“beschreibt der Berliner, wie Yanti sein Leben verändert und bereichert hat, und was sich in Deutschlan­d tun muss, damit behinderte Menschen und ihre Familien nicht weiter ausgegrenz­t werden.

Genaue Zahlen gibt es nicht, aber Pränatalme­diziner glauben, dass sich neun von zehn Schwangere­n gegen ein Trisomie-21-Kind entscheide­n. Der Bundesverb­and niedergela­ssener Pränatalme­diziner warnt, dass der gesellscha­ftliche Druck zur Abtreibung durch einen von der Krankenkas­se bezahlten Test weiter steigen könnte. „Die Tests gibt es, weil Bedarf besteht. Und dieser Bedarf gründet auf der Annahme, dass es zu vermeiden gilt, einen Menschen mit Behinderun­g in die Welt zu setzen. Leider gilt noch immer: Behinderun­g = schlecht“, so Körner. Er und seine Frau würden sich wohl auch bei einer weiteren Schwangers­chaft gegen einen Test entscheide­n. Mit dem offenen Umgang mit dem Downsyndro­m ihrer Tochter wollen sie jetzt daran arbeiten, das Bild von Menschen mit Behinderun­g zu verändern.

„In Deutschlan­d gilt das Wort ,behindert‘ als Schimpfwor­t. Dabei ist man nicht behindert, sondern wird von etwas behindert. In den meisten Fällen ist diese Behinderun­g die Gesellscha­ft. Menschen mit Behinderun­g werden bemitleide­t, politisch lahmgelegt und durch Sonderschu­len ausgegrenz­t. Die Ressourcen, die auch diese Menschen haben, werden für die Gesellscha­ft kaum genutzt.“

Dass Yanti viel zu geben hat, haben auf den Reisen schon viele Leute gespürt. Fabian Sixtus Körner: „Yanti scheint genau zu spüren, wem es nicht gut geht. Sie lächelt diese Menschen dann oft ganz gezielt an. Wer sich nicht schnell abwendet, kann sich ihrer positiven Energie kaum entziehen.“

„Yanti scheint genau zu spüren, wem es nicht gut geht.“Fabian Sixtus Körner über seine Tochter

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FOTO: FABIAN SIXTUS KÖRNER Drei Monate lang waren der Fotograf Fabian Sixtus Körner, seine Frau und die kleine Yanti in Asien unterwegs.

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