Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Die Götter zeigen sich recht trinkfreud­ig

Referent Gerald Jasbar spricht über das Fresco „Festmahl der Götter“im Neuen Schloss

- Von Olaf E. Jahnke

TETTNANG - Mit einer neunteilig­en Vortragsre­ihe werden noch bis Oktober im Neuen Schloss „die Arbeiten der letzten Jahre gekrönt“, wie die Staatliche­n Schlösser und Gärten Baden Württember­g schreiben. Zum ersten Vortrag in der Reihe sind am Dienstag 30 Interessie­rte ins Neue Schloss Tettnang gekommen. Referent Gerald Jasbar aus Ulm beschäftig­te sich mit dem „Festmahl der Götter“im Tafelzimme­r, einem spätbarock­en Deckengemä­lde von Franz Martin Kuen.

Jasbar beschrieb zunächst den Bildaufbau und zeigte Einzelheit­en anhand einer Präsentati­on. Wie im Spätbarock üblich, hätten sich in dem Gemälde römisch benannte Gottheiten versammelt. Passend zum Vortragsor­t „Bacchussaa­l“wies Jasbar darauf hin: „Am trinkfreud­igen Gott Bachus samt einer Anmutung kann man hier durchaus von einem ‚Bachanal’ sprechen.“Dazu beschrieb der Referent weitere Details des üppig freudvolle­n Gelages. Dass die Figuren oft mit wenig oder ohne Kleider dargestell­t sind, sei wenig erstaunlic­h, da „heroische Nacktheit“im Spätbarock durchaus angesagt gewesen sei. Dies könnte man als Widerspruc­h zur religiösen Lehre der damaligen Zeit interpreti­eren, jedoch auch Kirchenmän­ner hätten die sinnlichen Darstellun­gen von Göttern geschätzt, wie andere Darstellun­gen auch in Kirchen oder Klöstern zeigten. Im nächsten Teil des Vortrages ging Jasbar kurz auf den Künstler Martin Kuen ein, der im Auftrag von Franz Xaver Graf von Montfort das Fresco 1758 fertig gestellt hat. Dabei streifte der Kunsthisto­riker auch die Hintergrün­de, die mutmaßlich gerade zu dieser Kompositio­n geführt haben. So habe man nicht nur Pracht und Macht darstellen wollen, durchaus auch in historisch schwierige­n Zeiten mit einer nahenden Insolvenz. Auch eine Besinnung auf eine himmlische und zeitliche Dimension, lasse sich interpreti­eren.

Zur Einordnung des Werkes in einen weiteren künstleris­chen Zusammenha­ng zeigte der Kunsthisto­riker einige thematisch verwandte Darstellun­gen mit ähnlichem Titel oder Göttergrup­pierungen, darunter bekannte frühe Darstellun­gen von Raffael aus dem Jahre 1518 bis zur Darstellun­g von Johann Zick aus dem Jahr 1750.

Im Vergleich müsse sich das Kuen’sche Göttermahl nicht verstecken. Kunsthisto­riker Jasbar, der sich ein Leben lang mit Bestimmung und Deutung von Motiven in Werken der bildenden Kunst beschäftig­t hat, bescheinig­te dem Tettnanger Deckengemä­lde, es sei „ein ganz besonderes ikonograph­isches Kunstwerk von Seltenheit­swert“.

Interessie­rte an Kunst und Geschichte können sich am Dienstag, 24. September, um 19.30 Uhr zum Vortrag von Elmar Kuhn aus Meersburg ins Neue Schloss begeben. Die Veranstalt­ung hat den Titel „Tettnang bleibt für das Haus Österreich eine sehr vorteilhaf­tige Aquisition“.

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Treffpunkt für die große Reise gen Süden. Gesehen auf einer Stromleitu­ng oberhalb Bernau von Carl-Friedrich Layer
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FOTO: STAATL. SCHLÖSSER Das „Festmahl der Götter“von Franz Martin Kuen.

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