Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Schnell zum WC
Bemerkenswert, dieser Stimmungswandel: Nachdem das Bahnhofsnebengebäude jahrelang für ein öffentliches WC angefragt war, aber nicht weiter verfolgt wurde, soll sich mit ihm nun der „gordische Knoten“lösen.
Dass Alternativ-Standorte im Gemeinderat gar nicht mehr zur Sprache kamen, stimmt hoffnungsvoll. In Verwaltung und Rat scheint Einigkeit zu herrschen, dass mit dem denkmalgeschützten Nachbargebäude des Bahnhofs der richtige Standort gefunden ist.
Nachzukarten, warum dies nicht früher verfolgt wurde, ist hier nicht angebracht – auch wenn sich der Blick natürlich gleich auf Fördermittel richtete. Die allerdings scheinen selbst mittelfristig in weiter Ferne – die Landessanierungsprogramme seien mehrfach überzeichnet, hieß es in der Sitzung unter einem anderen Aspekt.
Auch die knappen Ausgänge der beiden Abstimmungen sind kein Indiz, dass es über das Nebengebäude zwei Meinungen gibt. Unterschiedlich beurteilt wurde vielmehr die Frage, ob gleich das gesamte Haus ins Visier genommen werden soll. Dass dies bei Stimmengleichheit abgelehnt wurde, ist Ausdruck einer durchaus verständlichen Priorisierung. „Jetzt soll es mit dem WC schnell vorangehen“– so das Signal des Ratsbeschlusses.
Erst an zweiter Stelle kommt das Nachdenken darüber, wie weitere Nutzungen im Restgebäude aussehen können. Dass sich auch hierfür elf Räte aussprachen, darf als Zeichen dafür verstanden werden, dass ernsthaft mit dem gesamten Haus geplant wird – was angesichts des Denkmalschutz-Status’ kein einfaches Unterfangen darstellt.
Umso mehr sollte der gemeinsame Nenner in Erinnerung bleiben – nämlich dem Bahnhofsnebengebäude neues Leben einzuhauchen und damit das gesamte Areal aufzuwerten. Dieser Elan wird spätestens dann vonnöten sein, wenn sich denkmalschützerische Stolpersteine ergeben und Kostenschätzungen verändern.