Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Bodensee-Airport bekommt 30 000 neue Fluggäste
Flughafen fängt rund 100 Starts und Landungen von Wizz Air aus Memmingen auf
FRIEDRICHSHAFEN - Der BodenseeAirport übernimmt für knapp zwei Wochen alle Flüge der ungarischen Fluggesellschaft Wizz Air aus Memmingen. Bis zum 30. September werden rund 100 zusätzliche Starts und Landungen und rund 30 000 Passagiere mehr am Häfler Flughafen erwartet. Fluggäste sollten sich auf längere Wartezeiten einstellen und früher anreisen als sonst, betont der Flughafen.
Für die Zeit des Mehrbetriebs haben viele Flughafen-Mitarbeiter in Friedrichshafen eine Urlaubssperre bekommen. Das bestätigte Flughafensprecher Andreas Humer-Hager auf Anfrage der Schwäbischen Zeitung: „Bisher läuft alles reibungslos, aber es ist schon deutlich mehr los als sonst, und für den Fall der Fälle brauchen wir natürlich Manpower“, sagt Humer-Hager. Darüber hinaus wurde die Zahl der Passkontrollstellen von zwei auf vier verdoppelt.
Aufgrund der Bau- und Sanierungsarbeiten am Memminger Flughafen – unter anderem an der Startund Landebahn – müssen die dortigen Passagiere gut 80 Kilometer weiter bis nach Friedrichshafen fahren. „Diejenigen, die es weiter haben, sind natürlich nicht so glücklich damit. Die anderen freuen sich über eine kürzere Anfahrt“, sagt HumerHager. Allerdings kommen auch viele Fluggäste aus München, die nun eine gute Stunde länger anfahren müssen. Durch die zusätzlichen Sperrungen der Bundesstraße 31 vor Friedrichshafen und der Bahnstrecke zwischen Lindau und Friedrichshafen sowie Ulm und Laupheim sollten die Fluggäste eine längere Anreise berücksichtigen.
Dachterrasse wieder eröffnet
Ein kleines Trostpflaster für die Gäste ist die wiedereröffnete Dachterrasse am Flughafen. Der bei Flugzeugbeobachtern und Gästen beliebte Aussichtspunkt war gut ein Jahr lang gesperrt, da ein neuer Schutzzaun aufgebaut wurde. Zuvor war ein betrunkenes Paar über den damals niedrigeren Zaun geklettert und aufs Rollfeld gerannt. Der neue Zaun ist einige Meter höher und hat einen schräg verlaufenden Übersteigschutz mit zusätzlichem Stacheldraht. „Wir freuen uns, dass wir rechtzeitig zu den Zusatzflügen der Wizz Air wieder den direkten Blick auf unser Vorfeld ermöglichen können“, sagt Claus-Dieter Wehr, Geschäftsführer des Bodensee-Airports in einer Pressemitteilung.
Wizz Air ist die stärkste Airline auf dem Allgäu-Airport. Zu den Reisezielen der Fluggesellschaft gehören verschiedene Hauptstädte Osteuropas – in der Ukraine, Rumänien, Moldawien oder im Kosovo.
Die 30 000 zusätzlichen Passagiere in knapp zwei Wochen machen laut Humer-Hager mehr als die Hälfte des monatsüblichen Betriebs von rund 50 000 Fluggästen am Bodensee-Airport aus. Wie viel mehr Umsatz das für den Häfler Flughafen bedeutet, könne derzeit noch nicht eingeschätzt werden. Wizz Air zahle für Start und Landung eine Gebühr, und auch die Passagiere bringen durchs Parken und den Verzehr am Flughafen mehr Geld in die Kasse.
Neue Reiseziele kommendes Jahr
Geld, das der Flughafen nach der Germania-Pleite im Februar 2019 dringend brauchen kann. Mit rund zehn zusätzlichen Fluggesellschaften versucht der Flughafen seitdem die verloren gegangenen Kapazitäten auszugleichen. „Was die Passagierzahlen betrifft, so haben wir jetzt ungefähr die Hälfte der von Germania geflogenen Fluggäste aufgefangen. Bei den Reisezielen liegen wir schon noch deutlich darunter“, sagt Humer-Hager. Zu den neu hinzugekommenen Fluggesellschaften gehören unter anderem die Ferienflieger Cordeon Airlines (Antalya und Hurghada), Lauda Motion (Mallorca) und Serbia Air (Nis).
Für kommendes Jahr sind laut Flughafensprecher erneut vier Flüge pro Woche nach Mallorca ab April von Lauda Motion bestätigt. Zwei wöchentliche Flüge nach Kreta und Rhodos sollen dann ebenfalls von Cordeon Airlines hinzukommen. „Es ist ein unheimlich hart umkämpfter Markt“, sagt Humer-Hager. „Nach der Germania-Pleite ist das Geschachere noch größer.“Aufgefangen ist die Pleite am Flughafen noch nicht.