Schwäbische Zeitung (Tettnang)
„Wir werden bei Vorfällen reagieren“
HVW-Vize Heiko Griebel spricht über den schwierigen Job von Handball-Schiedsrichtern
FRIEDRICHSHAFEN - Heiko Griebel, der aus Friedrichshafen kommt, geht in seine achte Spielzeit als Bezirksvorsitzender des Handballbezirks Bodensee-Donau. Zugleich bekleidet der Wahl-Allgäuer das Amt des Vizepräsidenten im Handballverband Württemberg (HVW), der für alle Bezirke zuständig ist. Thomas Schlichte hat mit ihm auf die neue Spielzeit vorausgeblickt.
Herr Griebel, was sind die derzeitigen Schwerpunkte der Arbeit mit Ihrem Vorstandsteam?
Hauptsächlich haben wir uns drei größere Aufgaben gestellt. Die Gewinnung und vor allem das Halten von Schiedsrichternachwuchs und natürlich auch das Entwickeln und Ausbilden unserer erfahrenen Schiedsrichter. Die Gewinnung von Gespannen in diesem Bereich ist sehr wichtig. Zudem gilt es, in der Nachwuchsförderung besser zu werden und Spieler mit Potenzial zu entwickeln und zu fördern. Hier bauen wir das komplette Ressort um und versuchen es auf zukunftsorientierte Füße zu stellen.
Wie in anderen Sportarten werden die Schiedsrichter ja knapp. Wie wirken Sie dem entgegen?
Erstmal möchte ich mich hier bei allen Schiedsrichtern bedanken, die Woche für Woche in den Hallen unterwegs sind. Es ist keine einfacher Job – umso mehr meinen herzlichen Dank. Das Problem der Schiedsrichterknappheit hat auch uns erreicht und deshalb müssen wir Wege finden, wie es gelingt, dieses Amt attraktiv zu machen. Wir müssen neue Ideen entwickeln und uns von alten Vorgehensweisen verabschieden. Es ist mir wichtiger, ich habe fünf Schiedsrichter, die mir vier Spiele pro Saison pfeifen, als einer, der elf Spiele übernimmt.
Können Sie das konkretisieren?
Wir müssen über die Aus- bzw. Weiterbildung unserer Schiedsrichter nachdenken und auch hier Konzepte in die Zukunft entwickeln. Letztlich hängt aber alles von den Vereinen ab. Denn nur, wenn uns die Vereine in der Gewinnung von Schiedsrichtern helfen, bekommen wir überhaupt welche. Auch müssen wir alle daran arbeiten, dass die Schiedsrichter in den Vereinen wertgeschätzt werden.
Das heißt?
Wir müssen, zusammen mit den Vereinen, am richtigen Umgang mit den Schiedsrichtern in den Hallen arbeiten. Es kann nicht sein, dass die Schiedsrichter von Zuschauern und Offiziellen angegangen werden – und das teilweise sehr persönlich. Dies gilt übrigens nicht nur für die Aktiven, dies beginnt leider schon in der Jugend. Wir müssen mit allen Beteiligten – Eltern, Vereine und Fans – ins Gespräch kommen, um hier eine Verbesserung zu erreichen. Wir werden hier bei Vorfällen reagieren und deshalb mein Appell an alle: Gebt uns Bescheid, falls ihr etwas mitbekommt, nur so können wir entsprechend reagieren.
Der große Bruder Fußball hat zuletzt wieder mit Rassismus und Homophobie zu kämpfen. Gibt es solche Vorkommnisse auch beim Handball?
Das Thema ist bei mir ganz oben auf der Agenda. Aber nicht, weil wir hier schon ein Problem hätten. Was jedoch nicht heißt, dass es nicht doch vereinzelt vorkommt. Ich möchte solche Tendenzen im Vorfeld abstellen und etwas dagegen tun. Auch hier sind für mich Gespräche und Aufklärung mit den Vereinen wichtig und notwendig.
Falls ja, wie wollen Sie dem entgegenwirken?
Wie gesagt, im Moment haben wir nur wenige Vorfälle. Aber wie hoch hier die Dunkelziffer ist, weiß ich nicht. Ich kann nur jeden Einzelnen auffordern, meinen Vorstand und mich in diesem Kampf gegen Rassismus zu unterstützen. Denn wir betreiben Sport und hier sollte Fairplay ganz oben stehen.
Wie lange werden wir Sie noch in Ihrer Position sehen?
Ich bin ja noch bis März 2020 im Amt und werde es auch bis dahin ausführen. Im März 2020 auf unserem Bezirkstag im Hymer-Museum in Bad Waldsee werde ich mich erneut zur Wahl zum Bezirksvorsitzenden stellen. Und – sofern ich gewählt werde – sieht man mich weitere drei Jahre in den Hallen.