Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Haarscharf an der Sensation vorbei
Tischtennis: Die Neu-Ulmer schlagen Saarbrücken, im Pokal aber ist Meister Ochsenhausen einen Tick stärker
NEU-ULM (zak/wb) - Der deutsche Tischtennis-Meister und -Pokalsieger TTF Liebherr Ochsenhausen hat nochmal seinen Kopf aus der Schlinge gezogen und steht im Pokal-Viertelfinale. Das erste Schwaben-Derby beim TTC Neu-Ulm war ein großer Kampf und eine Angelegenheit von dreieinhalb Stunden. Der Neuling zeigte nämlich, dass er unbedingt das Final Four Anfang Januar in eben jener Ratiopharm-Arena erreichen wollte, in der auch am Sonntag gespielt wurde – vor allerdings lediglich 300 Zuschauern.
Schlüsselfigur der Neu-Ulmer war einmal mehr der Team-EM-Zweite Tiago Apolonia. Der 33 Jahre alte Portugiese ist derzeit kaum zu bremsen. Im ersten Einzel setzte er sich gegen Stefan Fegerl mit 3:2 durch, im vierten brachte er den TTC durch ein 3:2 gegen den brasilianischen Weltranglisten-Sechsten Hugo Calderano ins Doppel. Bereits am Freitag hatte Apolonia beide Einzel gewonnen und damit den Weg frei gemacht für den NeuUlmer Premierensieg beim 3:2 gegen Titelfavorit Saarbrücken, der allerdings ohne seine Stars Patrick Franziska und Shang Kun (operiert) antrat. Kurios: Sowohl in Ochsenhausen als auch in Saarbrücken hat Apolonia lange Jahre gespielt. „Tiago spielt momentan ein Supertischtennis“, lobte nach dem Spiel Ochsenhausens Simon Gauzy, der selbst mit Gustavo Tsuboi nur wenig Probleme hatte.
Doch ein Apolonia allein reicht nicht. Auch Abdel-Kader Salifou zog gegen Calderano mit 1:3 den Kürzeren. Im Doppel hofften die Neu-Ulmer auf Salifou/Tsuboi, die am Freitag für den Sieg gesorgt hatten – noch einmal aber gelang ein solcher Coup nicht. Fegerl/ Gauzy hievten Ochsenhausen mit einem 3:1-Sieg ins Viertelfinale. „Wir haben erneut unser Bestes gegeben“, sagte Apolonia, „aber wir dürfen nicht vergessen, dass es gegen den Titelverteidiger ging.“TTF-Trainer Dimitrij Mazunov war erleichtert: „Uns war klar, dass Neu-Ulm eine sehr gefährliche Mannschaft hat“, erklärte der frühere russische Nationalspieler: „Hinter den Spitzenleuten waren wir ein bisschen besser aufgestellt.“
Der Sieg am Freitag, der erste der jungen Vereinsgeschichte vor lediglich 200 Zuschauern, sorgt immerhin dafür, dass sich die Neu-Ulmer vom Tabellenende in der Bundesliga absetzen konnte. Auch hier überragte Apolonia und setzte sich klar gegen Cristian Pletea (-6, -8, -3) und Darko Jorgic (-9, -8, -6) durch. Bereits in Grünwettersbach und gegen Bremen hatte der TTC ein 2:2 erkämpft und beim Doppel den Sieg aus der Hand gegeben. Gegen Pletea/Polansky lief es besser für Salifou und Tsuboi. Knackpunkt war der 16:14-Erfolg zum 1:1 im zweiten Satz, auf den die Neu-Ulmer ein 11:6 und 11:9 folgen ließen. Apolonia sagte: „Der erste Sieg ist ein Berg, den wir nun bestiegen haben. Jetzt können wir mit mehr Selbstvertrauen in die nächsten Spiele gehen.“
Ochsenhausen, das am Freitag ohne seine beiden Topspieler Calderano und Gauzy in Jülich souverän mit 3:0 gewonnen hatte, war im Pokal in bester Gesellschaft. Auch die anderen Favoriten taten sich schwer. Saarbrücken siegte zwar 3:2 in Grenzau, lag aber 0:2 hinten. Franziskas 2:3-Niederlage gegen Mihai Bobocica kam überraschend und war beinahe fatal.
Boll erlebt Debakel
Trotz der Hilfe von Timo Boll musste auch Borussia Düsseldorf beim 3:2 bei Werder Bremen zittern. Die Bremer glichen einen 0:2-Rückstand aus, Boll verlor mit 0:3 (5, 9, 7,) gegen den WMZweiten Mattias Falck. „Hingerichtet“worden sei er von Falck, sagte Boll: „Er hat sehr stark gespielt, ich habe keine Lösung gefunden.“Die Entscheidung fiel im Doppel, das die Düsseldorfer Källberg/Assar allerdings im Griff hatten. Mit 3:0 setzten sie sich gegen Szöcs/Gerassimenko durch.