Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Von Menschen und Fischen
Die Fasnet ist vorbei. Endlich, denken sich die einen, währen die anderen traurig den Kopf hängen lassen – in diesem Jahr umso mehr, weil es gleichzeitig auch die letzte Fasnet mit Michi Pfau als Zunftmeister war. Dennoch war sie durchaus ein schöner Abschluss seiner Zunftmeisterkarriere: Die Straßenfasnet wurde mit großen Zuschauermassen belohnt, die Bälle waren trotz schwieriger Hallensituation gut besucht.
Schade nur, dass die Fasnet für die meisten ohne Alkohol dann doch nicht lustig genug zu sein scheint. Mit ein paar Promille zu viel legt der Verstand schnell mal den Dienst nieder. Unschön ist, wenn dann unter Alkoholisierung gepöbelt, randaliert und geschlägert wird – damit sind laut der diesjährigen Fasnetsbilanz der Polizei vor allem betrunkene Jugendliche und Heranwachsende negativ aufgefallen. Das sollte umso mehr Anlass sein, der Jugend mit gutem Beispiel voranzugehen. Und mit einem etwas reflektierteren und weniger durch Bier, Sekt und Co. vernebelten Verstand dürfte auch mancher Fasnetsscherz an Qualität gewinnen.
Denn dann wäre bei der todernsten Ratssitzung vielleicht nicht plötzlich gefrorener Fisch quer durch den Sitzungssaal und zum Fenster hinaus geworfen worden. Niemand sollte unter dem Vorwand des Humors so mit Lebensmitteln umgehen. Jedes Jahr landen Millionen von Tonnen an Lebensmitteln im Müll. Dieses Problem ist nicht durch eine Fehlentscheidung in irgendeinem Parlament entstanden, sondern durch das ganz persönliche Verhalten eines jeden Einzelnen.
Vielversprechend klingen dagegen die neuesten Pläne für das Kressbronner Bodan-Werft-Hotel. Nach zwei gescheiterten Entwürfen fand das in Holzmodulbauweise geplante Projekt nun auch im Gemeinderat Anklang – somit kann es hier nun zügig vorangehen. Zügig sollten nun all jene akiv werden, die den Erhalt der historischen Eisenbahnbrücke über die Argen befürworten. Denn sonst wird das über 120 Jahre alte Konstrukt in der Schrottpresse landen. Warum die Brücke quasi von einem Tag auf den anderen vom denkmalgeschützten Objekt zum Alteisen werden konnte, ist schwer nachvollziehbar. Nun ist Kreativität gefragt, um die Brücke mit einem sinnvollen Konzept vielleicht doch noch zu retten.