Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Projekt Brückenwelt steht vor dem Aus
Kressbronner Rat spricht sich trotz abgespeckter Konzeption gegen Erhalt der historischen Eisenbahnbrücke aus
KRESSBRONN - Die historische Eisenbahnbrücke über der Argen zwischen Kressbronn und Langenargen muss ihrem baldigen Ende entgegensehen. Mit neun Ja- und sieben NeinStimmen, bei einer Enthaltung – Ja: Bürgermeister Daniel Enzensperger, Britta Wagner, Martin Kolb (SPD), Martha Dauth, Sabine Witzigmann, Silvia Queri (Grüne), Hubert Bernhard, Hermann Wieland, Karl Bentele (CDU), Nein: Stefan Fehringer, Gerold Wachter, Dieter Senger-Frey, Daniel Strohmaier, Dieter Mainberger (BWV), Wolfgang Binzler, Klaus Klawitter (CDU), Enthaltung: Martina Knappert-Hiese (GUBB) – haben sich die Räte dafür ausgesprochen, das Projekt Brückenwelt der Firma Eberhardt Bewehrungsbau aus vorwiegend „naturschutzfachlicher Sicht“nicht weiterzuverfolgen. „Es geht mir primär um den Erhalt dieses ehemaligen Denkmals“, betonte der Unternehmer Günter Eberhardt, der eine reduzierte Projizierung des Vorhabens ohne Bistro und Museum in Aussicht stellte, zuvor.
Mit einer Zwei-Stimmen-Mehrheit hat der Kressbronner Gemeinderat am Mittwoch wohl das endgültige Aus für den Erhalt der alten Eisenbahnbrücke beschlossen. Als Gründe nannten die Befürworter des
Beschlusses um Bürgermeister Daniel Enzensperger insbesondere naturschutzrechtliche Belange. Wie „Brückenretter“Günter Eberhardt eingangs in seiner Konzeptvorstellung erläuterte, könne er sich eine alternative, abgespeckte Lösung ohne Bistro und Museum durchaus vorstellen. „Wichtig ist, einen Abriss dieses gut erhaltenen und über 120 Jahre alten Bauwerks zu verhindern.
Ich bin bereit auch ohne finanziellen Nutzen für diese Brücke, viel Geld auszugeben“, betonte Eberhardt, der mit seiner Firma Eberhardt Immo GmbH die Kosten von maximal 100 000 Euro für die Konzeption, Gestaltung, Ausführung sowie für die Einrichtung von Infotafel aber auch für die Aufstellung der Brücke auf Betonblöcken samt einer Begehbarmachung dieser übernehmen würde.
Betriebskosten entstünden laut Aussage keine. Bürgermeister Daniel Enzensperger stellte daraufhin klar, dass er, wie die meisten Ratsmitglieder, eine Rettung der Brücke durchaus etwas positives abgewinnen könne, eine bauplanungsrechtliche Realisierung des Vorhabens jedoch aufgrund der naturschutzrechtlichen Bewertung mit großer Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen sei. Dieter
Senger-Frey und Stefan Fehringer (BWV) stellten sich unmissverständlich hinter das Vorhaben: „Das sich Behörden zuerst einmal querstellen, ist normal. Das spart denen Zeit und Arbeit. Die Brücke war vor Kurzem noch ein denkmalgeschütztes Bauwerk. Jetzt plötzlich nicht mehr. Warum ändern die Zuständigkeiten nicht die naturschutzrechtlichen Auflagen, damit wir die Chance zum Erhalt dieser Brücke wahrnehmen können? Gleichzeitig könnte man dort einen Wanderparkplatz ohne asphaltierte Fläche einrichten“. „Und was geschieht mit der Brücke, wenn ihr Unternehmen, was ich für sehr unwahrscheinlich halte, irgendwann einmal in Insolvenz geht?“, fragte Enzensperger in die Runde.
Martina Knappert-Hiese (GUBB) schlug vor: „Ein Museum mit Bistro in diesem sensiblen Bereich geht gar nicht. Dennoch muss die Brücke erhalten bleiben, vielleicht als Ergänzung oder Erweiterung zum Argenpfad als Fahrrad- oder Fußgängerüberweg?“. Während Silvia Queri (Grüne) betonte, man solle der sachlichen Einschätzung der zuständigen Behörden Vertrauen schenken, meinte Hermann Wieland (CDU): „Herr Eberhardt soll die Brücke zerstückeln und an einem anderen Ort wieder aufbauen. Denn darin ist er Fachmann“.