Schwäbische Zeitung (Tettnang)
IHK will Unternehmern Mut machen
Präsident und Geschäftsführer wenden sich in einem Brief an die 39 000 Mitgliedsfirmen
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BODENSEEKREIS (sz) In einem offenen Brief haben sich Martin Buck, Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bodensee-Oberschwaben und Vorstand des Tettnanger Sensorikherstellers IFM, und Peter Jany, Hauptgeschäftsführer der IHK, an die rund 39 000 Mitgliedsunternehmen der IHK in den drei Landkreisen Bodenseekreis, Ravensburg und Sigmaringen gewandt.
„Die Welt steht Kopf“, eröffnen die beiden ihre Zeilen. „Ein Virus legt nicht nur unseren Lebensalltag, sondern auch unsere Wirtschaft weitgehend lahm und stellt jeden von Ihnen vor riesige, bisher nicht da gewesene Herausforderungen. Immer neue Krisenmeldungen überschlagen sich, eine allgemeine Ausgangssperre wird immer wahrscheinlicher. Das Ziel all dieser Regelungen: die sich ausbreitende Pandemie irgendwie in den Griff zu bekommen“, heißt es weiter.
Die wirtschaftlichen Auswirkungen seien zwar bei weitem noch nicht abzusehen, aber die Gefahr, dass „wir auf eine weltweite Wirtschaftskrise zusteuern, wächst sichtlich“, mahnen Buck und Jany. Der zu erwartende internationale ökonomische Einbruch werde die Unternehmen nach allen Prognosen in eine schwere Rezession stürzen.
Auch die Region Bodensee-Oberschwaben werde wirtschaftlich gesehen nach dieser Krise wohl eine andere sein, prognostizieren die beiden. Über 30 000 der IHK-Mitgliedsunternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistung haben nach den Worten des Präsidenten und des Hauptgeschäftsführers weniger als 50 Beschäftigte und zählen damit zu den kleinen und mittelständischen Betrieben, die besonders stark unter der Krise zu leiden haben. So spüren die 4500 stationären Einzelhandelsunternehmen sowie 2000 Gastronomie-,
Freizeit,- und Beherbergungsunternehmen der Region die aktuellen Verordnungen der Landesregierung ganz unmittelbar, heißt es in dem Schreiben.
„Uns erreichen täglich hunderte Anrufe und E-Mails aus den Unternehmen. Berichtet wird über die eigene konkrete Betroffenheit, die Probleme und Hürden bei der Frage, welche Möglichkeiten der Sicherung des weiteren Geschäftsbetriebs bestehen. Viele, gerade der kleinen Unternehmen – egal, ob Start-up, Existenzgründer, Einzelunternehmer oder traditionsreicher Familienbetrieb – sehen sich in ihrer Existenz bedroht“, berichten Buck und Jany.
Von größter Wichtigkeit für die kommenden Wochen sei daher, dass Unternehmen mit Liquidität versorgt werden. Nur so könne verhindert werden, dass viele vom Markt verschwinden. Die Bundesregierung habe mit ihren Beschlüssen zu Kurzarbeitergeld, Steuerstundung und Ausfallgarantien für die Geschäftsbanken richtige Signale gesetzt. Und mit dem von Bund und Land geplanten Härtefall-Fonds werde auch für die Gruppe der Klein- und Kleinstunternehmen ein Instrument geschaffen, das kurzfristig Nothilfe leisten kann, sind sich die zwei sicher.
Das Schutzschild-Paket der Bundesregierung müsse ihnen zufolge die von der Corona-Krise hart getroffenen Unternehmen entlasten. Dabei werde es entscheidend sein, ob die damit verbundenen Hürden gerade für den Mittelstand nicht zu hoch gesetzt sind. „Was wir brauchen, sind jetzt schnelle unbürokratische Hilfen jeder Art. Egal, ob Soforthilfen wie Steuerstundungen oder staatliche Kreditgarantien oder die dringend benötigten finanziellen Zuschüsse
– es muss schnell und einfach gehen“, fordern die IHK-Chefs. Die Nerven vieler Unternehmer lägen blank und das Letzte, was sie jetzt gebrauchen könnten, seien komplizierte und langwierige Antragsverfahren mit aufwändigen Nachweispflichten, begründen sie.
„Seien Sie versichert, dass wir als IHK-Organisation in den vergangenen Wochen massiv auf allen politischen Ebenen dafür gekämpft haben, dass die Politik ihre Entscheidungen unter dieser Maßgabe trifft und gegebenenfalls auch schnell nachbessert, wenn einzelne Verordnungen und Entscheidungen unklar waren“, versprechen Martin Buck und Peter Jany.
Beide sind sich einig, dass sich die Unternehmen derzeit in einem beispiellosen, weltweiten Ausnahmezustand befinden. Doch sie finden auch hoffnungsvolle Worte zum Schluss ihres Briefes: „Trotz und gerade wegen dieser Situation sind wir der gemeinsamen Überzeugung, dass die Unternehmen viel für die Krisenbewältigung und den langfristigen Erfolg bewirken können, wenn die Unternehmensverantwortlichen sich jetzt als gute Krisenmanager beweisen und die Nerven behalten.“
Die IHK Bodensee-Oberschwaben selbst werde zur Unterstützung der regionalen Unternehmen die anstehenden Mitgliedsbeiträge zurückstellen. „So möchten wir in diesen schwierigen Zeiten einen kleinen Beitrag zur Entlastung leisten“, heißt es vonseiten Bucks und Janys.
Neben der telefonischen Beratungsleistung bietet die IHK Bodensee-Oberschwaben derzeit alle wichtigen Informationen und Hilfestellungen auf ihrer Homepage unter
G» www.weingarten.ihk.de