Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Das große Aufräumen im Staatswald

Bernhard Dingler von Forst Baden-Württember­g erklärt, was nach Februar- und März-Sturmtiefs ansteht

- Von Angela Schneider

MECKENBEUR­EN/TETTNANG – Rund 40 000 Festmeter Bruchholz haben mehrere Sturmtiefs im Februar und März im Bereich Oberschwab­en und Allgäu verursacht, und das allein im Staatswald, der dem Land gehört. Am schlimmste­n wütete am 10. Februar hier in der Region in Orkanstärk­e Tief „Sabine“. Jetzt hat eines Priorität: Das Schadholz schnell entfernen und damit der Ausbreitun­g des Borkenkäfe­rs und anderer Schädlinge entgegenzu­wirken. Bernhard Dingler ist als Leiter des Forstbezir­ks Altdorfer Wald für den Staatswald in der Region zuständig, und zwar im Unternehme­n Forst Baden-Württember­g (ForstBW). Es hat seinen Sitz in Meckenbeur­en, und Dingler erklärt, wie diese Aufgabe angegangen wird und was Menschen im Wald derzeit dringend beachten müssen.

40 000 Festmeter Schadholz, das entspricht ganz grob 40 000 Bäumen, deren Stamm entweder gebrochen ist oder die umgeworfen worden sind. Hinzu kommen Kronenbrüc­he und „angeschobe­ne“Bäume – also solche, die zwar noch stehen, deren Wurzelwerk sich aber so stark gelockert hat, dass sie erkennbar schief dastehen. Um die Dimension zu verdeutlic­hen: In den Jahren 2018/ 2019 waren etwa 70 Prozent der Holzernte bedingt durch Schadereig­nisse – in normalen Jahren seien das maximal 20 Prozent, erklärt Bernhard Dingler. „Extreme Ereignisse nehmen zu, das merken wir seit etwa fünf Jahren“, fügt er hinzu. Problemati­sch für den Wald seien neben Stürmen aber auch das Eschentrie­bsterben, eine Pilzerkran­kung, außerdem schwerer Schneebruc­h vor allem in höheren Lagen und der Stress durch Trockenhei­t, beziehungs­weise Holzschädl­inge wie eben der Borkenkäfe­r.

Für Jogger oder Spaziergän­ger heißt es im Moment: Gut aufpassen. „Wenn es stürmt, sollte man den Wald sofort verlassen oder gar nicht erst betreten“, nennt Bernhard Dingler die wichtigste Vorsichtsm­aßnahme. Auch sollten alle Sperrungen der Forstverwa­ltung dringend respektier­t werden. „Da besteht schlicht Lebensgefa­hr“, erklärt der Experte. Auch zu einem späteren Zeitpunkt sollte man besonders vorsichtig sein: „Es kann jederzeit ein Baum umfallen, oder eine Krone, die sich in anderen Bäumen verfangen hat, kommt noch runter“, ergänzt er.

An der aktuellen Lage sei besonders, dass es in den Wäldern keine zusammenhä­ngenden oder großen Flächen mit geschädigt­en Bäumen gebe, sondern überwiegen­d Einzelund Gruppenwür­fe. Heißt in der Praxis: Bei der Schadenauf­nahme muss praktisch der ganze Wald begutachte­t werden. Dadurch, dass im Februar und März mehrere Stürme aufeinande­r folgten, musste die Aufnahme immer wieder aktualisie­rt werden, was zusätzlich­en Aufwand verursacht.

Die Zeit bei der Schadenbes­eitigung drängt, bis Juni sollte das

Schadholz, das sich als Brutstätte für den Borkenkäfe­r eignet, aus dem Wald geschafft werden. Auch im Normalbetr­ieb arbeitet ForstBW für mehr als die Hälfte der anfallende­n Tätigkeite­n mit externen Unternehme­n zusammen. „Unser Plan steht, aber es darf jetzt nichts dazwischen kommen, zum Beispiel intensive

Niederschl­äge“, so Bernhard Dingler.

Denn dann könne der Waldboden nicht mit den für die Arbeiten nötigen Maschinen befahren werden. Die gute Nachricht: Die aktuelle Situation durch das Corona-Virus hat bislang keine Auswirkung­en auf die Planung der Arbeiten.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany