Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Bei Kontrollgängen appelliert die Polizei an die Uneinsichtigen
70 Polizisten in drei Landkreisen kontrollieren die Einhaltung infektionsschützender Maßnahmen gegen Corona – Bürgermeister auf Streife
FRIEDRICHSHAFEN - Polizeioberkommissar Rudolf Metzger und Erster Polizeihauptkommissar Peter Härle, Leiter der Abteilung Prävention bei der Polizei, laufen Streife und kontrollieren gemeldete Versammlungen und Gruppierungen von Menschen an diversen Orten. Sie sind zwei der über 70 Polizisten, die jüngst bis in die Nacht in den Landkreisen Ravensburg, Sigmaringen und im Bodenseekreis unterwegs waren, um die Einhaltung der infektionsschützenden Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Corona-Virus zu überprüfen. „Das kommt davon, dass viele sich nicht an die Sikaufswagen. cherheitsempfehlungen halten“, sagt Peter Härle. Und das werde erst der Anfang sein.
Er geht mit seinem Kollegen von der Zeppelin-Universität den Uferweg entlang in Richtung Freizeitgelände Manzell. Dort sind mehrere Jugendliche gemeldet worden, die eine Grillparty feiern würden. Jogger und Radfahrer kommen uns entgegen, grüßen freundlich und gehen weiter ihrem Sport nach. Die Hinweise, dass man auf dem Uferweg nicht Rad fahren darf, nehmen sie wahr, aber weder für die Polizei noch für die Betroffenen stellt das gerade das wichtigste Thema dar.
Auf dem Weg kurz vor der Zeppelin-Geschichtstafel steht ein Ein
Darin Müll. Ein kleiner Metallgrill, Plastikteller und Ketchup-Flaschen, Plastikgeschirr und Getränkedosen. Hier hat offenbar ein
Gelage von Menschen stattgefunden, denen nicht nur die Sicherheit egal ist, sondern die sich auch keinen Deut um die Umwelt kümmern. Leider trifft die Polizei von denen niemanden mehr an.
Einige Meter weiter direkt am Ufer und auf dem Freizeitgelände Manzell sitzen zwei Paare, die ein Feuer gemacht haben und es sich gut gehen lassen. „Das machen wir schon seit Wochen hier, und das ist doch auch erlaubt“, sagt eine der beiden Frauen. Die Polizei bittet darum, das Feuer zu löschen, sitzenbleiben dürfen sie. Das allerdings geht jetzt auch nicht mehr, denn die Stadt hat mittlerweile das Freizeitgelände
Manzell und andere Orte am See für den Aufenthalt gesperrt.
Weiter geht es in die Innenstadt. Dort war der Polizei gemeldet worden, dass ein Restaurant auch nach 18 Uhr noch bewirte, es würden noch Gäste im Außenbereich sitzen. Doch auch das Fehlanzeige, die Angetroffenen haben lediglich gewartet, ihre bestellten Mahlzeiten mitnehmen zu können. Auf der anderen Straßenseite steht unterdessen im Hauseingang eine Frau, die Handyvideos von dem Auftreten der Polizei macht. Die Beamten in den genannten Landkreisen stellen bei ihren nahezu 170 Kontrollen überwiegend ein diszipliniertes Verhalten der Bevölkerung fest. „Ein Großteil der Bürger begegnet den angeordneten Einschränkungen mit Verständnis, aber vereinzelt sind manche nach wie vor wenig einsichtig“, schreibt später Markus Sauter, Sprecher der Polizei in seinem Bericht.
Und doch gibt es sie. Trotz der bisherigen eindeutigen Appelle, zuhause zu bleiben und sich keinesfalls in Gruppen zusammenzufinden, um eine Ausbreitung des Corona-Virus zu verlangsamen und damit letztlich Menschenleben zu schützen, treffen die Einsatzkräfte in den Städten und
Gemeinden in Einzelfällen auf Erwachsene, die in Gaststätten zusammen an Tischen saßen oder Jugendliche, beziehungsweise Heranwachsende, die sich in Gruppen von teilweise über 20 Personen auf Bolz-, Spiel-, Skate- oder Sportplätzen sowie in Uferanlagen oder anderen Treffpunkten aufhalten.
So auch in Kressbronn, das nächste Ziel von den Kollegen Metzger und Härle. Die Jugendlichen kommen uns am Ufer vor den Neubauten auf dem Bodan-Areal bereits entgegen. Kurz vor ihnen her kommt Kressbronns Bürgermeister Daniel Enzensberger. Er erzählt von seinen Streifengängen, die er zur Zeit unternimmt, um Gruppen und Versammlungen aufzulösen. So auch die der Jugendlichen, die hier den beiden Polizisten in die Arme laufen. Sie aber haben auch Verständnis. Sie bekommen den Flyer der Polizei und marschieren schließlich nach Hause.
„Wir weisen die Menschen jetzt schon auf den Umstand hin, sich nicht zu treffen, um Schlimmeres zu verhindern“, sagt Peter Härle. Er rechnet schon jetzt mit dem, was ab Montag eintritt: die Bestimmungen werden noch angezogen und die Kontrollgänge ernster.