Schwäbische Zeitung (Tettnang)
In Nonnenhorn und Wasserburg kehrt Ruhe ein
Beim Rundgang wirken die G0emeinden fast wie ausgestorben
WASSERBURG/NONNENHORN Wie halten es die Menschen mit den Anweisungen seitens des Freistaats Bayern, sich draußen nicht mehr aufzuhalten? Ein Rundgang durch die Seegemeinden Wasserburg und Nonnenhorn sollte Aufschluss darüber geben.
Erste Station, Wasserburg Halbinsel. Schon bei der Anfahrt merkt man, dass Ruhe eingekehrt ist. Die Gemeinde macht fast schon einen ausgestorbenen Eindruck. Auch wenn gerade Mittagspause herrscht, ist auf der Straße fast niemand zu sehen. Nur ein Pärchen schlendert aus Richtung der Halbinsel hin zur Dorfmitte. Das war’s.
Auch auf der Halbinsel mutet – gemessen am sonnigen Frühlingswetter – der Eindruck eher unheimlich an. Schon bevor man die Uferanlage betritt, weisen an den verschiedenen Zugängen Hinweisschilder der Gemeinde darauf hin, doch bitte mindestens anderthalb Meter Abstand zu den anderen Besuchern einzuhalten. Der Landungssteg ist wie ausgestorben. Zwei ältere Ehepaare sind jeweils mit den Fahrrädern an der Promenade unterwegs, um die Sonne zu genießen. Das eine ist extra aus dem Oberallgäu an den Bodensee gefahren, „man weiß ja nicht, wie lange wir das noch dürfen“. So nutze es das Wetter noch für eine kleine Radtour am Ufer entlang. Und nein, sie seien nicht mit dem Fahrrad von Oberallgäu hergeradelt, räumen sie mit einem Lachen ein.
Der Kiosk ist eigentlich geschlossen. Der Betreiber wollte ihn auch nicht aufmachen. Aber da einige Kollegen gekommen sind, hat er ihnen nun doch ein Bier ausgeschenkt, und so sitzen die Kameraden auf dem
Mäuerchen, halten Abstand und trinken ihren Frühschoppen. Jeder an einem Extratischchen, während der Gastgeber sein vom Metzger geholtes Mittagessen verzehrt, ebenfalls mit Sicherheitsabstand. Aber bei der Stille, die hier herrsche, könne man sich auch so gut unterhalten, befinden die Männer.
Auf der Wiese, zwischen dem Hotel und dem Ufer, hat sich eine Mutter mit den zwei Kindern niedergelassen. Sie sind von Lindau hergeradelt. Bewegung sei ja schließlich gesund. Und bevor ihnen zu Hause die Decke auf den Kopf fällt, haben sie jene lieber eingepackt und am See wieder ausgerollt. Am Vormittag haben die Kinder noch für die Schule gebüffelt, dafür gibt es jetzt Brezen und Erdbeeren im Sonnenschein. So verlieren sich keine 20 Menschen entlang dieses ansonsten beliebten Ausflugsziels.
Aus der Bucht an der Eschbachmündung wird derweil eine kleine Segeljolle aufs Wasser gebracht. Der Segler wisse, wie er sich von anderen Menschen auf Abstand halten könne, und segelt auf den dunstigen See hinaus.
Weiter geht es zur zweiten Station: Nonnenhorn. Auch dieser Ort wirkt nahezu menschenleer. Vor dem Einkaufsmarkt stehen gerade einmal vier Autos. Gedränge im Innern scheint nicht zu herrschen. Noch leerer ist es unten in der Uferanlage rund um den Landesteg. Eine Frau genießt die Sonne einsam auf einer Bank, ein Pärchen macht kurz Rast auf seiner Radtour und zwei Frauen unterhalten sich auf einer weiteren Bank. Ein anderes Paar beschäftigt seinen Hund im flachen Wasser, mehr ist hier nicht los. Genauso ruhig wie am Ufer liegt hier der See, völlig ungestört.
Beliebt ist das Hinterland der Gemeinden, gerade für Wanderer und
Radfahrer. Also auf nach Selmnau zur Antoniuskapelle. Hier ist wesentlich mehr los. Die Nachmittagssonne entfaltet hier mehr Kraft, als am leicht dunstigen Ufer. Wohl auch deshalb zieht der Punkt oberhalb von Wasserburg einige Menschen an. Zum Teil mit Rucksäcken ausgerüstet, in denen der Proviant für die Tour verstaut ist, zum Teil mit den Fahrrädern, der Großteil elektrisch verstärkt, kommen sie hier zur Kapelle hoch. Immerhin, die Bänke stehen in ausreichendem Abstand und auch hier weist ein Schild auf den nötigen Abstand hin.