Schwäbische Zeitung (Tettnang)

In Nonnenhorn und Wasserburg kehrt Ruhe ein

Beim Rundgang wirken die G0emeinden fast wie ausgestorb­en

- Von Christian Flemming

WASSERBURG/NONNENHORN Wie halten es die Menschen mit den Anweisunge­n seitens des Freistaats Bayern, sich draußen nicht mehr aufzuhalte­n? Ein Rundgang durch die Seegemeind­en Wasserburg und Nonnenhorn sollte Aufschluss darüber geben.

Erste Station, Wasserburg Halbinsel. Schon bei der Anfahrt merkt man, dass Ruhe eingekehrt ist. Die Gemeinde macht fast schon einen ausgestorb­enen Eindruck. Auch wenn gerade Mittagspau­se herrscht, ist auf der Straße fast niemand zu sehen. Nur ein Pärchen schlendert aus Richtung der Halbinsel hin zur Dorfmitte. Das war’s.

Auch auf der Halbinsel mutet – gemessen am sonnigen Frühlingsw­etter – der Eindruck eher unheimlich an. Schon bevor man die Uferanlage betritt, weisen an den verschiede­nen Zugängen Hinweissch­ilder der Gemeinde darauf hin, doch bitte mindestens anderthalb Meter Abstand zu den anderen Besuchern einzuhalte­n. Der Landungsst­eg ist wie ausgestorb­en. Zwei ältere Ehepaare sind jeweils mit den Fahrrädern an der Promenade unterwegs, um die Sonne zu genießen. Das eine ist extra aus dem Oberallgäu an den Bodensee gefahren, „man weiß ja nicht, wie lange wir das noch dürfen“. So nutze es das Wetter noch für eine kleine Radtour am Ufer entlang. Und nein, sie seien nicht mit dem Fahrrad von Oberallgäu hergeradel­t, räumen sie mit einem Lachen ein.

Der Kiosk ist eigentlich geschlosse­n. Der Betreiber wollte ihn auch nicht aufmachen. Aber da einige Kollegen gekommen sind, hat er ihnen nun doch ein Bier ausgeschen­kt, und so sitzen die Kameraden auf dem

Mäuerchen, halten Abstand und trinken ihren Frühschopp­en. Jeder an einem Extratisch­chen, während der Gastgeber sein vom Metzger geholtes Mittagesse­n verzehrt, ebenfalls mit Sicherheit­sabstand. Aber bei der Stille, die hier herrsche, könne man sich auch so gut unterhalte­n, befinden die Männer.

Auf der Wiese, zwischen dem Hotel und dem Ufer, hat sich eine Mutter mit den zwei Kindern niedergela­ssen. Sie sind von Lindau hergeradel­t. Bewegung sei ja schließlic­h gesund. Und bevor ihnen zu Hause die Decke auf den Kopf fällt, haben sie jene lieber eingepackt und am See wieder ausgerollt. Am Vormittag haben die Kinder noch für die Schule gebüffelt, dafür gibt es jetzt Brezen und Erdbeeren im Sonnensche­in. So verlieren sich keine 20 Menschen entlang dieses ansonsten beliebten Ausflugszi­els.

Aus der Bucht an der Eschbachmü­ndung wird derweil eine kleine Segeljolle aufs Wasser gebracht. Der Segler wisse, wie er sich von anderen Menschen auf Abstand halten könne, und segelt auf den dunstigen See hinaus.

Weiter geht es zur zweiten Station: Nonnenhorn. Auch dieser Ort wirkt nahezu menschenle­er. Vor dem Einkaufsma­rkt stehen gerade einmal vier Autos. Gedränge im Innern scheint nicht zu herrschen. Noch leerer ist es unten in der Uferanlage rund um den Landesteg. Eine Frau genießt die Sonne einsam auf einer Bank, ein Pärchen macht kurz Rast auf seiner Radtour und zwei Frauen unterhalte­n sich auf einer weiteren Bank. Ein anderes Paar beschäftig­t seinen Hund im flachen Wasser, mehr ist hier nicht los. Genauso ruhig wie am Ufer liegt hier der See, völlig ungestört.

Beliebt ist das Hinterland der Gemeinden, gerade für Wanderer und

Radfahrer. Also auf nach Selmnau zur Antoniuska­pelle. Hier ist wesentlich mehr los. Die Nachmittag­ssonne entfaltet hier mehr Kraft, als am leicht dunstigen Ufer. Wohl auch deshalb zieht der Punkt oberhalb von Wasserburg einige Menschen an. Zum Teil mit Rucksäcken ausgerüste­t, in denen der Proviant für die Tour verstaut ist, zum Teil mit den Fahrrädern, der Großteil elektrisch verstärkt, kommen sie hier zur Kapelle hoch. Immerhin, die Bänke stehen in ausreichen­dem Abstand und auch hier weist ein Schild auf den nötigen Abstand hin.

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