Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Mit Musik gegen die Corona-Angst
Brochenzellerin ruft auf Facebook zum Mitsingen auf und musiziert gemeinsam mit ihrer Nachbarin
MECKENBEUREN - Auch in Brochenzell wird als Zeichen der Hoffnung musiziert. Die Idee, mit Musik ein Zeichen gegen die Corona-Krise zu setzen, breitet sich in Deutschland immer weiter aus. Erst am Sonntagabend erklang von unzähligen Balkonen im ganzen Land die Ode an die Freude.
Die Italiener hatten zu Beginn der Pandemie mit dem Musizieren und Singen angefangen, nun hat dieses positive Zeichen auch Meckenbeuren erreicht. Denise Winner aus Brochenzell hat auf Facebook zum gemeinsamen Singen als Zeichen der Hoffnung und Solidarität aufgerufen. Jeden Abend um 19 Uhr wird sie gemeinsam mit ihrer Nachbarin, der 16jährigen Jenny Zipprick, das Lied Hallelujah in der Version von Alexandra Burke anstimmen und hofft auf viele Mitstreiter, die sich ihnen anschließen.
Und so stehen die beiden an diesem kalten Montagabend um Punkt 19 Uhr vor ihren Haustüren. Die 15jährige Nachbarstochter Elin gesellt sich spontan noch zu ihnen. Beherzt greift Jenny in die Saiten ihrer mitgebrachten Gitarre. „I heard there was a secret chord“beginnen die drei zunächst zaghaft ihren Gesang, steigern sich immer mehr, um schließlich laut und kraftvoll, aber mit viel Gefühl, den Refrain anzustimmen. Die Gänsehaut, die sich bei diesem intensiven Hallelujah einstellt, liegt nicht an dem eisigen Wind. „In schwierigen Zeiten müssen wir Menschen zusammenhalten. Durch Musik wird alles schöner,“erklärt Winner. Auf Facebook hat sie von anderen Gesangsaktionen erfahren und spontan mit ihrer Nachbarin Jenny beschlossen: „Wir machen das jetzt auch hier in Brochenzell.“Das Lied Hallelujah mögen und singen beide gerne und so fiel die Wahl auf diesen Song. Auch wenn es dafür schon Kritik im Netz gab. „Die Idee ist ja nicht schlecht, aber singt lieber was Fröhliches und verbreitet nicht noch mehr Weltuntergangsstimmung“, kommentiert dort jemand die Aktion. Doch Winner zeigt sich offen für andere Musikwünsche. Die Inhaberin des Frisiersalons Butterfly effect in Meckenbeuren hat sich vorerst mit der coronabedingten Zwangspause arrangiert und zeigt großes Verständnis für die verhängten Maßnahmen. Sie selbst hat ihren Salon bereits drei Tage vor dem offiziellen Verbot geschlossen. „Ich fand das unverantwortlich meinen Kunden, meinen Mitarbeitern, aber auch meiner Familie gegenüber. Schließlich haben wir sehr engen Kundenkontakt“, erklärt die Friseurmeisterin. Ihre beiden zwei und vier Jahre alten Töchter freuen sich, dass ihre Mama jetzt viel mehr zu Hause ist. Mit großen Augen verfolgen sie die musikalische Darbietung, nur um gleich darauf wieder munter die Straße entlang zu toben. Völlig sorglos und ohne zu ahnen, was dieses Virus namens Corona gerade auf der ganzen Welt anrichtet. Jenny Zipprick mit ihren 16 Jahren macht sich da schon ganz andere Gedanken, obwohl sie für sich selbst wenig Gefahr sieht. „Ich habe nicht wirklich Angst. Ich habe ein gutes Immunsystem. Ich mache mir aber Sorgen um meine Oma,“gesteht die Schülerin des Karl- Maybach Gymnasiums.