Schwäbische Zeitung (Tettnang)
So wird in der Fieberambulanz untersucht
Im Zehn-Minuten-Takt werden Patienten mit schweren Corona-Symptomen untersucht und teilweise getestet
FRIEDRICHSHAFEN - Draußen warten, Abstand halten: Nur einzeln dürfen Patienten in die Fieberambulanz in der Halle B5 an der Messe Friedrichshafen eintreten. Alle zehn Minuten werden hier seit Montagnachmittag Menschen untersucht, die starke Corona-Symptome aufweisen und von ihren Hausärzten an die Fieberambulanz überwiesen wurden. Da das Material für Corona-Tests knapp ist, wird aber nicht jeder Patient in der Ambulanz auch auf das Virus getestet.
23 Patienten sind am ersten Betriebstag am Montagnachmittag in der Ambulanz untersucht worden. Zwischen 14.30 und 18.30 Uhr werden alle zehn Minuten Termine vergeben. Am Dienstagnachmittag sind es 36 Patienten. Nachdem sie am Eingangstor hereingelassen werden, nehmen Mitarbeiter des Landratsamts sie an einem Container in Empfang. Hier werden die Krankenkassenkarte des Patienten benötigt und Rezepte ausgestellt. „Das funktioniert wie in einer Notfallpraxis“, erklärt Ignaz Wetzel, Sozialdezernent des Landratsamtes, am Dienstagnachmittag vor Betriebsbeginn in der Halle. Falls es trotz Terminvergabe zu Wartezeiten kommt, ist in einem Teil der Halle ein Wartebereich eingerichtet worden. In großzügigem Abstand stehen hier Stühle für wartende Patienten bereit.
Weiter geht es für den Patienten dann in einen Untersuchungscontainer. An jedem Nachmittag untersuchen hier ein niedergelassener Arzt oder eine Ärztin der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) zusammen mit einer medizinisch-technischen Assistentin die Patienten. Am Dienstagnachmittag hat Hans-Ulrich Barth, Allgemeinmediziner aus Friedrichshafen, seinen ersten Dienst. „Wir wollen hier mit wenig Material optimal diagnostizieren“, erklärt er. Vor Ort könne er einen Abstrich machen, doch es gebe zu wenige Tests, um wirklich alle Patienten auf das Coronavirus zu testen. „Wir untersuchen den Patienten und entscheiden dann, ob er wieder nach Hause kann, um sich dort auszukurieren oder ob er weiter ans Klinikum überwiesen wird“, so Barth. Die Entscheidung, ob ein Patient stationär aufgenommen wird, fällen dann die Ärzte vor Ort am Klinikum.
Zur Untersuchung in der Messehalle gehören das Abhören der Lunge, ein Test auf Sauerstoffsättigung,
Fiebermessen und ein Gespräch. Am ersten Nachmittag habe der diensthabende Arzt unter anderem eine Angina und eine Nasennebenhöhlenentzündung diagnostiziert, berichtet Wetzel. Niemand musste ans Klinikum überwiesen werden. Außerdem seien drei Abstriche für Corona-Tests genommen worden. „Nicht jeder Patient hier wird aber gleich getestet. Das Material ist zu wertvoll. Wir testen Patienten, die zu Risikogruppen gehören und Patienten, die im Medizinbereich tätig sind“, fügt Wetzel hinzu. Ein paar Hundert Tests habe das Landratsamt auf Lager.
Wer überhaupt einen Termin in der Fieberambulanz erhält, entscheiden die jeweiligen Hausärzte nach einem Telefongespräch mit dem Patienten.
Allgemeinmediziner Hans-Ulrich Barth
„Die Ärzte haben einen extra ausgearbeiteten Fragebogen, um die Corona-Symptome abzufragen“, erklärt Robert Schwarz, Sprecher des Landratsamtes. Nur Patienten mit schweren Symptomen erhalten dann nach Absprache mit dem Gesundheitsamt einen Termin in der Fieberambulanz.
Die Namensänderung von Corona-Testzentrum (CTZ) auf Fieberambulanz habe mit der Kassenärztlichen Vereinigung zu tun, erklärt Schwarz: „Die KV nennt alle ähnlichen Zentren in ganz Baden-Württemberg Fieberambulanzen. Fieber ist ein wichtiges Symptom für Corona und da wir in der Messehalle nicht stationär behandeln, ist es eine Ambulanz.“
Das Landratsamt gehe davon aus, dass das Virus mittlerweile in der breiten Bevölkerung angekommen sei und sich exponenziell verbreite. „Darum ist es wichtig, dass jeder Einzelne dazu beiträgt, die Verbreitung zu verlangsamen“, so Schwarz. Abends wird die Ambulanz gut durchgelüftet, der Untersuchungscontainer fachmännisch gereinigt und die Patientenliege desinfiziert, erklärt Sozialdezernent Wetzel.
Wie lange die Untersuchungen so weitergehen müssen, sei noch nicht absehbar. Die Kapazitäten würden aber für einen weiteren Untersuchungscontainer reichen, sollte dies künftig nötig werden.
„Wir untersuchen den Patienten und entscheiden dann, ob er wieder nach Hause kann.“