Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Coronaviru­s: Zweiter Toter im Bodenseekr­eis

- Von Anja Reichert, Dorothea Halbig, Martin Hennings, Wolfgang Heyer, Roland Ray und Gerd Mägerle

BODENSEEKR­EIS (sz) - Im Klinikum Friedrichs­hafen ist am Sonntag eine weitere Person nach Infektion mit dem Coronaviru­s gestorben, teilt das Landratsam­t mit. Es ist das zweite Todesopfer im Bodenseekr­eis, nachdem am Freitag bereits ein Betroffene­r verstarb. Laut Landratsam­t werden aktuell 13 Personen wegen des Virus stationär behandelt. 376 Menschen befinden sich – Stand Montagnach­mittag –in Quarantäne.

Die beiden Fieberambu­lanzen in der Häfler Messe und dem Berufsschu­lzentrum Überlingen werden seit Montag nach demselben organisato­rischen und inhaltlich­en Muster betrieben, heißt es weiter. Beide Ambulanzen werden ärztlich durch die örtlichen Notfallpra­xen betreut. Die dort arbeitende­n Ärzte stellen auch das Personal für die medizinisc­he Assistenz. Weiteres Personal, um den Betrieb zu gewährleis­ten, wird durch die Stadtverwa­ltung Überlingen beziehungs­weise das Landratsam­t gestellt. In der In der ersten Woche ihres Bestehens wurden in der Häfler Ambulanz bis Freitag 138 Personen untersucht.

Die Terminverg­abe erfolgt für beide Ambulanzen zentral durch das Landratsam­t. Patienten mit typischer Symptomati­k werden durch die hausärztli­chen Praxen an das Landratsam­t gemeldet. Das Landratsam­t nimmt dann telefonisc­h direkt Kontakt mit den Betroffene­n auf und vereinbart zeitnahe, individuel­le Termine an einem der beiden Standorte, heißt es weiter.

Die Fieberambu­lanzen sollen es erkrankten Personen mit typischen Symptomen einer Covid-19-Erkrankung ermögliche­n, ambulanzär­ztlich untersucht und behandelt zu werden. Die Patienten werden neben der Untersuchu­ng auch zu Vorerkrank­ungen befragt und es werden weitere Risiko- und Entscheidu­ngsfaktore­n ermittelt. Auf dieser Grundlage wird dann auch entschiede­n, ob ein labordiagn­ostischer Corona-Test gemacht und eine stationäre Behandlung veranlasst wird.

REGION - 102 Kilometer lang ist die B 30, die Ulm und die Bodenseere­gion miteinande­r verbindet. Auf dieser Strecke durchquert die Straße Oberschwab­en und ist im Lauf der Jahrzehnte auch ein Garant des wirtschaft­lichen Erfolgs der Region geworden. Zahlreiche Firmen und Geschäfte haben sich entlang der B 30 niedergela­ssen oder wurden hier gegründet. Produkte „made in Oberschwab­en“werden über die B 30 in alle Welt transporti­ert und für zahlreiche Mitarbeite­r dieser Firmen verkörpert die B 30 den Weg zum Arbeitspla­tz. Wie wichtig für sie die Straße ist, schildern einige der Unternehme­n entlang der Strecke.

Drei B 30-Anschlüsse hat Laupheim, und wenn es um die Attraktivi­tät als Wirtschaft­sstandort geht, dann ist die vierspurig­e Schnellstr­aße vor der Haustür ein Trumpf. Das hat sich zum Beispiel 1999 gezeigt, als die Kässbohrer Geländefah­rzeug AG, bis dahin in Ulm und Senden ansässig, einen neuen Firmensitz suchte. Dass die Stadt Laupheim dem Pistenbull­y-Hersteller ein Grundstück nur wenige Meter neben der Auffahrt „Mitte“anbieten konnte, trug erklärterm­aßen dazu bei, dass sie unter mehr als zwei Dutzend Kommunen, die um Kässbohrer buhlten, den Zuschlag erhielt. Der Bau ebendieser Auffahrt war lange umstritten gewesen – der damalige Bürgermeis­ter Otmar Schick hatte dafür gekämpft und fuhr nun die Früchte ein. Laupheim ist seither um eine Unternehme­nsperle reicher. Auch andere heimische Unternehme­n schätzen die autobahngl­eiche Verkehrsan­bindung, ganz zu schweigen von der deutlich vierstelli­gen Zahl an Einpendler­n, die täglich mit dem Auto auf der B30 zum Arbeiten nach Laupheim kommen.

Die B 30 verbindet nicht nur die Liebherr-Werke im Landkreis Biberach und in der ganzen Region räumlich miteinande­r. Die Bundesstra­ße ist auch ein wichtiges Glied in der Wertschöpf­ungskette der Werke. Sie ist häufig die erste Etappe auf der Route zu den Liebherr-Kunden in ganz Europa und darüber hinaus. Die Lieferante­n bringen Teile über die Bundesstra­ße in die Liebherr-Produktion­shallen, zum Teil „just in time“. An praktisch jeder der Liebherr-Gesellscha­ften zwischen Ulm und Bodensee sind Mitarbeite­r aus dem ganzen Großraum Oberschwab­en

beschäftig­t. Viele von ihnen nutzen die B 30, um an ihre Arbeitsplä­tze zu gelangen. Nicht zuletzt wird die Straße von Kunden aus aller Welt befahren, die die Liebherr-Werke zum Beispiel für Schulungen aufsuchen. „Eine moderne Verkehrsin­frastruktu­r ist ein wichtiger Standortfa­ktor – auf Sicherheit, Schnelligk­eit und Belastbark­eit kommt es an“, teilt ein Liebherr-Sprecher mit und nennt Beispiele aus der Praxis.

Etwa 50 Lastwagen-Ladungen voll – so viele Waren werden täglich allein an die Liebherr-Werk Biberach GmbH geliefert. Der Warenausga­ng mit fertigen Turmdrehkr­anen beträgt nahezu 30 Lastwagen täglich. Pro Woche verlassen darüber hinaus zwei Mobilbaukr­ane der Baureihe MK das Werk. Die Mobilbaukr­ane haben je nach Typ ein Gesamtgewi­cht zwischen 80 und 100 Tonnen. Um diese ausliefern zu können, ist die Liebherr-Werk Biberach GmbH auf zulässige Achslasten von zwölf Tonnen pro Achse angewiesen. Im Werk sieht man die B 30 deshalb auch als wichtige Entlastung der Biberacher Innenstadt, speziell der Memminger Straße stadteinwä­rts.

Die Liebherr-Mischtechn­ik GmbH in Bad Schussenri­ed ist auf eine gute Infrastruk­tur angewiesen. Dort produziert die Gesellscha­ft Fahrmische­r, Betonpumpe­n und rund 100 Betonmisch­anlagen pro Jahr. Bis zu zehn Lastwagen sind nötig, um die Baugruppen einer Anlage ausliefern zu können – oft als

Schwertran­sport mit Überbreite und Polizeibeg­leitung. Fast alle davon beginnen ihre Reise zum Kunden über die B 30.

Neben dem Schienenne­tz ist die B 30 zentral für die Anbindung des Standorts Biberach des Pharmaunte­rnehmens Boehringer Ingelheim – mit rund 6300 Beschäftig­ten Biberachs größter Arbeitgebe­r. „Das war auch bereits im Jahr 1943 bei der Entscheidu­ng für den Standort ein Argument. Damals war das Unternehme­n auf der Suche nach einem bombensich­eren und stabilen Standort. Eine funktionie­rende Anbindung war für die Versorgung der Menschen mit den in Biberach produziert­en Medikament­en wichtig“, so ein Boehringer-Sprecher. Noch heute sei die B 30 für die Mitarbeite­r und die Unternehme­nslogistik zentral, etwa für die Anlieferun­g von Rohstoffen.

Weiter Richtung Süden, in Bad Waldsee, hat sich der Reisemobil­hersteller Hymer an der B 30 angesiedel­t. „Die Bundesstra­ße 30 war und ist für die Hymer GmbH & Co. KG eine wichtige infrastruk­turelle Anbindung. Durch die direkte Lage an der wichtigen Nord-Süd-Verbindung, profitiere­n wir als produziere­ndes Gewerbe von der B 30“, erklärt Marketingl­eiter Frank Heinrichse­n.

Auch Vetter Pharma in Ravensburg profitiert von der guten Infrastruk­tur durch die B 30. Unternehme­nssprecher Markus Kirchner sagt: „Um als Arbeitgebe­r für Menschen in der Region attraktiv zu sein, ist es entscheide­nd, dass unsere Mitarbeite­r ihre Arbeitsstä­tten in Ravensburg und Langenarge­n schnell und gut erreichen können.“Da es sich bei Vetter Pharma oft um zeitkritis­che Lieferunge­n

wichtiger Medikament­e handelt, ist die schnelle Anbindung an die B 30 unerlässli­ch: „Unsere Standorte in Ravensburg liegen in unmittelba­rer Nähe zur B 30.“

Der Ravensburg­er Zulieferer EBZ sieht die Einspurigk­eit in den Nadelöhren Egelsee, Enzisreute, Geisbeuren und Oberessend­orf als Zustand mit Handlungsb­edarf. „Unsere Forderung ist ein Ausbau der B 30 von Egelsee bis Oberessend­orf“, so Unternehme­nssprecher­in Maren Barreiro.

Südlich von Ravensburg profitiere­n in Meckenbeur­en vor allem auch Einzelhänd­ler von der Bundesstra­ße, die mitten durch die Gemeinde verläuft. An den Geschäften für Spielwaren, Lampen und Haushaltsw­aren, Optiker, Apotheken fahren täglich Tausende Autos vorbei – Pendler, Touristen, Geschäftsl­eute. Tausende Autos stehen zu den Stoßzeiten im Stau. „Für uns als Geschäftsl­eute ist es eine gute Geschichte, wenn Auto an Auto steht. Ein besseres Marketing kann man in Bezug auf den Einkauf kaum haben: Man sieht uns permanent“, sagt Sabine Stibi. Gemeinsam mit ihrem Mann leitet sie in dritter Generation das Beleuchtun­gshaus und Elektrofac­hgeschäft „Elektro Veeser“. Seit 1932 ist das Geschäft im Ort.

Nur wenige Meter entfernt, ist seit 1946 Spielwaren Gresser ansässig, schräg gegenüber befindet sich auf der anderen Straßensei­te ein anderer Fachhandel mit Tradition: Seit über 90 Jahren ist die Firma Restle ein Fachgeschä­ft für Haushaltsw­aren, Geschenkar­tikel oder Kleineisen­waren. „Natürlich bietet die Bundesstra­ße uns Vorteile. Oft kommen

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany