Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Brian Fallon als Leisetreter
Auf seinem Soloalbum schweigen die Rockgitarren
RAVENSBURG - Brian Fallon hätte sich wohl andere Umstände gewünscht als die, unter denen sein drittes Soloalbum „Local Honey“auf dem neugegründeten eigenen Label Lesser Known Records erscheint. Der Sänger, der mit The Gaslight Anthem in den vergangenen Jahren prägende Werke zwischen Punkrock und Bruce Springsteen veröffentlicht hat, erweist sich auch diesmal als begnadeter Musiker, sowohl was Komposition als auch Stimme angeht. Die Vorab-Auskopplung „21 Days“überrascht mit poppigen Beats, wächst dann aber zu einem Songwriter-Juwel von tiefer Schönheit. Dazu tragen auch die Lyrics bei: Es geht um die These, dass eine Trennung zunächst 21 Tage lang schmerzt und man dann über das Gröbste weg ist. Der Song ist mit seinem ungewohnten Klanggewand stellvertretend für das Album: Wer Fallon als Sänger und Gitarrist von The Gaslight Anthem als energiegeladenen
Frontmann kennt, entdeckt auf „Local Honey“eine neue Seite. Die Songs wirken wie heruntergedimmt, Rockgitarren schweigen, stattdessen dürfen Pianotupfer und federnde Drums wie in „Hard Feelings“eine minimalistische Stimmung verbreiten.
Das ist nicht komplett neu, auch Fallons Nebenprojekt „The Horrible Crowes“von 2011 war bereits eher Musik für regnerische Tage als voranpreschender Heartland-Rock, wie ihn The Gaslight Anthem auf Album Nummer eins und zwei fabrizierten. „You Have Stolen My Heart“ist auch so ein Leisetreter, raffiniert in Rhythmus und Melodieführung. Die zurückgenommene Atmosphäre steht Fallon fantastisch, weil seine mal samtige, mal heisere Stimme so noch besser zur Geltung kommt.
Produziert wurde das Album übrigens von Peter Katis, der für seine Arbeit mit der US-Indierockgröße The National und deren Album „Sleep Well Beast“2017 den Musikpreis Grammy bekam.