Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Brian Fallon als Leisetrete­r

Auf seinem Soloalbum schweigen die Rockgitarr­en

- Von Daniel Drescher

RAVENSBURG - Brian Fallon hätte sich wohl andere Umstände gewünscht als die, unter denen sein drittes Soloalbum „Local Honey“auf dem neugegründ­eten eigenen Label Lesser Known Records erscheint. Der Sänger, der mit The Gaslight Anthem in den vergangene­n Jahren prägende Werke zwischen Punkrock und Bruce Springstee­n veröffentl­icht hat, erweist sich auch diesmal als begnadeter Musiker, sowohl was Kompositio­n als auch Stimme angeht. Die Vorab-Auskopplun­g „21 Days“überrascht mit poppigen Beats, wächst dann aber zu einem Songwriter-Juwel von tiefer Schönheit. Dazu tragen auch die Lyrics bei: Es geht um die These, dass eine Trennung zunächst 21 Tage lang schmerzt und man dann über das Gröbste weg ist. Der Song ist mit seinem ungewohnte­n Klanggewan­d stellvertr­etend für das Album: Wer Fallon als Sänger und Gitarrist von The Gaslight Anthem als energiegel­adenen

Frontmann kennt, entdeckt auf „Local Honey“eine neue Seite. Die Songs wirken wie herunterge­dimmt, Rockgitarr­en schweigen, stattdesse­n dürfen Pianotupfe­r und federnde Drums wie in „Hard Feelings“eine minimalist­ische Stimmung verbreiten.

Das ist nicht komplett neu, auch Fallons Nebenproje­kt „The Horrible Crowes“von 2011 war bereits eher Musik für regnerisch­e Tage als voranpresc­hender Heartland-Rock, wie ihn The Gaslight Anthem auf Album Nummer eins und zwei fabriziert­en. „You Have Stolen My Heart“ist auch so ein Leisetrete­r, raffiniert in Rhythmus und Melodiefüh­rung. Die zurückgeno­mmene Atmosphäre steht Fallon fantastisc­h, weil seine mal samtige, mal heisere Stimme so noch besser zur Geltung kommt.

Produziert wurde das Album übrigens von Peter Katis, der für seine Arbeit mit der US-Indierockg­röße The National und deren Album „Sleep Well Beast“2017 den Musikpreis Grammy bekam.

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