Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Tanzen in Corona-Zeiten

Dua Lipa setzt auf Party, Spaß, Liebe und Haltung

- Von Thomas Bremser

BERLIN (dpa) - Es ist ein ungewöhnli­cher Schritt in diesen Tagen: Während Sängerinne­n wie Alicia Keys oder Lady Gaga ihre Albumveröf­fentlichun­gen wegen der CoronaPand­emie verschiebe­n, geht Dua Lipa einen anderen Weg. Die Musikerin aus London hat „Future Nostalgia“um eine Woche vorgezogen – vom 3. April auf den 27. März.

Für ihre Fans dürften die elf neuen Tracks eine willkommen­e Abwechslun­g in eher düsteren Zeiten sein. Denn die 24-Jährige, die durch Hits wie „New Rules“und „One Kiss“bekannt wurde, konzentrie­rt sich auf tanzbare Uptempo-Nummern. „Ich wollte, dass die Leute Spaß haben. Es ist definitiv ein Spaßalbum.“

Und positive Stimmung kann die Welt in der Tat gut gebrauchen. Auch wenn die durchweg tanzbaren Nummern vorerst im eigenen Wohnzimmer für Bewegung sorgen dürften und nicht in den Clubs. Die fürs Frühjahr geplante Tour musste die Sängerin auf 2021 verschiebe­n.

Ein Disco-Gefühl stellt sich aber mit „Future Nostalgia“auf jeden Fall ein, das hatten die ersten Singles „Don't Start Now“und „Physical“bereits angedeutet. Die britische Sängerin mit kosovarisc­hen Wurzeln verbindet geschickt den DiscoSound der 70er- und 80er-Jahre mit modernen Elektro-Beats, wie etwa auf der aktuellen Single „Break My Heart“oder „Hallucinat­e“.

„Meine Eltern haben mich in der Kindheit musikalisc­h natürlich sehr geprägt. Neben Pop haben sie Prince, Blondie, Jamiroquai oder Moloko gehört. All diese Künstler haben mich auch bei diesem Album inspiriert“, erklärt die zweifache Grammy-Gewinnerin.

Die musikalisc­he Zeitreise zeigt sich vor allem auf dem Track „Love

Again“, der zu den Highlights des Albums zählt. Das lange Intro wird vom Sampler des Songs „Your Woman“von White Town (1997) unterlegt. Der wiederum basiert auf einem Trompeten-Solo des südafrikan­ischen Jazzmusike­rs Al Bowlly.

„Es ist ein Stück Nostalgie aus den 1930er-Jahren in diesem modernen Song verpackt. Und es fühlt sich dennoch sehr organisch an. Das hat mich fasziniert“, sagt Dua Lipa. Textlich gehöre das Lied zu den persönlich­sten des Albums. Es geht – wie bei vielen anderen Tracks – um einen Verflossen­en.

Obwohl es vornehmlic­h um Party, Spaß und Liebe geht, zeigt die britische Musikerin Haltung. Sie will Frauen ermuntern, stark zu sein und sich nichts gefallen zu lassen. In „Future Nostalgia“heißt es etwa: „Egal, was du machst. Ich kriege es ohne dich hin. Ich weiß, dass du einen weiblichen Alpha nicht gewohnt bist.“

Und im nachdenkli­chen Abschlusst­rack „Boys Will Be Boys“, der zu den ruhigeren gehört, geht es der Unicef-Botschafte­rin um die ständige Angst von Frauen, sexuell belästigt zu werden. „Es ist selbstvers­tändliche Gewohnheit, vor dem Sonnenunte­rgang nach Hause zu gehen“, singt sie.

„Wir müssen die Plattforme­n, die uns zur Verfügung stehen, nutzen, um über Dinge zu reden, die uns wichtig sind“, sagt Dua Lipa selbstbewu­sst. Auch die Musikbranc­he sei noch zu männerdomi­niert, obwohl es sich langsam bessere. Mit „Future Nostalgia“geht Lipa ebenfalls einen Schritt in die richtige Richtung.

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