Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Keine Scheu: Helfer haben noch Kapazitäten
Zwischenbilanz der Initiativen „we care Meckenbeuren“und „TSV hilft“– Bieggers Lieferservice ist stark gefragt
MECKENBEUREN - Vielgesichtig sind in der Schussengemeinde die Ansätze, in Corona-Zeiten Hilfe für die Allgemeinheit zu leisten. Deren drei hat die SZ aufgegriffen und nach bisherigen Erfahrungen gefragt:
Als „offizielle Version“darf „we care Meckenbeuren“gelten, das in Zusammenarbeit mit der Gemeinde vorgeht. Als „Bindeglied“für die private Initiative ist Margit Zanker im Rathaus die Ansprechpartnerin: Von „vereinzelten Anrufen“berichtet sie auf SZ-Anfrage, was ein oder zwei am Tag meint.
Ihre Erfahrung ist, dass es mehr Menschen gibt, die Hilfe anbieten als anfragen. Was Margit Zanker positiv wertet: „Viele haben privat ein gutes Netzwerk“, ist sie optimistisch, dass sich die Meckenbeurer auf dem kurzen Weg umeinander kümmern.
Was die Bedeutung der Hilfsinitiativen nicht schmälert: „Gut, dass es solche Angebote gibt“, hebt Margit Zanker hervor.
Der Ablauf zwischen Rathaus und „we care“hat sich eingespielt. Wer sich bei Margit Zanker meldet, wird gefragt, was er/sie möchte. Die Liste mit den Wünschen übermittelt Zanker dann abends an „we care“.
„Das Angebot wird hauptsächlich bislang für Einkaufszwecke genutzt“, teilen die Initiatorinnen Julia Huchler und Steffi Vogel auf SZ-Anfrage mit. Ihre Erkenntnisse decken sich dabei mit jenen von Margit Zanker: „Wir glauben fest daran, dass es ein sehr gesundes Gemeindeleben gibt, über das die allermeisten Personen, die aktuell Hilfe brauchen, schon privat abgedeckt sind.“
Dass die Nutzung ihrer Plattform durchaus noch „Luft nach oben“hat, empfinden sie unter diesem Aspekt „als sehr positives Zeichen“, „wenngleich wir in der Lage wären, viele Engel loszuschicken“. Deren Angebote reichen breit gefächert von Spaziergangbegleitung und Gassi gehen über Telefonate zum Reden bis zu Einkäufen und Fahrdiensten. „Wir haben in kürzester Zeit ein Netzwerk aufbauen können mit rund 400 Personen, wovon die meisten überaus flexibel und spontan sind“, freuen sich Julia Huchler und Steffi Vogel, die jedem Einzelnen „von Herzen“danken. Auch die Zusammenarbeit mit dem Rathaus „funktioniert wirklich sehr gut“.
So langsam hat es sich herumgesprochen: Die aktiven Fußballer des TSV Meckenbeuren unterstützen Menschen, die zur Corona-Risikogruppe gehören oder in Quarantäne sind. Die anfangs zögerliche Resonanz habe sich dank Mund-zuMund-Propaganda und Veröffentlichungen (darunter in der SZ) gewandelt, kann Manuel Müller von vermehrten
GGAnfragen berichten. Wobei auch für die Aktion „TSV hilft“gilt, dass noch mehr Leute versorgt werden könnten.
War doch Manuel Müller zufolge eine erste positive Überraschung, dass sich über den TSV hinaus Helfer gemeldet haben. Mit derzeit 15 Mann sind die Fußballer im Einsatz, könnten aber durchaus noch mehr Unterstützer mobilisieren.
Die Bausteine des täglichen Ablaufs: Auf den beiden Telefonnummern (siehe Info-Punkt) werden von 13 bis 16 Uhr die Bestellungen entgegen genommen, die am nächsten Tag ausgeliefert werden. „Die meisten wissen, was sie wollen“, lobt Manuel Müller die reibungslosen Telefonate, bei denen auch ein ungefährer Termin
für die Anlieferung vereinbart wird, sodass sich beide Seiten darauf einstellen können.
Manuel Müller gibt die Bestellungen in die interne Gruppe weiter, von der dann eingekauft und ausgeliefert wird. Dabei sind Handschuhe für die Helfer ebenso obligatorisch wie Desinfektionsmittel.
Vor der Übergabe an den Kunden gibt es nochmals einen Anruf, um die ungefähre Ankunftszeit durchzugeben und einen Ort zu vereinbaren, an dem Bestellung und Geld hinterlegt werden. Die Bezahlung selbst erfolgt ohne direkten Kontakt und in bar bei der Lieferung. Ob das Gewünschte in der Tüte ist, lässt sich dabei ebenso prüfen wie der Geldbetrag – so viel Zeit darf sein.
Noch zurückhaltend wird das Angebot für Botendienste angenommen – ein Gang zur Apotheke hatte schon mal dazu gehört, kann aber ebenso zur Post führen.
Erkennbar an ihren Trainingsjacken samt „TSV hilft“-Logo werden die Helfer zuweilen angesprochen und für ihr Engagement gelobt. Was ebenso zur positiven Resonanz gehört wie nachträgliche Anrufe aus dem Kundenkreis samt Dankesworten – „das gibt schon ein wirklich gutes Gefühl“, vermittelt Müller gerne weiter. „Unser primäres Ziel ist es verschiedene Personengruppen, aber vor allem auch Risikogruppen zu erreichen“, hatte er zum Hintergrund der Aktion gesagt. „In der momentanen außergewöhnlichen Situation
geht es nicht um uns, sondern nur darum sich solidarisch zu zeigen und gesamtgesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen.“
Früh in der Pandemie hat Bieggers Hofladen in Schwarzenbach einen Lieferservice angeboten. „Aufgrund der aktuellen Situation liefern wir ab sofort von Dienstag bis Samstag“, ist der Facebook-Seite zu entnehmen. Was für rege Nachfrage spricht und auf SZ-Anfrage im Hause Biegger so bestätigt wird. „Der Lieferservice wird wirklich dankend angenommen“, sagt Renate Biegger, die eine solche Resonanz nicht erwartet hat. Im Gebiet zwischen Tettnang und Ravensburg hat sich fast schon eine Stammkundschaft ergeben, die vormittags beliefert wird. Und die gerne noch wachsen darf ...
Auf der Homepage (www.hopfenstube-biegger.de) sind neben den Öffnungszeiten des Hofladens auch die Kontaktmöglichkeiten, Warenliste und Modalitäten einzusehen. Wer abseits aller eingeschränkten Kontakte die telefonische Absprache bevorzugt, der wählt 07542 / 49 85.
GBestellungen an die TSV-Helfer lassen sich übermitteln unter Telefon 0170 / 171 75 66 (oder Telefon 0176 / 23 31 08 98). Wer „we care“erreichen will, kann dies unter Telefon 07542/40 32 07 (Margit Zanker) tun oder mailt an G»