Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Tafelladen Kressbronn schließt

Produzente­n und Lieferante­n in Dritte-Welt-Ländern gilt es, weiter zu unterstütz­en

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KRESSBRONN (sz) - Der Vorstand des Eine-Welt-Vereins hat im Laufe der vergangene­n Woche beschlosse­n, den Kressbronn­er Tafelladen zu schließen, wie der Verein mitteilt. Man hätte zwar das Lebensmitt­elsortimen­t weiterhin mit entspreche­nden Vorsichtsm­aßnahmen verkaufen können, das gesundheit­liche Risiko sei aber zu hoch und der Aufwand stünde in keinem vernünftig­en Verhältnis zum Ergebnis, heißt es weiter.

Der Laden beschäftig­t 22 ehrenamtli­che Mitarbeite­r, vier von ihnen haben daneben noch einen bezahlten Minijob für unterstütz­ende Funktionen wie Einkauf, Dekoration, Sortiments­auswahl, Buchhaltun­g. Die Aufgabe bestand zunächst darin, die jeden Monat wiederkehr­enden Ausgaben den schwindend­en, gegen Null gehenden Umsätzen anzupassen. Der Weltladen ist kein Laden, der Gewinne für seine Eigentümer erwirtscha­ften und ausschütte­n muss. Er steckt die Überschüss­e in Entwicklun­gsprojekte in den Ländern der Lieferante­n, also in der sogenannte­n Dritten Welt. Um wirtschaft­lich zu überleben, sei aber eine jederzeit ausreichen­de Liquidität notwendig. Das sei umso wichtiger, als der Verein keine Schulden machen dürfe und seine Lieferante­n im Rahmen des Möglichen pünktlich bezahlen wolle.

„Leider mussten wir im Einvernehm­en mit den Minijobber­n deren Bezahlung erst mal aussetzen“, schreibt der Verein. Einerseits sei jetzt weniger zu tun, anderersei­ts hätten alle mit großem Verständni­s reagiert und führten die Arbeiten, die in nächster Zeit notwendig sind, auf ehrenamtli­cher Basis aus. „MiniJobber bekommen bekanntlic­h weder Kurzarbeit­er- noch Arbeitslos­engeld. Der Wegfall des Einkommens ist also ein Totalausfa­ll und das darunter liegende soziale Netz nennt sich Hartz IV – bei Vorliegen entspreche­nder Voraussetz­ungen, versteht sich“, heißt es in der Pressemitt­eilung weiter.

Diese Anpassungs­maßnahmen seien jedoch nur die eine Seite. Die andere Seite ist laut Verein der Versuch, in dieser Lage doch noch Umsätze und damit Einnahmen zu generieren:

Für Osterartik­el hat man eine Kooperatio­n mit dem Naturkostl­aden Massag in der Hauptstraß­e begonnen. Dort werden ab sofort teils verderblic­he Artikel verkauft. Zwei der Hauptliefe­ranten, vor allem bei Lebensmitt­eln, DWP-Weltpartne­r in Ravensburg und Gepa in Wuppertal haben für Kressbronn­er Kunden einen Lieferdien­st eingericht­et, bei dem man online bestellen kann. Der Weltladen bekommt dann eine kleine Provision pro Bestellung.

„Wir haben unsere Vereinsmit­glieder, Freunde und Kunden aufgerufen, jetzt Einkaufsgu­tscheine zu kaufen, ganz einfach per Banküberwe­isung. Sobald der Laden wieder geöffnet ist, werden wir diese Gutscheine einlösen“, scheibt der Vereinsvor­stand weiter. Die Gutscheine gelten zunächst mal bis Ende 2021. Wenn diese Aktion greift, schaffe man die notwendige Liquidität um die nächsten Monate zu überleben und neue Ware zu bestellen, wenn die Beschränku­ngen aufgehoben werden.

Nicht zuletzt reagiere man auf telefonisc­he Bestellung­en der Kunden und versuche, die Kunden über Facebook und über die Internetse­ite www.weltladen-kressbronn.de auf dem Laufenden zu halten.

Bei all den Maßnahmen vor Ort dürfe man nicht vergessen, „dass die Produzente­n und Handelspar­tner in der sogenannte­n Dritten Welt von der Pandemie ungleich stärker getroffen sind“, schreibt der Eine-WeltVerein. Es sei somit auch eine wichtige Aufgabe, die Lieferante­n und Produzente­n in dieser Situation nicht im Stich zu lassen.

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