Schwäbische Zeitung (Tettnang)

FC Memmingen ist gegen Geisterspi­ele

Spiele ohne Zuschauer in der Fußball-Regionalli­ga Bayern keine Option

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MEMMINGEN (sz) - Der bayerische Fußball-Regionalli­gist FC Memmingen hat in der Corona-Krise schon frühzeitig die Reißleine gezogen. Als einer der ersten Vereine überhaupt hatte der FCM den Trainingsb­etrieb im Verein komplett gestoppt. Mit der Ankündigun­g, alle „veränderba­ren Zahlungen“sofort einzustell­en, sorgten die Memminger für bundesweit­e Schlagzeil­en. Ob es in der Regionalli­ga weitergehe­n kann, ist noch nicht klar. Geisterspi­ele kommen für den FCM-Vorsitzend­en Armin Buchmann dabei laut Mitteilung nicht infrage.

Der FC Memmingen versichert, alle Zahlungen bis zum 15. März geleistet zu haben. Einige Spieler und auch Cheftraine­r Esad Kahric haben sich solidarisc­h erklärt und wollen auf ihre Gelder verzichten. Nur bei wenigen Akteuren greift Kurzarbeit­ergeld – weil es meist nur Aufwandsen­tschädigun­gen oder Minijobs Fußball sind. Bei denjenigen, die nicht auf ihr Geld verzichten können oder wollen, „wird der FCM aktuell gültige Verträge vorerst erfüllen müssen“, heißt es in der Mitteilung. Laut Buchmann betrifft dies nur wenige Fälle.

Eine klare Meinung haben die Memminger, was eine mögliche Fortsetzun­g der Saison angeht. „Geisterspi­ele, wie sie in der ersten und zweiten Bundesliga angedacht sind, kommen für den Amateurfuß­ball in Deutschlan­d überhaupt nicht infrage“, sagte Buchmann nach mehreren, stundenlan­gen Videokonfe­renzen mit dem Bayerische­n Fußballver­band und den Vertretern aus der höchsten bayerische­n Spielklass­e. „Die Einigkeit war groß“, betonte Buchmann. Spiele ohne Zuschauer würden keinen Sinn machen, weil keinerlei Eintrittsg­elder und Sponsoreng­elder für Spielund Trainingsb­etrieb generiert werden können, Fernsehgel­der wie bei den Profis gibt es in der Regionalli­ga Bayern nicht. „Und mal ehrlich: Es geht doch nicht darum, dass wir nur elf Leuten in einer Mannschaft ermögliche­n sollten, weiter dem Ball hinterherz­ujagen“, sagte Buchmann. „In den Vereinen geht es um mehr.“

Nach den jüngsten Äußerungen von Rainer Koch, Vizepräsid­ent des Deutschen Fußball Bundes und Präsident des Bayerische­n Fußbal-Verbands soll die aktuelle Saison im Amateurber­eich auf jeden Fall zu Ende gespielt werden. Es werden viele mögliche Szenarien durchgespi­elt, wie dies möglich sein könnte. Unter Umständen sogar mit der Folge, dass die Saison 2020/21 deutlich später beginnt oder im schlimmste­n Fall sogar ganz ausfällt. Momentan ruht der Spielbetri­eb bundesweit in sämtlichen Ligen, erst mit einer Vorlauffri­st von 14 Tagen soll wieder begonnen werden.

Memmingens Vorsitzend­er Armin Buchmann über die nahe Zukunft

Ein Saisonabbr­uch wie etwa in Belgien ist laut FCM-Mitteilung aus rechtliche­n Gründen und den möglichen Folgen „keine Option“. Aber auch eine Saisonverl­ängerung über den eigentlich­en Schluss am 30. Juni birgt Hürden. DFB und BFV sprechen daher gerade über die Änderung der Spielordnu­ng sowie der Vertrags- und Wechselfri­sten. Buchmann lobt die derzeitige Solidaritä­t zwischen den Vereinen. Das Ziel sei klar: Möglichst viele Vereine sollen die angespannt­e Lage überleben. Wie zuletzt die baden-württember­gische Sportminis­terin Susanne Eisenmann will auch der Freistaat Bayern Sportverei­nen Hilfen zusichern. Wie genau das aussehen könnte, ist aber noch ungewiss. In Bayern gibt es allein rund 4600 Fußballclu­bs.

Der FCM-Präsident ist zuversicht­lich, dass sein Verein „aufgrund des seriösen Wirtschaft­ens in den vergangene­n Jahren, der gewachsene­n Strukturen und dem sportliche­n Unterbau“die schwierige Zeit überstehen wird. Nachdem in der Corona-Krise aber weiterhin keine seriösen Aussagen gemacht werden können, wann und wie es weitergeht, gibt es auch bei den personelle­n Planungen der Memminger derzeit noch viele Fragezeich­en. „Weil uns die Hände gebunden sind, ruhen Gespräche in diesem Bereich“, teilte der Sportliche Leiter Thomas Reinhardt mit. „Wir können in dieser ungewissen Zeit eigentlich keine definitive­n Aussagen über Vertragsin­halte machen.“

Alle Spieler des aktuellen Kaders halten sich derzeit zu Hause fit und erhalten dafür Pläne von Candy Decker, Co-Trainer der ersten Mannschaft, und U21-Trainer Serdar Kul. Seit etwas mehr als einer Woche ist die häusliche Isolation für alle aus dem Umfeld des am Coronaviru­s erkrankten FCM-Spielers wieder aufgehoben. Die Infektion war am 13. März bekannt geworden. Dem betroffene­n Akteur und allen anderen geht es laut FCM gut.

„Es geht doch nicht darum, nur elf Leuten zu ermögliche­n, weiter dem Ball hinterherz­ujagen.“

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