Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Polizei kontrolliert vom Zeppelin aus
Präsidium Ravensburg will Gruppen so besser aufspüren – Bodenseeregion steht im Fokus
BODENSEE/OBERSCHWABEN - Polizisten werden am Osterwochenende vom Zeppelin aus kontrollieren, ob die Corona-Verordnungen in der Region Bodensee-Oberschwaben eingehalten werden. Darüber informierte das Polizeipräsidium Ravensburg am Mittwoch in einer Pressemitteilung. Bei den Flügen im Zeppelin NT der Deutschen Zeppelin-Reederei steht die Bodenseeregion im Fokus – aus einem ganz bestimmten Grund.
Auf die Idee, den Zeppelin auch für Kontrollen zu nutzen, kam die Polizei durch bisherige „Corona-Einsätze“der Flugmaschine. Auf Initiative der Stadt Friedrichshafen war der Zeppelin NT mit der Aufschrift „#allefüralle“bereits am vergangenen Wochenende in der Region unterwegs, um die Menschen daran zu erinnern, trotz der frühlingshaften Temperaturen weiterhin zu Hause zu bleiben (die SZ berichtete). Damit solle zudem ein Zeichen der Zuversicht und des Zusammenhalts an die Bevölkerung gesendet werden, hieß es in einer Mitteilung der Reederei.
In den Verwaltungsstäben der Polizei kam man schließlich auf den Gedanken, die Flüge mit dem Zeppelin NT auch für eigene Zwecke zu nutzen. Nun wird der Zeppelin von Karfreitag bis Ostermontag im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Ravensburg unterwegs sein. Maximal sechs Polizeibeamte sind mit an Bord, um sich von oben einen Überblick darüber verschaffen, ob die Corona-Verordnung eingehalten wird. Am Steuer sitzen zwei Piloten der Deutschen Zeppelin-Reederei. Auf die Einhaltung der Abstandsregeln werde selbstverständlich geachtet. Die Beamten in der Luft stünden dabei in Funkkontakt mit Streifenwagenbesatzungen am Boden, die bei einer Entdeckung die jeweilige Situation überprüfen und, falls nötig, auch weitere Maßnahmen ergreifen können. „Der Zeppelin dient nur zur Beobachtung“, betont Sauter. Daher würden auch keine Videoaufnahmen angefertigt. Der Zeppelin werde wie bei allen regulären Passagierflügen in circa 300 Metern Höhe über dem Boden fliegen und alle Regeln für die allgemeinen zivilen Luftfahrt einhalten, gibt Andrea Fischer, Sprecherin der Deutschen Zeppelin-Reederei, außerdem Auskunft.
Geplant ist laut Fischer täglich ein Flug von jeweils circa vier Stunden Dauer, jeweils in den Nachmittagsstunden. „Über weitere Flüge wird nach dem Osterwochenende entschieden.“
Bei einem Überflug mit dem Zeppelin NT können aufgrund von Flughöhe und -geschwindigkeit sehr genau Menschengruppierungen im öffentlichen Raum erkannt werden, die sonst durch Streifenwagenbesatzungen
schwer zu entdecken sind. Dazu zählen laut Polizeisprecher Sauter besonders Orte in Ufernähe. Deshalb stehe die Bodenseeregion natürlich im Vordergrund bei den Kontrollen aus der Luft.
Die Deutsche Zeppelin-Reederei führt die Flüge laut Unternehmenssprecherin zu Selbstkosten in Kooperation mit der Zeppelin-Stiftung der Stadt Friedrichshafen durch. Die Polizei bestätigt, dass sie sich finanziell nicht daran beteilige. Die Flüge würden, so Sauter, auch ohne die Beamten durchgeführt – die Polizei nutze lediglich das vorhandene Angebot mit.
Polizeipräsident Uwe Stürmer nutzte die Gelegenheit, um sich bei der Bevölkerung für die bisherige
Disziplin, die Akzeptanz und das Verständnis für die Vorgaben zu bedanken. Nach wie vor halte sich der Großteil daran, die Uneinsichtigen müssten eben durch Anzeigen und entsprechende Bußgelder „überzeugt“werden.
„Wir freuen uns, einen Beitrag zur Eindämmung der Pandemie leisten zu können, indem wir die wichtige Arbeit der Polizei unterstützen“, wird der Geschäftsführer der Deutschen Zeppelin-Reederei GmbH, Eckhard Breuer, in der Mitteilung zitiert. Der Zeppelin NT sei perfekt für derartige Missionen geeignet – er fliege sehr leise und mit geringen Abgasemissionen. Ob der Zeppelin auch künftig für die Polizei von Bedeutung sein könnte, ist noch unklar.
Viele Vorteile bietet er jedenfalls, wie Fischer von der Deutschen Zeppelin-Reederei konkretisiert: „Der Zeppelin NT ist prädestiniert für alle Arten von Beobachtungsflügen, sei es für touristische Passagiere, für wissenschaftliche Zwecke oder auch für polizeiliche Aufgaben. Er kann bis zu zehn Stunden und länger in geringer Höhe fliegen, dabei sehr langsam fliegen und auf der Stelle schweben.
Dabei ist er deutlich leiser als ein Hubschrauber.“Dieser geräuscharme Flug war schon bei einem früheren Einsatz gefragt: 2005 kam der Zeppelin NT beim Weltjugendtag und Papstbesuch für die Verkehrsüberwachung der Kölner Polizei zum Einsatz.