Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Wie die Krise zusammenfü­hren kann

Mitarbeite­r von Berufsbild­ungswerk und Liebenau Service bilden gemeinsame Teams

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MECKENBEUR­EN (sz) - Dass die Krise auch Chancen für Neues bieten kann, zeigt ein Beispiel aus der Stiftung Liebenau. Mitarbeite­nde aus dem Berufsbild­ungswerk (BBW) in Ravensburg und aus der Liebenau Service (LiSe) stemmen in der Liebenauer Küche und Wäscherei den Arbeitsall­tag mit vereinten Kräften.

So werde die Einsatzfäh­igkeit sichergest­ellt, falls Kollegen krankheits­bedingt ausfallen sollten, teilt die Stiftung Liebenau mit. Jeweils zwei fest eingeteilt­e Teams wechseln sich in Früh- und Spätschich­ten ab, sodass es zu keinerlei Berührungs­kontakten kommen kann. Dies sei in so einem Krisenfall, ähnlich wie in den Pflegeheim­en, notwendig.

Arbeitsfel­der im BBW und in der LiSe decken sich bereits teilweise, auch auf Geschäftsf­ührungsebe­ne gibt es Überschnei­dungen: Christian Braun (BBW) ist ebenfalls in der Geschäftsf­ührung der LiSe, zusammen mit Frank Moscherosc­h. Auch die beiden Küchen arbeiten Seite an Seite. Bereits Ende 2019 konnten sich die Teams bei den Vorbereitu­ngen zum geplanten Festakt zum 150-jährigen Bestehen beschnuppe­rn, da sie zusammen das Menü zubereiten sollten. Und durch die coronabedi­ngte vorübergeh­ende Aussetzung des Präsenzbet­riebs hatte das BBW freie Kapazitäte­n.

„Schon beim ersten Treffen war die Sympathie vorhanden. Die gegenseiti­ge Wertschätz­ung war enorm“, berichtet Silke Mayer vom Catering der LiSe. Auch nach Absage des Festakts wollte man die Zusammenar­beit aufrechter­halten. Nun unterstütz­en sechs Kollegen, bestehend aus vier Köchen, einer Person in der Arbeitsvor­bereitung und einer Spülhilfe, die Küche in Liebenau. Immerhin müssen 100 Wohngruppe­n in

Liebenau, Hegenberg und Rosenharz pünktlich mit Essen beliefert werden. Da die BBW-Köche ihre Speisen im „Cook and Serve“-Verfahren herstellen und die LiSe im „Cook and Chill“-Verfahren kocht, musste man sich etwas anpassen. Doch das funktionie­re reibungslo­s, heißt es in der Mitteilung der Stiftung Liebenau.

In der Wäscherei wurde die Werkstatt für Menschen mit Behinderun­gen (WfbM) aufgrund der PandemieVe­rordnung geschlosse­n. Von heute auf morgen fehlten dort die Werkstattb­eschäftigt­en beim Wäschelege­n. Das BBW hatte sich angeboten, Arbeitskrä­fte nach Liebenau zu entsenden. Nun arbeiten hier zwölf Beschäftig­te aus dem BBW mit – ebenso in zwei Teams und in zwei Schichten.

Im Gegensatz zum Küchenteam waren sich vorher alle fremd, keiner kannte sich. „Dennoch ist es so schön zu sehen, wie man sich in solchen Notlagen gegenseiti­g aushilft, ohne zu hinterfrag­en“, sagt Carmen Martin, Leiterin der Produktion. Die Kollegen haben die Teams selbst zusammenge­stellt. Eine schriftlic­he Übergabe von der einen Schicht zur anderen gewährleis­tet, dass keine Informatio­nen untergehen. Auf liebevolle Art und Weise schreiben sie sich gegenseiti­g Zettel: „Wir wünschen euch ein angenehmes Arbeiten!“, „Wir vermissen euch“oder „Bleibt gesund“.

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FOTO: STIFTUNG

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