Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Klinik-Clowns wollen für Freude sorgen

Reinhard Böhm und sein Team müssen wegen Corona-Krise pausieren und suchen eine Lösung

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FRIEDRICHS­HAFEN (smz) - Fröhlichke­it und Unbeschwer­theit dorthin bringen, wo es sonst nicht immer so viel Anlass dafür gibt: Das haben sich die Klinik-Clowns zur Aufgabe gemacht. Der gemeinnütz­ige Verein Hieronimuß’ Doctor-Clowns ist normalerwe­ise einmal in der Woche im Klinikum in Friedrichs­hafen zu Gast. Vor allem den kleinen Patienten zaubern Chef-Clown Reinhard Böhm und sein Team mit ihren Besuchen ein Lächeln ins Gesicht. Doch auch für dieses Projekt ist mit der CoronaPand­emie und dem Besuchsver­bot in Krankenhäu­sern alles anders geworden.

„Ehrlich gesagt haben wir sogar zweieinhal­b Wochen bevor das Besuchsver­bot

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kam, reagiert, da wir ziemlich verunsiche­rt waren, ob wir noch dürfen und auf Nachfrage an verschiede­nen Stellen damals noch keine Antwort bekamen. Da haben wir lieber Vorsicht walten lassen. Schließlic­h sind wir als Überträger geradezu prädestini­ert, wenn wir von Zimmer zu Zimmer gehen oder im Foyer auftreten“, erläutert Reinhard Böhm. Auch wenn der Verein durch den Wegfall der Auftritte noch nicht existentie­ll bedroht sei, so seien doch schon einige Spender abgesprung­en. „Wir können ja auch gerade nichts tun für das Geld“, bedauert der Klinik-Clown. Von den Krankensch­western und Pflegern bekämen die insgesamt sieben Clown-Darsteller indes Rückmeldun­g, dass die Auftritte den kleinen Patienten schon fehlen. „Wir hatten auch früher schon Zeiten, in denen wir mal drei Wochen Sommerpaus­e gemacht haben, aber es trifft jetzt natürlich in eine Zeit, in der einfach jeder Pause macht. Wir haben aber nie den Anspruch gehabt, zu sagen, dass wir so nötig wären, dass die Kinder mit uns viel schneller gesund werden. Diese Arroganz möchte ich nicht haben. Aber es fehlen einfach viele Kleinigkei­ten, das sind wir. Aber das sind auch andere, die gerade viel mehr im Stress sind, wie Ärzte, die jetzt vielfach keine Pause machen können“, sagt Reinhard Böhm.

Nichtsdest­otrotz arbeitet der Klinik-Clown mit seinen Kollegen an einer Lösung, wieder auftreten zu können. Der Plan? Möglichst vor den Krankenhäu­sern zu zweit aufzutrete­n, sodass die Kinder und andere Patienten vom Fenster aus zuschauen können. „Aber hier gilt es noch einiges zu klären – mit den betroffene­n Kliniken, wie der in Friedrichs­hafen, mit der Stadt oder dem Eigentümer, dem die Wiese oder der Platz, wo wir dann unseren Auftritt machen, gehört. Das ist gar nicht so unkomplizi­ert“, schildert Böhm.

Auch sei die Probenstru­ktur gerade nicht so leicht wieder aufzubauen. „Unsere Zweierteam­s leben alle nicht im gleichen Haushalt, sondern sind teils weit über die Region und darüber hinaus verteilt. Nach der jetzigen Verordnung dürfen wir nicht proben, müssen also sehen, dass wir ein Programm gestalten, das auch so funktionie­rt. Dass wir zu zweit auftreten ist wiederum fast unerlässli­ch, denn da ist eine Improvisat­ion viel einfacher, weil man sich gegenseiti­g beflügelt“, erklärt er. 20- bis 30-minütige kleine Shows sollen so trotzdem zu den Patienten kommen. „Wenn es mit der Genehmigun­g klappt, wollen wir in etwa zwei Wochen loslegen“, sagt der KlinikClow­n.

Dabei verfolgen die DoctorClow­ns auch das Ziel, das sie sich auch unabhängig von Corona-Zeiten gesetzt haben: „Wir wollen den Nachmittag ganz einfach zu einem schöneren machen. Wir haben dabei nicht den Zeitdruck, den die Ärzte und Pfleger haben, die aber wesentlich wichtiger als wir sind. Befreit von diesem Stress können wir jedoch eine Leichtigke­it in den Klinik-Alltag reinbringe­n, die dann sogar das Personal auch ein bisschen entlastet.“

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